Moin, neues Thema aus Cliffs Tech Notes übersetzt.
Falls es Korrekturen oder Einwände/Kommentare gibt, bitte melden!
Ich bitte aber diesmal darum, auch den Fehler direkt kenntlich zu machen und eine Korrektur anzufügen,
sonst entsteht der Eindruck alles ist falsch und damit wertlos, Danke!
Mein Anliegen mit diesen Übersetzungen ist mehr den Gitarristen, als den Techniker mit grundlegenden Informationen zu versorgen.
Damit meine ich mich eigentlich auch selbst.
Mein Fokus liegt mehr auf, was bei einer Veränderung des Reglers sound- oder feedbacktechnisch rauskommt,
technische Details sind willkommener Zusatz, wenn ich die Zeit zum Verstehen investieren möchte...
update : Mit Hilfe von HumbyDumbly überarbeitete Version, vielen Dank nochmal !!!
Why Power Tubes Sound Different
(Link zur Quelle im FAS)
Man liest oft davon, dass 6L6 Endstufenröhren "voll" klingen,
während EL34s mehr Midrange (Mitten) haben sollen und anderes"Geschwätz" , was den Klang einer Röhre betrifft.
Diese Mythen sind Marketing-Tools in Userforen, von uninformierten "Röhren-Experten" und sogar von Amp-Herstellern.
Tatsache ist, dass Endröhren selbst nicht unterschiedlich klingen. Sie haben keinen bestimmten Sound.
"Aber ich kann den Unterschied hören, wenn ich Endstufenröhren austausche. Wie kann das sein?"
Endstufenröhren haben einen sehr linearen Frequenzgang und übersteuern alle ungefähr gleich.
Wenn man eine ohmsche Last an eine Endstufenröhre anlegt (kein bestimmtes Frequenzverhalten vorausgesetzt) wird das Messergebnis sehr linear sein.
Ein Lautsprecher ist jedoch keine ohmsche, sondern eine hochreaktive Last.
Elektromechanisch gesehen besteht ein Lautsprecher aus dem Lautsprecherkorb und einer darin aufgehängter Membrane,
an deren Ende eine Spule, die sogenannte Schwingspule angebracht ist, welche in einem Permanentmagnet bzw. dessen Magnetfeld ruht.
Wird dieser Spule nun Wechselstrom (oder unser Gitarrensignal zugeführt),
dann schwingt diese Spule im Magnetfeld hin und her, gebremst durch die Membrane bzw. deren Aufhängung.
Man kann kurz zusammengefasst sagen, dass ein Lautsprecher, Wechselstrom in Bewegungsenergie wandelt.
Da nun eine bewegte Spule in einem Magnetfeld selber auch wieder Wechselstrom produziert,
wird z.B. an der grössten Bewegungsauslenkung des Lautsprechers - der so genannten Lautsprecherresonanz,
ein nahezu ebenso grosser Strom an den Verstärker zurückgeschickt.
Dieser nimmt daher an, dass an diesem Punkt keine oder kaum ohmsche Last vorhanden ist
(in der Realität reden wir vielleicht von zehnfacher Nominalimpedanz, heisst bei 8Ohm wären das dann 80Ohm).
Ebenso wird die Spule bei steigender Signalfrequenz induktiv - deren Widerstand steigt.
Zusammengefasst ergibt dies die Impedanzkurve (im Speaker Tab im Ampblock zu sehen).
Sie hat den Resonanzhügel in den tiefen Frequenzen und steigt in den hohen Frequenzen merkbar an,
während die Mittenfrequenzen nahezu bei der Nominalimpedanz verbleibt.
Schraubt man einen Lautsprecher in ein Gehäuse, steigt die Resonanzfrequenz wegen der Luftkompression, welche auf die Membrane wirkt, an.
In geschlossenen Gehäusen, welche bei einem Gitarrenverstärker selten den elektrodynamischen Werten eines Lautsprechers (TSP -Thiele Small Parameter) entsprechen, steigt daher eine Resonanz bei 75Hz schon mal auf 120Hz an
Es ist die Impedanz des Lautsprechers, welche den Ton des Amp beeinflusst, verschiedene Arten von Endröhren reagieren unterschiedlich auf diese Impedanz.
Wie ich schon einmal beschrieben habe, ist eine Endstufenröhre fast eine ideale Stromquelle. Die Betonung liegt auf "fast".
Eine ideale Stromquelle hat eine unendliche Ausgangsimpedanz, eine Endstufenröhre hat eine endliche Ausgangsimpedanz.
Das ist wichtig zu verstehen, da eine Stromquelle sich von der Last beeinflussen lässt und mit einer Laständerung interagiert,
was dann effektiv für uns "hörbar" wird, da die Schaltung sich jetzt anders verhält.
Diese Interaktion umschreibt das Verhalten der Last des Lautsprechers und der Ausgangsimpedanz der Endstufe.
Je höher der Dämpfungsfaktor (Ausgangsimpedanz / Lautsprecherimpedanz) desto geringer die Beeinflussung des Verstärkers durch die Last.
Das schauen wir uns mal schnell etwas genauer an:
Die Ausgangsimpedanz einer Endstufenröhre wird definiert mit Spannungsänderung / (durch) Stromänderung
(in der Elektrotechnik auch ∂V/∂I genannt - ∂ = delta)
Nehmen wir zum Beispiel bei einer 6L6 Röhre an, dass die Röhre einen Ruhe-Arbeitspunkt von 300V hat
und nehmen wir weiterhin an, dass wir uns +/-100V um diesen Punkt bewegen (schwingen).
Betrachtet man das Ausgangskennlinienfeld für eine 6L6 an einem Arbeitspunkt von -10V, stellen wir fest,
dass wir bei Anodenspannung von 200V eine Stromstärke von 95 mA und bei 400V 105 mA (ungefähr) messen würden.
Mit Hilfe unserer Formel für die Impedanz erhalten wir 200/0.01 = 20 kOhm.
Zum Vergleich eine EL34, der Strom bei 200V beträgt 130 mA und bei 400V 150 mA.
Daher ist die Impedanz nun10 kOhm, also die Hälfte der 6L6.
Das bedeutet, die EL34 ist mit einem höheren Dämpfungsfaktor als eine 6L6 ausgestattet.
Dieser höhere Dämpfungsfaktor reduziert die Beinflussung der Last auf den Verstärker, sprich die Reduktion der Überbetonung von tiefen und hohen Signalanteilen, weshalb der Sound nun mehr "Mitten" (Mid-Range) haben wird.
Es spielen hier natürlich auch noch andere Punkte eine Rolle
(Ausgangsübertrager-Verhältnis aka Transformer-Matching, unterschiedliche Arbeitspunkte des Verstärkers bzw. Hot und Cold Bias / Pwr-Amp Bias, +B etc.) , doch ich will diese Beschreibung mal so einfach wie möglich halten.
Man kann wechselnde Endstufenröhren im Axe-Fx simulieren, indem man einfach die NF- und HF-Resonanz Werte erhöht bzw. verringert.
(Anmerkung von HumblyDumbly - wieso wechseln die Parameter nicht bei der Endstufenröhren-Wahl ?
Oder soll der Anwender jedesmal vom idealen Punkt aus nach unten bzw. nach oben rechnen?
HD kann das, doch nicht jeder will das auch tun)
Falls es Korrekturen oder Einwände/Kommentare gibt, bitte melden!
Ich bitte aber diesmal darum, auch den Fehler direkt kenntlich zu machen und eine Korrektur anzufügen,
sonst entsteht der Eindruck alles ist falsch und damit wertlos, Danke!
Mein Anliegen mit diesen Übersetzungen ist mehr den Gitarristen, als den Techniker mit grundlegenden Informationen zu versorgen.
Damit meine ich mich eigentlich auch selbst.
Mein Fokus liegt mehr auf, was bei einer Veränderung des Reglers sound- oder feedbacktechnisch rauskommt,
technische Details sind willkommener Zusatz, wenn ich die Zeit zum Verstehen investieren möchte...
update : Mit Hilfe von HumbyDumbly überarbeitete Version, vielen Dank nochmal !!!
Why Power Tubes Sound Different
(Link zur Quelle im FAS)
Man liest oft davon, dass 6L6 Endstufenröhren "voll" klingen,
während EL34s mehr Midrange (Mitten) haben sollen und anderes"Geschwätz" , was den Klang einer Röhre betrifft.
Diese Mythen sind Marketing-Tools in Userforen, von uninformierten "Röhren-Experten" und sogar von Amp-Herstellern.
Tatsache ist, dass Endröhren selbst nicht unterschiedlich klingen. Sie haben keinen bestimmten Sound.
"Aber ich kann den Unterschied hören, wenn ich Endstufenröhren austausche. Wie kann das sein?"
Endstufenröhren haben einen sehr linearen Frequenzgang und übersteuern alle ungefähr gleich.
Wenn man eine ohmsche Last an eine Endstufenröhre anlegt (kein bestimmtes Frequenzverhalten vorausgesetzt) wird das Messergebnis sehr linear sein.
Ein Lautsprecher ist jedoch keine ohmsche, sondern eine hochreaktive Last.
Elektromechanisch gesehen besteht ein Lautsprecher aus dem Lautsprecherkorb und einer darin aufgehängter Membrane,
an deren Ende eine Spule, die sogenannte Schwingspule angebracht ist, welche in einem Permanentmagnet bzw. dessen Magnetfeld ruht.
Wird dieser Spule nun Wechselstrom (oder unser Gitarrensignal zugeführt),
dann schwingt diese Spule im Magnetfeld hin und her, gebremst durch die Membrane bzw. deren Aufhängung.
Man kann kurz zusammengefasst sagen, dass ein Lautsprecher, Wechselstrom in Bewegungsenergie wandelt.
Da nun eine bewegte Spule in einem Magnetfeld selber auch wieder Wechselstrom produziert,
wird z.B. an der grössten Bewegungsauslenkung des Lautsprechers - der so genannten Lautsprecherresonanz,
ein nahezu ebenso grosser Strom an den Verstärker zurückgeschickt.
Dieser nimmt daher an, dass an diesem Punkt keine oder kaum ohmsche Last vorhanden ist
(in der Realität reden wir vielleicht von zehnfacher Nominalimpedanz, heisst bei 8Ohm wären das dann 80Ohm).
Ebenso wird die Spule bei steigender Signalfrequenz induktiv - deren Widerstand steigt.
Zusammengefasst ergibt dies die Impedanzkurve (im Speaker Tab im Ampblock zu sehen).
Sie hat den Resonanzhügel in den tiefen Frequenzen und steigt in den hohen Frequenzen merkbar an,
während die Mittenfrequenzen nahezu bei der Nominalimpedanz verbleibt.
Schraubt man einen Lautsprecher in ein Gehäuse, steigt die Resonanzfrequenz wegen der Luftkompression, welche auf die Membrane wirkt, an.
In geschlossenen Gehäusen, welche bei einem Gitarrenverstärker selten den elektrodynamischen Werten eines Lautsprechers (TSP -Thiele Small Parameter) entsprechen, steigt daher eine Resonanz bei 75Hz schon mal auf 120Hz an
Es ist die Impedanz des Lautsprechers, welche den Ton des Amp beeinflusst, verschiedene Arten von Endröhren reagieren unterschiedlich auf diese Impedanz.
Wie ich schon einmal beschrieben habe, ist eine Endstufenröhre fast eine ideale Stromquelle. Die Betonung liegt auf "fast".
Eine ideale Stromquelle hat eine unendliche Ausgangsimpedanz, eine Endstufenröhre hat eine endliche Ausgangsimpedanz.
Das ist wichtig zu verstehen, da eine Stromquelle sich von der Last beeinflussen lässt und mit einer Laständerung interagiert,
was dann effektiv für uns "hörbar" wird, da die Schaltung sich jetzt anders verhält.
Diese Interaktion umschreibt das Verhalten der Last des Lautsprechers und der Ausgangsimpedanz der Endstufe.
Je höher der Dämpfungsfaktor (Ausgangsimpedanz / Lautsprecherimpedanz) desto geringer die Beeinflussung des Verstärkers durch die Last.
Das schauen wir uns mal schnell etwas genauer an:
Die Ausgangsimpedanz einer Endstufenröhre wird definiert mit Spannungsänderung / (durch) Stromänderung
(in der Elektrotechnik auch ∂V/∂I genannt - ∂ = delta)
Nehmen wir zum Beispiel bei einer 6L6 Röhre an, dass die Röhre einen Ruhe-Arbeitspunkt von 300V hat
und nehmen wir weiterhin an, dass wir uns +/-100V um diesen Punkt bewegen (schwingen).
Betrachtet man das Ausgangskennlinienfeld für eine 6L6 an einem Arbeitspunkt von -10V, stellen wir fest,
dass wir bei Anodenspannung von 200V eine Stromstärke von 95 mA und bei 400V 105 mA (ungefähr) messen würden.
Mit Hilfe unserer Formel für die Impedanz erhalten wir 200/0.01 = 20 kOhm.
Zum Vergleich eine EL34, der Strom bei 200V beträgt 130 mA und bei 400V 150 mA.
Daher ist die Impedanz nun10 kOhm, also die Hälfte der 6L6.
Das bedeutet, die EL34 ist mit einem höheren Dämpfungsfaktor als eine 6L6 ausgestattet.
Dieser höhere Dämpfungsfaktor reduziert die Beinflussung der Last auf den Verstärker, sprich die Reduktion der Überbetonung von tiefen und hohen Signalanteilen, weshalb der Sound nun mehr "Mitten" (Mid-Range) haben wird.
Es spielen hier natürlich auch noch andere Punkte eine Rolle
(Ausgangsübertrager-Verhältnis aka Transformer-Matching, unterschiedliche Arbeitspunkte des Verstärkers bzw. Hot und Cold Bias / Pwr-Amp Bias, +B etc.) , doch ich will diese Beschreibung mal so einfach wie möglich halten.
Man kann wechselnde Endstufenröhren im Axe-Fx simulieren, indem man einfach die NF- und HF-Resonanz Werte erhöht bzw. verringert.
(Anmerkung von HumblyDumbly - wieso wechseln die Parameter nicht bei der Endstufenröhren-Wahl ?
Oder soll der Anwender jedesmal vom idealen Punkt aus nach unten bzw. nach oben rechnen?
HD kann das, doch nicht jeder will das auch tun)
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