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Neben etwaigen Deppen, die verantwortungslos handeln, bereiten mir andere Deppen mehr Sorgen: Die Leute, die gerade Entscheidungen treffen, sind Nasen aus der gleichen Riege wie Scheuer, Schäuble und Spahn. Da finde ich die Bekräftigungen des Vertrauens aus der Bevölkerung, die Regierung mache das jetzt genau richtig, äußerst befremdlich.
Für den zweiten Absatz müsstest Du konsequenterweise vom Forenbetreiber eine Ermahnung bekommen ;-)
Siehe
#43
Ansonsten gibt es derzeit natürlich auch noch eine etwas andere Sicht darauf.
Abseits aller, in vielen, leider zuvielen, Fällen berechtigter Kritik an unseren Politikern und ihrem Handeln,
sollte man sich immer wieder vor Augen führen, dass das kein nine to five Durchschnittsjob ist.
Dazu muss man einfach mal genau verfolgen, wie sich bei einigen Politikern das Äussere Erscheinungsbild
im Laufe einer relativ überschaubaren Zeit verändert.
Heiko Maas ist hier eines von mehreren guten Beispielen.
Für die Zeit, die er im Amt ist, sieht der Mann zeitweise ganz schön alt aus.
Und ganz schön grau.
Zweitens kann es zur Kalibrierung der eigenen Perspektive beitragen, sich vorzustellen, selbst genau jetzt
ein politischer Entscheidungsträger in Berlin zu sein.
Oder auch hier in NRW zBsp..
Dann sieht die Sache schon gänzlich anders aus.
Da hilft dann kein kommentieren von der heimischen Couch mehr, sondern da trägt das eigene Verhalten
direkt und unmittelbar dazu bei, welche Prozesse in diesem Land in nächster Zeit ablaufen und welche
Konsequenzen sie u.a. für unser Zusammenleben & die Ökonomie haben.
Von den gesundheitlichen Aspekten ganz zu schweigen.
Um nur mal ein kleines Beispiel herauszugreifen.
Die aktuell praktizierte Strategie der kleinen Schritte was Entscheidungen betrifft, ist psychologisch,
und damit meine ich sozial-psychologisch, durchaus hilfreich und zielführend.
Das menschliche Individuum verarbeitet Veränderungen, die in kleinen Schritten erfolgen, völlig anders,
als abrupte, umfangreiche Veränderungen.
Erstere werden über die Zeit als viel schwächer, zT. kaum, wahr genommen.
Letztere erzeugen einen deutlich höheren Stress- und Angstpegel.
Jeder kennt wahrscheinlich das Beispiel mit dem Frosch im Topf Wasser, das nur langsam erhitzt wird.
Der Frosch bemerkt erst dann, dass es besser gewesen wäre, frühzeitig herauszuspringen, wenn es
zu spät resp. das Wasser zu heiss ist.
Es geht also im Moment nicht nur darum, konsequent im medizinischen Sinne zu handeln;
da ist auch nach meiner Ansicht am Anfang Zeit unnötig verschleppt worden;
sondern es geht auch darum, eine Gesellschaft zugleich sozial möglichst stabil zu halten.
Und da ist keine medizinische, sondern massenpsychologische Kompetenz gefragt.
Wir nähern uns mittlerweile der nächsten Eskalationsstufe.
Gestern oder vorgestern wurde erstmalig eine Kolonne von Militärfahrzeugen in Italien gezeigt,
welche die Toten abtransportiert haben.
Die dosierte Verbreitung solcher Bilder ist aktuell wichtig, damit auch all die Leute, die in den letzten
Tagen noch der Ansicht waren, dass ein wenig Zeitvertreib mit einigen guten Freunden an der Natur,
oder der Innenstadt in der derzeitigen Situation hilfreich und zielführend ist, begreifen, dass sie ziemlich
sicher falsch mit dieser Einschätzung liegen.
Die meisten von denen haben nun vielleicht begriffen (durch Anschauen), dass möglicherweise,
genau wissen wir es ja zum Glück nicht, in nächster Zeit häufiger große Mengen von Toten über Deutschlands
Straßen auf diese Art und Weise transportiert werden, und dass die eigenen Eltern oder Großeltern vielleicht
in einem dieser Konvois ihre letzte Reise antreten...
Zu wünschen wäre es.
Und noch etwas gehört zur politischen Wahrheit;
Warum sollen Politiker mehr wissen und perfekte Lösungen für etwas haben, was selbst hochqualifizierte
Fachleute derzeit vor massive Probleme stellt?
Wenn ich die Kommentare in Onlineforen dazu lese, dass manche Mediziner und Virologen sich ja untereinander
nicht mal immer einig sind, wie die Situation zu bewerten ist und welche Lösungsansätze die vielversprechendsten
sein könnten, wird mir immer wieder bewusst, wie wenig Wissen die meisten Bürger über solche Prozesse
besitzen.
Es ist in der Medizin und den Naturwissenschaften völlig normal, unterschiedliche Ansätze für die Lösung
von Aufgaben- und Problemstellungen zu verfolgen.
Ebenso verhält es sich mit der Bewertung und Einordnung von Sachverhalten.
Abschließend, um Deinem Statement etwas entgegenzusetzen.
Ich bin mit vielem in Deutschland und Europa nicht einverstanden.
Allerdings habe ich, wenn ich die Gesamtlage auf diesem Globus und in Europa betrachte und analysiere,
durchaus eine gesunde Portion Vertrauen in unsere deutsches Politiksystem.
Und derzeit danke ich (als agnostischer Atheist) dem "Lieben Gott", dass er mich hat in Deutschland
aufwachsen und leben lassen!
Unsere stabile Wirtschaftslage hier, das vergleichsweise sehr gute Finanzpolster, die guten Mediziner
und anderen Fachleute, dies und noch einiges andere macht genau jetzt den Unterschied zu vielen Ländern
allein hier in der EU aus.
Great Britain ist mit seinem NHS am Ar... .
Italien erlebt gerade den medizinischen SuperGau.
Baden-Württemberg nimmt Frankreich Corona-Patienten ab, die ohne Beatmung in Kürze wohl sterben würden.
Ad inf ....
Unter diesen Bedingungen über Deutschland und seine Politik zu schimpfen ist schon etwas absurd,
findest Du nicht auch?
Und vielleicht noch ergänzend;
Ein nicht unerheblicher Teil von Handlungsverantwortung liegt derzeit nicht bei Politikern, sondern bei den Bürgern!
So könnte man die Geschichte auch mal betrachten...