Ja. Wichtig sind für mich alle drei, aber essenziell nichts davon.
a) Die Factory Presets verwende ich in erster Linie für das, wozu sie vermutlich auch gedacht sind: als eine Art Showcase, um zu hören, was das Gerät kann, und auch in einigen Fällen mal nachzusehen, mit welchen Tricks da zum Erreichen bestimmter Wirkungen gearbeitet wird.
b) Damit arbeite ich sehr gern. Wichtig ist aber für mich dabei, einen Amp in seinem "natürlichen" Umfeld zu testen, also keinen Rectifiert mit einer 1x6"-Box etc. Siehe dazu aber mein weiteres Geschreibe unten.
c) Ab und zu schaue ich mir mal ein paar Sachen anderer Menschen an, aus AxeChange oder woher auch immer. Auch davon kann mal lernen, selbst wenn einem ein Sound nicht direkt gefällt. Die "Naked Amp Presets" von Buddy Gill habe ich mir gekauft, die fand ich extrem hilfreich. Wegen der blanken Amps hätte ich das allerdings auch bei (b) schreiben können.
Aber das Wichtigste für mich: einen Amp wirklich kennenlernen.
Früher hab ich schon mal "Amp Appreciation Weeks" eingelegt, darüber habe ich glaube ich auch schon mal was geschrieben. Das geht so: man nehme einen Amp und tue eine ganze Woche lang so, als ob man nur diesen einen Amp hätte. Wisst ihr noch, früher™ hat man das mit echten Amps gemacht. Man hat ihn gekauft oder geliehen und ihn dann erforscht. Eine ganze Zeit lang.
So gut lernt man in dem Überangebot der heutigen Modeler kaum noch einen Amp kennen, immer wird zack gleich weitergeschaltet. Das genauere Kennen eines Amps hat aber auch Nachteile, denn die wenigen/jenigen, die einen Amp recht gut kennen, sind oft die ersten, die sich beklagen, wenn das Modell nach einem Firmware-Update oder so nicht mehr so klingt wie man meint, dass es soll.
Dieses tiefere Erkunden eines Amps kann man, wenn man es auf die Spitze treiben will, mit einem beliebigen, zufällig ausgewählten Amp machen. Leichter ist es, wenn man mal mit einem Amp aus dem eigenen bevorzugten Genre startet, der sollte einem also zumindest schon mal im Ansatz irgendwie was sagen. Und dann halt rein in die Praxis, spielen, hören, spielen, hören, die erweiterten Parameter ganz in Ruhe lassen, mal ne andere Box probieren, und so weiter.
So habe ich übrigens mein seit vielen Jahren bevorzugtes Amp-Modell gefunden. Ich hatte ein Video über den
Trainwreck Express gesehen und fand den Sound und vor allem die Vielseitigkeit ziemlich geil.
Hier ist
noch ein Video von dem Typ.
Zu alten Axe-Zeiten gab es da ein Modell, welches - da nur anhand der Schaltpläne modelliert - nicht vollkommen akkurat war, aber sehr geil klang. Irgendwann hat Cliff das dann rausgeworfen, nachdem er einen echten Trainwreck modelliert hatte, aber dann ist es mir und einigen anderen gelungen, ihn zu überreden, es wieder reinzunehmen, und das wurde dann der FAS Wreck. Heute schalte ich zwischen den verschiedenen Trainwreck-Modellen hin und her und bin happy. Soweit wäre ich aber nie gekommen, wenn ich dem Amp nach dem Prinzip der sofortigen Bedürfnisbefriedigung nur eine halbe Minute gegeben hätte.
Om.