Cliff Chase sagt bei der Frage nach den besten Studiomonitoren für den Axe-FX immer, man soll sich die besten, linearsten Studiomonitore kaufen, die man sich leisten kann. Und wenn es um Live-Monitore geht, soll man sich die besten, linearsten Monitor-Boxen kaufen, die das Budget hergibt. DAS ist der Ansatz. ALLES kommt vom Axe-FX, die Monitore müssen nur noch laut machen, und das möglichst linear. Nix mit spezielle Boxen für Clean oder spezielle Boxen für Metal.
Dem würde ich im Grundstz zustimmen wollen.
- Die PA-Variante AxeFx >> FOH (Amp/Cab-Modeling On) muss man vergleichen mit einem realen Amp, der möglichst dem gemodelten entspricht,
einer angeschlossenen realen Box, die möglichst in Bauform und Speakerausstattung der Cab-Sim entspricht, hier wäre natürlich eine IR von der
verwendeten realen Box ideal, und einer Mikrofonierung dieses Echt-Systems mit dem gleichen Mike-Typ, mit dem die IR "geschossen" wurde.
Hierbei sollte die Mikrofonposition vor der Box ebenfalls möglichst nahe an die Position kommen, die bei der Erstellung der IR verwendet wurde.
Das Mikrofon geht dann ebenfalls in's FOH.
Generell drehen wir uns im Kreis. Es ist ja nicht das erste mal in diesem Forum, wo die gesamte Thematik incl. Fallstricke reale Box vs FRFR abgehandelt worden wäre. Genau diesen von Dir beschrieben Test habe ich auf dem niederländischen Axe-Fest 2016 vor versammelter Mannschaft gemacht. Das war für einige Anwesende, die danach auf mich zukamen wohl in der Tat ein "eye opener". Die kleine Power Point Präsentation habe ich
hier als PDF nochmal eingestellt, die bringt es eigentlich kurz und bündig auf den Punkt.
Wenn die Matrix wie "Amp in the room" klingen soll, muß sie ja auch alle Frequenzanteile der Originalbox/Speaker wiedergebe - mit einer SingleIR wird das nie so klingen. Sind da die Multi-Cab oder FocusIR von Markus die richtige Wahl?
Jein, weil das meiner Meinung nach gar nicht der springendste Punkt ist. Nährungsweise dürfte ein Mix, der verschiedene Abhörpunkte der Box/Lautsprechers "mittelt" vielleicht ein probateres Mittel sein, um sich dem Klang der realen Box zu nähern. Oder aber man nähert sich über eine Mikrofonierung, die der Abhörposition des Hörers der realen Box entspricht, oder, oder, oder ... hat alles Vor und viele Nachteile. Ein close mic Mix hört die reale Box immer noch aus einer anderen Perspektive, als der Hörer im Raum, der 2 Meter von der Box seine Ohren 1m über der Box hat. Bedeutet in der Realität: Weniger Bass, weniger Höhen, mehr Mitten, aber vor allem viel mehr Raum! Positioniere ich also ein Mikrofon an des Hörers Ohr, wäre wieder zuviel Mischmasch aus Box und Raum in der IR. Spielte ich diese dann wieder über einen Monitor im Raum, puste ich includierten Raum in einen realen Raum, den der Hörer dann wieder hört ... ein probates Mittel wäre auch, wollte ich die FRFR wie die reale Box kingen lassen, dass ich eben per EQ der IR die Bässe und Höhen nehme, bzw. die Mitten dazupacke, die sich durch die Abhörposition ändern (Close mic vs. farfield Ohren). manche hersteller bieten ja solche IRs sogar an. Ich tue das nicht, weil es meiner Meinung nach viel mehr sinn macht, das wenn gewünscht, selber - kontrolliert - auf die eigenen Bedürfnisse (und unwägbarkeiten) der eigenen Monitor Situation zu erarbeiten. Sowas als quasi preset-artig vorzukonfigurieren empfinde ich als schlechten Kompromiss. Ganz zu schweigen, dass man es auch nicht zwingend braucht, IMO.
Wir drehen uns hier im Kreis. Wir reden immer nur über Frequenzen, selten über psychoakustische Eigenschaften und Abstrahlverhalten. Da liegt der Hase meiner Meinung nach viel eher im Pfeffer. Ich würde auch nicht per se unterschreiben wollen, dass die "reale Gitarrenbox" wohl meistens gegenüber der FRFFR Lösung gewinnen würde - im Äpfel mit Birnen Raumabhör-Vergleich. Ich habe es auch schon oft in diesem Forum gelesen, dass die FRFR Lösung bevorzugt wird. Lauter, brachialer, mehr Bums ... whatever. Wo FRFR aber meiner Meinung nach immer im Nachteil ist, bzw. was FRFR Lösungen einfach gar nicht gut können - oder neutraler gesagt - nicht so übersetzen, wie Gitarrenboxen, sind psychoakustische Eigenschaften, die reale Boxen teilweise machen. Nehmen wir mal einen kleinwattigen Alnico Speaker in einem open back Combo-Gehäuse. Die Ansprache, Klangentwicklung im Raum, etc. habe ich zumindest bis dato von keinem FRFR System gehört. So ein open back Combo strahlt als Resonanzkörper den Schall in alle Richtungen ab, die sehr weichere Aufhängung dieser kleinwattigen Speaker macht ein ganz anderes Impulsverhalten als hart aufgehängte 1000Watt Monitore... oder weis der geier, was da genau warum und wie vor sich geht. Da empfinde ich jedenfalls Unterschiede im Hörempfinden, die nicht kompensierbar sind. Entweder man akzeptiert das und wird auch so glücklich, oder man spielt halt über eine reale Box, wie es viele ja wohl auch genau aus diesem "empfundenen" Grund tun.
Paco sagt ja auch, das ein Monitor einen anderen Job hat, als eine große P.A Anlage. Nicht vom Frequenzgang her, da gilt für alle immer das full range flat response Paradigma. Aber von der Schallentfaltung. Der Monitor soll punktuell bestrahlen, die PA möglichst raumfüllend, Stichwort
Line-Array
Last but not least: Natürlich gibt es Bodenkopplung, bei entsprechender Aufstellung, die den Frequenzgang ändern, die Aufstellungsposition also neben der Abhörposition ein Kriterium ist, das berücksichtigt werden darf. Ich vergleiche das mal mit dem Polardiagramm bei Mikrofonen: Bei einem Multi-pattern Mikrofon ist ja auch in der Wahl des Frequenzgangs zu berücksichtigen, dass der Frequenzgang sich ändert bei Umschaltung von Kugel auf acht oder Niere - ebenso bei Änderung der Schalquelle. Bei seitlichem Schalleinfall werden die hohen Frequenzen meist schlechter berücksichtigt, auch ein Grund dafür, wieso bei Mikrofonen eine Höhenbetonung berücksichtigt wird, um eben im Mittel bei seitlichem Schalleinfall ausgleichen zu können.