Hi Toni,
ich bin auch ein absoluter Fan von Peter Green. Wie dreht man den Stabmangneten des Halshumbuckers um? Kannst du mir einen Tipp geben?
Danke Gruß Peter
Hallo Peter;
Vorab ...
Ich glaube, Du sprichst mich jetzt bereits zum 2ten Mal mit Toni an.
Hab's zwar damals schonmal erwähnt, aber gerne nochmal:
mrgodin = Mike = Michael
Zum
Hals-Pickup-Modding.
1. Am besten eignen sich Gibson-Humbucker der Baureihen Classic 57, Burstbucker 1 & 2 oder Burstbucker Pro.
Einadrig ausgeführt; d.h. ein Anschlusskabel mit
einer Seele und Abschirmung.
2-adrig ausgeführte Versionen kann man auch durch Vertauschen der
Spulendrahtanschlüsse im Elektronikfach umbauen.
Ist Geschmackssache.
Es behaupten Leute, sie würden hören, ob man die Kabelanschlüsse tauscht, oder den Magneten dreht.
Wenn die Wicklungsqualität der Spulen im Bereich des Spulenkörpers unterschiedlich ausfällt, würden die elektromagnetischen Felder
der jeweiligen Phasen der PU-Pole bei den beiden Lösungsvarianten unterschiedlich ausfallen.
Bei der Fertigungsqualität heutiger PUs kann man dies nach meiner Einschätzung aber wohl vernachlässigen.
2. Sie sollten eine Metallkappe haben, da die Kappe eine Art induktiven Kurzschluss produziert und die Resonanzfrequenz dämpft.
Dies macht den typischen PAF-Ton aus.
Humbucker ohne Kappe klingen daher anders und haben insofern nicht viel gemein mit dem damaligen Peter Green Pickup (und Sound).
3. Man sollte Löten können und einen Lötkolben besitzen, der Temperatur/Leistungsvariabel ist. > siehe entfernen der Kappe
4. Entlötlitze ist empfehlenswert; ggf. geht auch eine Entlötpumpe, ist aber deutlich uneffektiver.
Ich werde jetzt hier nicht den gesamten Vorgang erklären, da man sich dazu, wie ich letztens mal gesehen habe, verschiedene Videos auf YouTube ansehen kann.
Da spare ich mir die detailierte Beschreibung meiner gesammelten Handgriffe ;-)
Das Prinzip hinter dem Modding ist, dass durch Drehung des Stabmagneten, welcher in den Humbuckern zwischen der Bodenplatte und den Spulenkörpern liegt, die Polarität des Signals, welches der Pickup abgibt, umgedreht wird.
Der Nordpol des Magneten zeigt zu einer Längsseite der Spulenwicklungen, der Südpol zur anderen Seite (zBsp. nach unten von den Saiten weg).
Effekt:
Stelle Dir eine Sinuskurve vor, die zu Beginn eine
positive Halbwelle hat.
Nach dem Modding würde diese Sinuskurve mit eine
negativen Halbwelle beginnen.
Da der 2te (
Steg)Tonabnehmer aber im Originalzustand verbleibt, entstehen phasenverdrehte Signalsummierungen,
wenn man beide Tonabnehmer gleichzeitig in Betrieb hat.
Im gleichzeitigen Betrieb addieren sich ja beide Signale (der Tonabnehmer) zu einem Gesamtsignal.
Phasenverdrehte Signaladditionen produzieren bei bestimmten Frequenzen (der Oberschwingungen) Phasenauslöschungen/-abschwächungen
oder -verstärkungen. Die Folge ist ein Out-Of-Phase-Sound.
Wichtig!
Die Mittelstellung der PUs (Out-Of-Phase-Sound) ist spürbar leistungsärmer!
Der Grund liegt in dem zuvor beschrieben Effekt.
Das Signal ist also leiser, als wenn man jeweils nur einen der beiden PUs betreibt!
Die Klangoptionen, die man gewinnt, sind aber gewaltig und sehr interessant.
Das minimale Spiel mit den Volumereglern bei Mittelstellung zBsp. schenkt einem völlig neue Soundvarianten, die man so von einer Paula nicht kennt.
Ablauf:
Kapo auf den ersten Bund, Saiten soweit lösen, dass man das Stop-Tailpiece nach hinten abziehen kann, dann zur Seite legen, damit die PUs frei liegen.
Zuerst baust Du den Pickup aus.
Rähmchen abschrauben, Pickup vom Rähmchen lösen.
Du must den PU
nicht im Elektronikfach ablöten!
Die Länge des Kabels reicht idR., um ihn ausreichend weit aus der Holzaussparung im Korpus herauszuziehen.
Decke die Oberfläche in dem ganzen Bereich Korpusoberfläche und Hals-Teilbereich mit Lappen ab!
Erstens gibt es schnell Kratzer, wenn mit Metallwaren hantiert wird, zweitens spritzt beim Löten gerne mal etwas Flussmittel in der Gegend herum.
Das hat man dann auf dem Lack.
Mit relativ großer Temperatur und unter Zurhilfenahme der Entlötlitze die beiden Stellen, an denen die Kappe mit der Grundplatte verlötet ist,
weitestgehend von Lötzinn befreien.
Wenn ein geringer Rest noch Verbindung schafft, kann man durch Erhitzen und gleichzeitigem Einführen
und leichtem Verdrehen einer schmalen
Schraubenzieherklinge Kappe und Bodenplatte voneinander trennen.
Nicht zu sehr drehen, sonst gibt es Dellen in der Kappe.
Nach dem lösen (durch verdrehen und so halten!) Lötkolben abziehen und kurz warten, bis der Zinn abgekühlt ist! ;-) Sonst backt es gleich wieder fest!
Achtung!
Man sollte es mit der Temperaturzufuhr an die Grundplatte nicht übertreiben!
Zwischendurch beim Entlöten immer mal kurz Pause machen ist nicht verkehrt.
An der Grundplatte ist eine Seite des Spulendrahts angelötet!
Wird der zu heiss, kann die Isolierung des Spulendrahts beschädigt werden und es kommt an diesen Stellen zu einem Kurzschluss.
Im ungünstigen Falle führt das zur Funktionsunfähigkeit des PUs!
Kappe abnehmen.
Die 4 Kreuzschlitz-Schrauben, die sich auf der Unterseite der Grundplatte befinden, lösen.
Sie fixieren jeweils die beiden Spulenkörper.
Es reicht, sie zu 2/3 zu lösen.
Man kann aber auch eine Seite etwas lösen und die andere Seite komplett herausschrauben.
Dann lässt sich die eine Spule abnehmen und man kan den Balkenmagneten etwas leichter entnehmen.
Ich habe den Magneten mit einem kleinem Schraubenzieher von einer Seite einfach etwas herausgeschoben.
Man kann ihn dann mit den Fingern herausziehen.
Achtung!
Spulen zeigen nach oben.
Magneten flach herausziehen.
Nicht drehen!!!
Wie herausgezogen ablegen.
Stell Dir nun vor, Du würdest von oben durch Magneten (in der Mitte) und Unterlage eine Achse stecken.
Um diese senkrechte Achse drehst Du nun den Balkenmagnet um 180°.
Er bleibt dabei also flach auf der Unterlage liegen!
So gedreht schiebst Du das Teil nun wieder zwischen Spulenkörper und Grundplatte.
Geschafft ;-)
Nun sind die beiden Magnetpole des Balkenmagneten der jeweils anderen Polepiece-Reihe
zugewandt, entgegengesetzt der ursprünglichen Ausrichtung.
Die Polepieces, die zuvor den Nordpol des Magneten den Saiten zugewandt haben,
wenden den Saiten nun den Südpol zu.
Nun in der umgekehrten Reihenfolge: Spulenkörper wieder festschrauben, Kappe aufsetzen und an beiden Seiten anlöten.
PU einbauen.
Fertig.
Nun ist es doch eine komplette Anleitung geworden ;-)
Ich hoffe, Du kommst klar damit!?
Viel Glück und mach's in Ruhe!
Hektik bei solchen Arbeiten verursacht unnötige Schäden und bringt keinen Zeitgewinn ;-)
Viele Grüße
Mike