Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, in Musikerforen über politische Gesinnung der Musiker zu diskutieren. Ja, ich persönlich halte weder von Rechts- noch von Linksextremen etwas, und daß sich oft schon geniale Musiker als komplette Vollpfosten oder Arschlöcher (siehe der gerade an Covid verstorbene Phil Specter) herausstellen, ist ja keine Seltenheit.
Daß der Jon S. schon immer sehr nationalistisch angehaucht war, ist ja altbekannt. Aber mit seiner letzten Aktion hat er ja nicht nur seine Ansichten untermauert, sondern auch bei einer Aktion mitgemacht, bei der schlussendlich 5 Leute gestorben sind.
Wenn ich ehrlich bin: Müsste ich alle CDs der Musiker/Bands/Komponisten aus meinem Regal entfernen, die Arschlöcher sind oder waren...pffuuu, das Regal wäre doch etwas leer... ich hab zwar weder Onkelz-Platten (ich nehme denen ihre Wandlung bis heute nicht ab) noch irgendwelchen Scheiß-Nazi-Blackmetal, aber man braucht nur mal die klassischen Komponisten durchgehen: Beethoven war nach Überlieferung der "Klaus Kinski" unter den Komponisten (trotzdem IMHO der Allergrößte) Wagner..tja..das weiß man...und Karl Orff, der die unglaubliche "Carmina Burana" komponiert hat, war ein unglaublicher Rassist.
Somit trenne ich persönlich den Menschen von seiner Musik, ausser, wenn er wirklich direkt und offensichtlich politische Botschaften in die Musik einfliessen lässt.
Der einzige Song, den ich trotzdem gelten lasse, ist "Sex & Violence" von The Exploited. Der Titel ist übrigens auch gleich der KOMPLETTE Songtext, hahaha.
Grundsätzlich gebe ich Dir recht.
Ich wollte hier auch keine politische Diskussion anzetteln.
Die Diskussion über die Möglichkeit (oder Unmöglichkeit), den Künstler als Mensch
von seinem Werk zu trennen wird derzeit auch in Deutschland seit einigen Monaten zT. sehr intensiv geführt.
ZBsp. auch im Bereich Kunst und e-Musik.
Und dies ist dann wiederum ein sehr relevantes Thema, dem man sich auch in unserem Kreis nicht
entziehen kann und sollte.
Man kann dazu durchaus unterschiedliche Meinungen haben.
Ich bin zBsp. ein großer Fan von Klaus Kinski, den Du ja bereits erwähntest.
Und ich habe durchaus große Probleme, mich da zu einer unzweideutigen Haltung durchzuringen.
Ich denke allerdings, dass man hier auch noch zwischen 2 Optionen unterscheiden muss:
- Das Werk ist in der Welt, der Erzeuger ggf. bereits verstorben
- Der Erzeuger lebt und erzeugt weitere Werke; man könnte ggf. sogar mit ihm zusammenarbeiten
Ich tendiere unter Punkt 1 dazu, die Leistung ggf. anzuerkennen und auch zu konsumieren.
Bei Punkt 2 habe ich allerdings eine klare Haltung was aktuelles Schaffen betrifft.
Mindestens eine Zusammenarbeit verbietet sich hier; ohne das geringste Zugeständnis.
Beim bereits existierenden und vielleicht zukünftigen Werken kann man u.U. wieder abwägen.
Die möglicherweise vorhandene Leistung, vielleicht sogar Genialität, im Werk geht ja nicht verloren.
Allerdings wirft das trotzdem ethische/moralische Fragestellungen auf.
Ich erinnere da einfach mal an die unsäglichen Sprüche von Leuten, die im Dritten Reich nicht alles schlimm fanden.
"Aber der Adolf hat doch zBsp. jede Menge Autobahnen gebaut" usw..
Also, ob's uns gefällt oder nicht.
Ebenso wie der Sport, ist auch unser Betätigungsfeld nicht unpolitisch.