Was ist die beste Vorgehensweise: Werkpresets durchtesten und auf den 2-3 aufbauen, die am PA am besten klingen? AxeChange Presets nutzen? Oder muss man spezielle Cabs kaufen?
1.) Jede Monitorlösung klingt anders. Egal ob Kopfhörer, Studio Monitore, PA, Bühnenmonitor... FRFR ist ein Theorem, theoretisch müsste es überall gleich klingen - tut es aber nicht. Lösung: Sounds auf DEINE Monitorlösung erstellen. Diese sollte konsistent sein! Also immer diesselbe. Wenn es eure PA ist, dann nimm die als Referenz. Wenn Du einen FRFR Bühnenmonitor hast, nimm diesen. Deine Abhöre sollte konstant sein! Das war Deine Gitarrenbox (aka Monitorlösung) ja auch! Ändert sich die Abhöre - ändert sich der Sound. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Bleibt die Abhöre variabel, korrigere sie von Fall zu Fall ggf. mit dem Global EQ.
2.) Das Axe-Fx II ist gut! Sehr gut sogar. Ich bin kein Freund von Werkspresets, noch von "Fremdpresets". Versuche selber Deine Presets zu Erstellen. Ich finde, das geht mittlerweile kinderleicht und zielfördernder, als Fremdpresets irgendwie zurechtzubiegen, wo man dann gar nicht mehr weiss, wieso was wie klingt, und was was im Preset eigentlich genau macht. Das endet in ziellosem try and error, IMO. Selber einstellen! Von Anfang an! Das gibt Dir die meiste Kontrolle über Deinen Sound. Und es ist einfach, meiner Meinung nach:
3.) Der "Kernsound" bilden die genutzte Gitarre + der genutzte Amp (und dessen Einstellungen) + die cabIR, als Ersatz für die mikrofonierte Gitarrenbox. Jedes der drei Elemente, aus dem sich der "Kernsound" bildet hat seine eigenes Frequenzbild. Sie bilden eine Symbiose, aus der sich letztlich die Gesamtfrequenzverteilung (EQ) ergibt. Je mehr Zerre im Spiel ist, desto einflussreicher erscheint die IR auf den Gesamtsound. Je cleaner der Sound ist, desto mehr tritt der Sound der Gitarre in Vordergrund. Irgendwo dazwischen mischt der Amp noch mit. Daraus ergibt sich (zumindest für mich) folgende Vorgehensweise:
4.)
a) Wähle Deine Gitarre.
b) Wähle einen Amp, der dem Musikgenre/Sound-Charackter entspricht, den Du anstrebst. In Deinem Fall könnte man also nach Gainstufen grob zurechtkommen mit: JTM45 / Plexi / JCM800 / Friedman BE / HBE. Lade gewünschten Amp ins leere Preset und lasse alles auf "default".
c) Finde eine cabIR, die als "Frequenz-Komplement" der ganzen Signalkette schonmal bestmöglichst funktioniert. In "meiner cabIR.eu" Welt fange ich dafür mit der CAB_MULTI_I IR (= alle Speaker = ganzes CABinet) an, probiere danach Speaker A_MULTI_I (B/C/D) des Cabinets, welches ich mir für den gewünschten Sound am besten vorstellen kann. Siehe
https://www.cabir.eu/de/content/11-pro-ir-series-libraries . Oft bin ich dann schon fertig. Wenn Zeit und Lust da ist, probiere ich weitere IRs der entsprechenden MIX folder, oder probiere mal ein schnödes SM57 oder E906 alleine (SINGLE-MIC). Manchmal findet sich da noch etwas subjektiv passenderes. Meistens bin ich aber zu faul und eine der MULTI`s passt mir schon prima.
d) Damit steht der Grundsound. Erst jetzt, als LETZTEN Schritt gehe ich zurück zum Amp Block und mache finetuning (Drive/Master/B/M/T). Dauert das länger als am echten Amp, ist es entweder der falsche Amp oder die falsche IR. Normalerweise aber nicht, man kennt mit der Zeit ja so seine "Lieblinge". Hier endet dann auch mein persönliches "Standard-tweaken", wenn man das überhaupt noch tweaken nennen kann.
e) Will es immer noch nicht passen, liegt es vielleicht auch an der Monitorlösung / Raummoden, etc. Dann darf gerne auch zusätzlicher EQ genutzt werden. low-cut / hi-cut, etwas Mitten betonen, oder zwischen 250-500 Hz der "Sumpf" trocken gelegt werden. Ich persönlich mache das allerdings nicht. Ich nutze In-Ears, die ziemlich FRFR sind und bei In-Ears gibt es keine Raummoden
Hersteller Presets / Drittanbieter Presets haben meiner Meinung nach 4 Nachteile:
1) Sie sind für eine Monitorlösung abgestimmt, die Du nicht hast.
2) Sie sind auf eine Gitarre abgestimmt, die Du nicht kennst.
3) Oft sind sie "verhunzt": Sinnentleerte EQing in Serie (EQ im Amp Block verstellt, der im Anschluss mit weiterem EQ wieder "entzerrt" wird, EQs, die unpassende IRs "korrigieren" oder die Gitarre (EQ vor dem Amp), die du nicht hast... "fehlerhaftes" gain-staging, routing, MIX-Eintellungen ... alles schon gesehen. Auch bei Presets, die mitunter Geld kosten. Ja, es gibt Befürworter. Sicherlich begründet. Ich bin halt keiner
Als Lernvorlage gerne. Aber nicht als Soundvorlage...
4) Sie entsprechen oft nicht dem layout, dass man selber benötigt, damit Deine Fusspedale und MIDIleiste damit klar kommen. Deshalb habe ich mir beispielsweise ein "MasterVorlagenPreset" erstellt, das meinem "Workflow" und auf meine "Fernbedienungen" (MIDI Board und Expression Pedal(e) berücksichtigt. In dieses Template setze ich dann nur noch entpsrechende Amp-Sims und IRs und tweake mir ggf. benötigte Effekteinstellungen zurecht.