Hallo zusammen,
ist ja wirklich inspirierend, diese Diskussion zu verfolgen. Nur sehe ich, bei all diesen Versuchen, technisch eine Lösung dafür zu finden, ein Problem. Ich bin immer überrascht wie geil meine alte 4x12 Marshall in Daxweiler klingt. Egal ob clean, Rock oder Metal-Brett - setzt sich eben gut durch, auch bei nicht so hohen Lautstärken. Dann zurück im Ü-Raum, ist die Enttäuschung groß. Der Raum ist halt nur 4x4 m und recht stark bedämpft. Da muss ich dann schon den Beam Effekt nutzen, um mich gut zu hören. Sprich -der Raum hat einen essentiellen Anteil am Höreindruck. Deswegen versucht man halt den Raum-Anteil bei IRs möglichst gering zu halten. Das ist meiner Meinung auch die einzige sinnvolle Möglichkeit.
Denn bedenkt bitte folgendes: Wenn ich ein gut klingendes rein akustisches Instrument in einem gut klingenden Raum spiele, dann klingt das einfach geil. Das gleiche Instrument in einem mehr oder weniger "toten Übungsraum" klingt eben bescheiden. Und das liegt dann eben nicht am Instrument. Warum sollte das also bei Git-Boxen anders sein?
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass der Beam-Effekt in einem "Freifeld" oder einem "toten Übungsraum" auf Grund der fehlenden Raumreflexionen viel stärker wahrgenommen wird als in einem "klingenden Raum" - wie soll man all diese Raumabhängigkeiten, in einer wie auch immer hergestellten IR, abbilden. Zumal ja die dann benutzte FRFR-Box auch wiederum in einem Raum steht, der den gesamt Klang wiederum beeinflusst und ja auch einen Beam-Effekt hat - nur eben weniger ausgeprägt.
Ich denke, dass wir mit den heutigen IRs wirklich gute Werkzeuge haben, um eine nah-mikrofonierte Box zu simulieren - für In-Ear und Aufnahme. Aber das simulieren einer Git-Box mit einer FRFR-Box im gleichen Raum, ist glaube ich nicht möglich, da eben das Abstrahlverhalten zu unterschiedlich ist! Evtl. erreicht man einen ähnlichen Höreindruck für eine bestimmte Raumposition - aber wem nützt das dann, zumal dann immer noch das "Spielgefühl" nicht das gleiche ist, wie ja schon oft festgestellt wurde.
Und nun zur Durchsetzungsfähigkeit im Übungsraum. Und da muss ich Paco voll und ganz recht geben: den meisten FRFR-Gitarrensounds fehlt es an hohen Mitten, was aber als FOH-Signal meist gut geeignet ist. Aber das sind eben genau die Frequenzen, die durch den Beam-Effekt bei Git-Boxen besonders betont werden und für die Durchsetzungsfähigkeit wichtig sind. Also was tun?
1. Lösung: Ich nutze meine Git-Box und wenn der "Beam" zu stark ist ein Deeflexx davor - leider gibst noch keine für ne 4x12 er, oder?
2. Lösung: Ich nutze FRFR-Box mit "normaler IR" und hebe eben die hohen Mitten per EQ an. Aber Vorsicht- die Mitmusiker werden´s dir danken - das menschliche Gehör ist in dem Bereich sehr empfindlich. Kann schnell "ätzend klingen" bei dem breiten Abstrahlverhalten einer FRFR-Box.
Dann ist aber auch die gesamt Band gefragt Position und Klang wieder zu optimieren. Einfach austauschen Git-box gegen FRFR, klappt meiner Meinung nicht.
3. Lösung: Wir generieren eine spezielle "Beam" IR mit möglichst geringem Raumanteil - die wiederum Laufzeit-korrigiert mit einer "normalen" IR gemischt wird. (Andy´s Vorschlag) Aber wie könnte man sowas erstellen? Meiner Meinung kommt der "Beam-Effekt" erst so in 2- 3 m Entfernung so richtig zur Geltung. Also entweder "Freifeld-Messung" in der schönen Natur oder Messraum - aber wer hat sowas und in der Größe?
Ob das Ganze dann aber den Aufwand und die Rechenleistung, die benötigt wird, rechtfertigt, und wir ein besseres Ergebnis bekommen als unter Lösung 2 beschrieben? Also mal schauen - werde mal mit Basti sprechen - bin ja in der Nähe von Hannover - vielleicht kann man da was organisieren.
Aber eines sollten wir immer bedenken. Eine geschlossene 4x12 er wird immer anders reagieren als 1x12 er mit Bass-Reflex.
Das alles sind halt meine eigenen Erfahrungen rund um das Thema.
Grüße