Physikalische Gitarrenbox vs. Axe-Fx II Impulse Response | Nearfield vs. Raumakustik

axefx

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Ich hatte es ja lange angekündigt, heute habe ich es gemacht: Impulse Responses auf dem Prüfstand.

Taugt die Technik? Klingt eine abmicrophonierte Gitarrenbox wirklich vergleichbar mit der davon erstellten Impulse Response? Wenn ja, wie ähnlich ist es? Wenn nein - haben die Kritiker, die behaupten, die Boxensimulation im Axe-Fx wäre der Knackpunkt doch recht?

Und was ist mit diesen ganzen trockenen Aufnahmen, die dann alle als "flach" empfinden und youtube Beispiele von Röhrenverstärkern, die in einem Raum abgenommen wurden präsentieren und dann sagen: Seht ihr: So dreiminesional wie ein "echter" bekommt ihr mit euren Modeller-Kisten halt nicht hin. Fragen über Fragen...

Meine (theoretische) Abhandlung, die ich HIER veröffentlicht habe, wollte ich nun dochmal in der Praxis auf den Prüfstand stellen.

Versuchsaufbau:

Axe-Fx II [Friedman BE + ES-335 ODER JM45 + Strat] -> FX LOOP OUT2 -> Matrix GT1000 -> TT Rex Pro [Eminence Wizard|8Ohm + Eminence Governor|8 Ohm]. Die Box kann mono + stereo betrieben werden. Für den nachfolgenden Test wurde immer nur EIN Lautsprecher genutzt.

Das erste Problem: Wohin mit der Box, geschlossen oder offen? Als erstes hatte ich sie auf zwei Barhocker gestellt, hinten offen. Klang irgendwie "ungewohnt", die Box soweit weg vom Boden und mitten im Raum. Kurzerhand der gegentest an der Koch 2x12" vom Kollegen, die am Boden an der Wand steht. Erstes "aha" Erlebnis. Ja, so kenne ich den Sound des Kollegen. Perlig, dreidimensional, druckvoll, geil. Aber meine hat abgestunken. Also Barhocker weg, Meine Box auch auf Boden, nähe Sofa, die Rückwand jetzt ebenfalls geschlossen. "Aha", das klingt doch schon viel besser. Dann kurz verschiedene Konstllationen probiert: Wizard alleine, Governor (fälschlicherweise in den Files überall V30 benannt) alleine, beide Speaker zusammen. "Aha"! Da geht doch was! 3 verschiedene Sounds, die allesamt brauchbar sind. Und es hat sich bestätigt, was ich schon von den CAB IRs im Axe bzw. Drittanbietern vermutete: Clean bis old-school Rock kam der Wizard (als G12H30 Derivat) besser, für die "böse" Mucke war der Governor überzeugender. Beide zusammen ergänzen sich dann ziemlich zu dem, was man aus den einzelnen Speakern vermutet. Da kann man die beiden ein wenig ausgleichen. Gut, gut.

Erster Zwischenstand: Das Axe an der Matrix an einer Gitarrenbox klingt brutal nach Röhrenamp! Es klingt so, es fühlt sich so an, was will man mehr. Wirklich "Sounds gemacht" in liebevoller tweakerei habe ich nicht. Es musste schnell gehen, es ging ja um den Vergleich mikrophonierte Box vs. Impulse Response. Trotzdem: Ich brauchte schnell was "cleanes" und was mit "gain".

CLEAN: Also irgendwie mal schnell den JTM45 rein, Strat dran, Master auf 9, mit Drive das Ding in die simulierte Endstufen-Sättigung gefahren und ab dafür. Presence mal Standardmäßig in die Mitte ... Klang gut, passt. Fertisch.

GAIN: ES335 genommen, Friedman BE gezockt, Master auf 3,5, Drive so das es bratzt. Presence mal Standardmäßig in die Mitte. Jo, passt ... geil!

Also: In unterirdisch kurzer Zeit mal schnell zwei AmpSounds eingestellt, die Zeit lief, und der Aufbau hatte schon soviel Zeit gekostet ...

Nächster Schritt IR CAPTUREN: SM57 an den Wizard auf Capedge On Axis -> Terratec Producer Phase X24 mit wie ich finde ordentlichen MIC Preamps (Designed by SPL ... ) -> IN2 LEFT AXe-Fx II. Den testsweep paar mal abgeschossen, alles eingepegelt bei wahrlich nicht leiser Lautstärke. Der Sweep sollte schon so derbe laut durch den Speaker gejagt werden, wie ich auch mit der Gitarre drüber spiele ... Jedenfalls: Alles kein Problem IR im Kasten von der Box.


(danach noch mit Taschenlampe genau auf CAPEdge des Wizards positioniert)

1. Test: Vergleich microphonierte Box mit Impulse Response der microphonierten Box (Wizard / Strat):

Axe-Fx II ohne CAB IR -> OUT2 -> Matrix -> Wizard -> SM57 -> Terratec IN1
Axe-Fx II mit CAB IR (der zuvor geschossenen IR natürlich)-> OUT1 -> Terratec IN2

Im Cubase 2 Spuren scharfgemacht (IN1 + IN2), eingepegelt und sinnentleert auf der Strat was geplänkert.

Ergebnis MICROPHONIERTE BOX vs. IMPULSE RESPONSE AXE-FX II:

Microphonierte Abnahme der physikalischen Box im Raum:


Impulse Response derselben Box mit selbem Micro und identischer Position:



HÄ? Das klingt ja noch identischer, als ich das je gedacht hätte! Wo ist der Raumanteil, den ich prognostiziert hatte, auf der MIC. Abnahme minimal zu hören, im Gegensatz zur IR ???? Erst dachte ich: Du hast falsch verkabelt, falsches routing, das ist zweimal dasselbe. Aber neee: Zu Hause in ruhe doppelt gegengecheckt: Das ist alles korrekt! (Wer mag kann ich davon überzeugen, indem er die Originalen files in seine DAW lädt und dann mal bei einer Spur die Phase tauscht. Hätte ich aus Versehen zweimal dasselbe aufgenommen müssten sie sich vollständig auslöschen - das tun sie aber nicht. Auch gehen die Pegel nicht 100% synchron. Checkt es selber, wer es nicht glaubt!)

[Anmerkung: Die files auf Soundcloud wurden auf -0.3db normalisiert und mit einem Dither auf 16 bit MP3 44.1KHz exportiert. Die Orignalen, völlig unangetasteten, nichtmal normalisierten .WAV files könnt ihr als ZIP Ordner von meiner Dropbox runterladen und selber Vergleiche anstellen. Orignalaufnahmen: 48KHz / 24bit]

2. Test: DI-Signal bzw. Nearfield Micro vs. Raumaukustik (Wizard / Strat):
Leider kann mein Interface nur 2 Spuren gleichzeitig aufnehmen, deshalb musste ich es getrennt machen, sprich: Das identische obige genutzte Preset habe ich bei Identischer Lautheit mit identischer Gitarre nochmal genudelt. Nur dass ich nun zwei Mikrophone ziellos mitten im Raum plaziert habe. Ein SM57 etwas näher und auf den Lautsprecher zielend, das Messmikrofon ECM8000 weiter weg von der Box einfach irgendwo hingestellt.

Hier seht ihr die Platzierungen der Mics:


Und so hört sich der identische Sound aus dem Vergelichtest der Nearfield Microfonierung vs. IR von oben an, wenn eine Microfonierung im Raum stattfindet:



[Anmerkung: In diesem Beispiel habe ich zwischen den beiden Microphonen hin und hergeschaltet, mal einzeln, mal zusammen und zu guter letzt beide Microfone aus der Mitte ins Stereopanorama gedreht ... ]

Soviel zu Amp-in-the-room im Vergleich zu DI-Aufnahmen! Das ist beim Axe-Fx II genauso, wie bei jedem Röhrenverstärker - es muss halt auch Amp-in-the-room aufgenommen werden! Und mit mehreren Microfonen, diese dann im Stereopanorama verteilt klingt das dann nochmal krasser, als ein einzelnes Mono Micro - wie ihr ja hören könnt. Wieso zwei MICs? Stereo? Naja, Ihr habt ja auch zwei Ohren, die ca 20 - 25cm auseinanderliegen. Das ergibt Laufzeituntschiede. Das macht Stereo! Lässt uns im Raum lokalisieren ... Auch wenn es ätzend gespielt ist und der Sound nicht nach eurem Geschmack: Hörts euch mal in Gänze auf Stereo an! Gerade wenn das panning einsetzt, etc ... sehr interessant ...

[Anmerkungen: die Original .WAV files dieser beiden Room-Micros liegen ebenfalls im Zip-file weiter unten zum download... da kann dann jeder selber in seiner Daw rumspielen, Phasen drehen, stereo balance setzen, etc... nochmal: die WAV files sind so roh, wie sie aufgezeichent wurden. Ich habe da exakt NIX dran gemacht!]

Im Proberaum war ich zu sehr in Hetze und mir unsicher, nachdem ich das erste mal kurz in die Box vs. IR Aufnahmen reingehört hatte, ob das alles mit rechten Dingen zugeht. Ich konnte keine Unterschiede auf die schnelle ausmachen. Also nochmal:

3. Test: Vergleich microphonierte Box mit Impulse Response der microphonierten Box (V30/ ES-335):

(... ähhh Emi Governor ... ja eigentlich, egal ...). Nochmal alles akkurat durchgegangen. Diesmal Ein Beta 87A Kondensor auf CAPEdge an den Governor (fälschlicherweise mit V30 in den files tituliert).



IR angefertigt, dann noch VOR der Aufnahme, die Spuren bzw. das Routing quergecheckt:

CAB-Block und FX Loop Bypass auf MUTE gestellt, gespielt und dann jeweils die Blöcke gemutet und im Cubase geschaut, ob die Pegel in den korrelierenden Spuren verschwinden. JA, tun sie - alles korrekt. OK, dann los .... aufnehmen:

Ergebnis MICROPHONIERTE BOX vs. IMPULSE RESPONSE AXE-FX II:

Microphonierte Abnahme der physikalischen Box im Raum:


Impulse Response derselben Box mit selbem Micro und identischer Position:



Zum zweiten Mal war ich völlig verblüfft - obwohl ich es ja immer steif und fest behauptet hatte und auch solche tests schon gemacht hatte, allerdings nur Torpedo Plugin vs. Axe-Fx IR. Jetzt allerdings die Königsdiziplin: Eigene microphonierte Box in der realen Welt gegen deren Impulse Response im Axe-Fx ....

FAZIT:

Die Technologie von Impulse Responses, die das Axe-Fx II für die Boxensimulation anwendet ist für mich damit zweifelsfrei. Sie funktioniert perfekt.

Unkenrufe, die Cab-Simulation wäre nicht perfekt kann ich nur auf diesen Test verweisen. Und wer`s dann immer noch nicht glaubt soll sich bitteschön die Originalaufnahmen runterladen und sich selbst vollständig überzeugen. Ich für meinen Teil bin absolut beeindruckt! Man muss das mal selber gemacht haben!!!! Hier könnt ihr nur Ergebnisse hören ... Aber selber auf diesen Schluss kommen (zu müssen) ist eine Erfahrung, die Ihr euch gönnen solltet!

Ich kann keine nennenswerten Unterschiede hören zwischen der realen, microphonierten Abnahme von Gitarrensound im Vergleich durch den Ersatz der Impulse Response im Axe-FX als DI-Signal derselben Box (mit der selben Microphonierung und mit derselben Micoplatzierung selbstredend). Ab und an bilde ich mir schon ein, dass die IR etwas "trockener" klingt, als die Mico-Aufnahme, was dann doch dafür sprechen würde, das kleine Anteile von early Reflections mit auf Band kommen, was bei der IR mit ihrer Länge von max. 42ms im Axe-Fx II nicht identisch sein kann. Allerdings: Höre ich das? Oder bilde ich es mir ein? Nein, ich glaube, ich höre es ... minimal. Der Unterschied sind die early refelctions länger als 42ms, die ihr gut in dem beispiel mit der Raumaufnahme hört ... Aber mal ehrlich: Relevant? No. Live? No No No ...

Desweiteren möchte ich mit Verweis auf meinen MIX aus zwei Room Microfonen, die exakt denselben Sound bei gleicher Raumlautheit aufgenommen haben, wie der zuvor vorgenommene Box vs. IR Vergleich auch folgendes festhalten:

Verkappte Versuche, Hörbeispiele oder Videos aus Youtube oder sonstwo heranzuziehen, um die Qualität des eigenen Modellers zu bewerten, oder es einfach nicht zu begreifen, dass es ein sinnentleertes Unterfangen ist, mit einem DI-Signal das gleiche Hör-Ergebnis erzielen zu können, wie mit einer akustischen Aufnahme (Also Microfon in einem Raum) kann ich nur erwidern: Was soll ich noch sagen?!

So, und wer nun immer noch denkt, ich würde schummeln oder die files wären 1:1 diesselben und nicht jeweils zwei unterschiedliche: Hier nun der Link zu den Originalfiles, die ihr euch für A/B Tests, Phasenüberprüfungen, Wellenformen anschauen oder sonstwas in euere DAW laden könnt:

https://dl.dropbox.com/u/47593922/BOX vs IR + NEARFIELD vs ROOM.zip

Und wer`s dann immer noch nicht glaubt, dem ist nicht zu helfen ... :biggrin:

[48KHz / 24bit .WAF Format]
 
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axefx

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Ich wolle eigentlich heute "zig" IRs erzeugen. Jeweils WIZARD / GOVERNOR:

On Axis: cap / capedge / cone
OFF Axis capedge

Je mit Shure SM57 (dynamisch); Shure Beta 87A (Kondensator); Studo-Projects C-1 (Großmembraner). Sennheiser MD421 wäre halt noch schön, hab ich aber nicht (nicht mehr ... ich tuppes...).


Ich wollte es auch nicht übertreiben mit ofenn/halbgeschlossen/geschlossen, von vorne, hinten, seite, blabla ... ich habe heute nur im Ansatz mit bekommen, was das für eine Drecksarbeit ist ... und dann noch alles in einem nicht optimierten Raum, usw. Letztlich will ich mir aus den verschiedenen IRs dann einfach "Meine" "IR-Boxenabnahme" für live schustern ... that`s all ...

Anyhow: Ich werde das nachholen und sie dann zur Verfügung stellen ...

Der nächste Test wäre dann: FRFR für Proberaum entzerren und eine IR-Mischung des eigenen Cabinets finden, die dann auf dem FRFR System möglichst genauso klingt, wie die originale Box ;) Aber das halte ich für sehr, sehr schwierig, so schwierig, dass es nicht umsonst Spezialisten gibt, die jahrelange Erfahrung mit Mikrofonierung haben - in tollen Studios, mit den schönsten Mics und den tollsten Preamps .... schaun mer mal ... war heute lange und genug Arbeit, um diesen Test hier fertigzustellen.
 
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Groove

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Erster Zwischenstand: Das Axe an der Matrix an einer Gitarrenbox klingt brutal nach Röhrenamp! Es klingt so, es fühlt sich so an, was will man mehr.
Jou, und dabei muß das nicht unbedingt die Matrix sein, als Endstufe. Es mag schon sein, daß die den Sound noch etwas aufwerten würde bei mir. Wenn ich dann irgendwann als Musiker Einkünfte in Harz IV Höhe beziehe, leiste ich mir die vielleicht dann auch ;). Bis dahin muß es meine 300W Samson auch tun, und das tut sie auch! Das klingt schon auf der Bühne bei entsprechender Lautstärke, ohne Frage, wie ein echter Röhrenamp!

Zu deinen anderen Erkenntnissen und Ergebnissen; Respekt! Man muß das natürlich können und die Zeit dafür haben. Das Problem, was eventuell einige User haben, ist meiner Meinung nach nicht, das die Cab Sims nicht funktionieren, das Problem ist es, das ganze auf die P.A. und das Monitoring so abzustimmen, daß es wirklich astrein klingt und daß ich mich als Gitarrist wohl fühle damit.

Im Studio freilich, oder generell für Aufnahmezwecke, nehme ja auch sehr viele Röhrenamp- User, dann lieber das Axe. Also scheint es ja da durchaus perfekt zu funktionieren. Live ist halt immer wieder eine andere Kiste!

Übrigens, NEID! Ich hätt auch gern diese Möglichkeiten wie Du (Proberaum, Studio etc.), dann könnte ich z.B. mein Axe wirklich mal richtig perfekt auf unsere P.A. abstimmen. Oh, wär das fein :D
 

firegarden

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Sehr cool, Herr "Mythbuster"! ;)

Beim Raummikro - Vergleich hast du, keine IR gemacht, oder? Das wäre jetzt noch interessant, wie nah man an den Raumeffekt mit dem Room Parameter aus dem Axe kommt.

Für den Standard gibt es ja den Trick mit den early Reflections im Reverb Block. Das hatt ich einige Zeit auch in meine Presets eingebaut. Über Kophörer bzw. inear hat das auch einen gewissen 3D effekt gegeben. (Aber auch nur so lange, wie nicht sowieso Reverb oder Delay einen eigenen Raum drauf gesetzt haben.) Bis ich mir das mal kritisch von unten auf PA angehört habe. (eine befreundete Band hat über unsrere Instrumente, ein paar Lieder gespielt) Über PA (ich gehe stereo rein) war nichts von 3D zu hören, sondern die Gitarre klang schwammig und war nicht da wo ich sie haben wollte. Tatsächlich war es dann der Reverb Block mit dem early Reflections Trick. Live, kann der Wunsch zu klingen wie in den Abbey Roads Studios abgenommen, auch mal in die Hose gehen.
 

guitardoc

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Gleich vorab - ich hab von der ganzen Materie recht wenig Ahnung und ich habe auch die Soundfiles noch nicht anhören können, beziehe mich daher auf das Gelesene und hoffentlich auch Verstandene... Eine Frage habe ich, vielleicht ist die aber auch völlig sinnfrei, daher bitte ich gleich vorab um Nachsicht...

Die IR hast du mit hoher Lautstärke über den Sinussweep abgenommen wenn ich das richtig verstanden habe. Was würde denn passieren wenn die IR bei einer geringeren Lautstärke abgenommen werden würde? Ist die dann gleich? Ich würde vermuten dass dies nicht der Fall ist weil sich die Membran dann ja viel weniger bewegen würde. Müsste man nicht eine Art 'zweidimensionale' IR haben - ein Spektrum über die Frequenz und eins über die Lautstärke?

Interessant wäre ein Vergleich zwischen der mit hoher Lautstärke abgenommenen IR mit sehr viel geringerer Lautstärke gespielt und der realen Box auch mit ganz geringer Lautstärke - oder andersherum, IR mit geringer Lautstärke abgenommen, dann beides mit hoher Lautstärke gespielt. Gibt es da einen Unterschied?

Irgendwie hab ich mich immer gewundert warum der Kemper unterschiedliche Lautstärken für das Klonen verwendet. Vielleicht ist das ja der Grund?

Oder bin ich hier völlig auf dem Holzweg?
 

axefx

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Mal abgesehen davon, dass dies immer noch kein Kemper-Forum ist, weiss ich auch nicht so recht, was Du mit Deinem letzten Absatz meinst.

Zur "zweidimensionalen IR": Das Spektrum über die Frequenz abzudecken ist ja der Job einer IR. Verschiedene Lautheit hat damit nichts zu tun. Ausser Du versucht mit diesem Hilfsmittel "Lautheit" das Frequenzspektrum des Speakers zu verändern.
Wenn dem so ist oder wäre, stellt sich natürlich folgende Frage: Wie will ein Monitor Hersteller ein lineares System anbieten? Das dürfte ja dann nur bei einer einzigen Lautstärke linear sein und in allen anderen Lautstärken nicht?! Wer weiss, vielleicht ist dem theoretisch auch so, aber dann wäre das wohl wirklich sehr theoretisch, da ich ansonsten in jedem Monitor-thread lesen würde: Du bist unzufrieden mit Deinem monitor? Bei welcher Lautstärke hörst Du ab? Du musst genau XY DB einstellen, ansonsten macht der`s nicht .... habe ich aber noch nie gelesen. Wenn Ihr zu Hause Musik hört. Anlage leise <-> Anlage laut, ändert sich da der Sound? Ausser dem Fletcher Munson Effekt, der aber nix mit der Anlage oder den Speaker zu tun hat, sondern mit der Subjektivität eurer Ohren?! Nö, ... und von daher ...

Interpretiere ich für mich also folgend: Solange der Speaker innerhalb seines Leistungsspektrums genutzt wird, also nicht so derbe "überfahren" wird, das die Membran eine Eigen-zerre erzeugt, vermute ich keinen Unterschied, ob ich die IR leise oder laut "schiesse". Den Gedanken hatte ich übrigens auch schon, ich wollte das auch in der Tat testen, mal sehen, ob ich das noch nachhole. Erhoffen tue ich mir allerdings nix davon, von daher war das keine Prio ...

Man könnte die IR natürlich auch mal machen, wenn der Lautsprecher völlig über seine Grenzen belastet wird und das vergleichen. Das überlasse ich dann aber Ohrenärzten, die das mit einem 10 Watt Lautsprecher machen. Ich für meinen Teil begnüge mich dann gerne mit den Parametern "Motor Drive" und "Speaker Drive" im Amp- bzw. Cab Block des Axe-Fx II.

Ich kenne wohl die Vermutung hinter dieser Frage:
"Der Lautsprecher würde dynamisch sein Verhalten pro Lautheit ändern und deshalb könne ein "linearer" Ansatz einer Cab IR kein realistisches Abbild erzeugen". Ich hatte gedacht mit obigen Beispielen das widerlegt zu haben. Da spiele ich auch mal lauter und mal leiser, aber tonal ändert sich zwischen realer Box und deren IR nichts. So what?
 
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guitardoc

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Natürlich ist das kein Kemperforum. Dieser fiel mir nur in dem Zusammenhang ein, daher die Erwähnung. Ich dachte ja auch dass man das böse K-Wort trotzdem ungestraft hier verwenden darf... ;-)

Nein aber jetzt mal ernsthaft. Ich hab mich immer gefragt ob die Lautstärke einer Gitarrenbox bei der Erstellung einer IR nicht eine Rolle spielt. Wie gesagt, ich hab davon keine Ahnung. Wenn diese keine Rolle für das Wiedergabeverhalten spielt ist es ja umso besser.

Ich konnte die Audios noch nicht hören - bin dienstlich unterwegs und fummle hier nur nebenbei mit dem Telefon im Forum rum.

PS. Dass du dir die Mühe und den Vergleichstest mal gemacht hast ist übrigens echt Klasse. Auch von meiner Seite Danke dafür.
 
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Pacosipulami

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Interpretiere ich für mich also folgend: Solange der Speaker innerhalb seines Leistungsspektrums genutzt wird, also nicht so derbe "überfahren" wird, das die Membran eine Eigen-zerre erzeugt, vermute ich keinen Unterschied, ob ich die IR leise oder laut "schiesse". Den Gedanken hatte ich übrigens auch schon, ich wollte das auch in der Tat testen, mal sehen, ob ich das noch nachhole.

Man könnte die IR natürlich auch mal machen, wenn der Lautsprecher völlig über seine Grenzen belastet wird und das vergleichen. Das überlasse ich dann aber Ohrenärzten, die das mit einem 10 Watt Lautsprecher machen. Ich für meinen Teil begnüge mich dann gerne mit den Parametern "Motor Drive" und "Speaker Drive" im Amp- bzw. Cab Block des Axe-Fx II.
Die IR alleine genügt schon um in einem Cabinet-Block einen Lautsprecher abzubilden - da hat Markus zweifelsohne recht! Der Speaker Drive Parameter verstehe ich so, dass der Lautsprecher nicht mehr in der Lage ist das anliegende elektrische Signal mechanisch korrekt umzusetzen. Es gibt natürlich noch weitere Spezialnebeneffekte -> zb. Cone Cry....

Mich interessiert eher der Einfluss des Speaker Cabinets auf den Amp Block - da gäbe es meiner Ansicht nach noch Raum für neue Ansätze.....und zwar den Einfluss von Auslenkunsfehlern, wenn der "Motor" zum "Generator" mutiert......sprich der Lautsprecher nicht nur Energie in Bewegung umsetzt, sondern durch Bewegung Energie rückerzeugt - man nennt dies auch Back EMF (zu deutsch. Stromwendung). Gitarren-Endstufen haben meist einen niedrigeren Dämpfungsfaktor, wo solche "ungewünschte Einflüsse" in Mass "erwünscht" sind, bzw. wir uns klanglich nichts anderes gewohnt sind.

Ist nur meine Meinung!

@ Markus: Falls Du den Elliott Randall Trick mal als IR wandeln könntest, ich wäre sehr interessiert (mir fehlt das Gear vor Ort und das Studio, wo ich als Hausgitarrist tätig bin, ist momentan noch in Umbau)

Gruss und Huba!
 

axefx

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Zitat "Unkenrufe, die Cab-Simulation wäre nicht perfekt kann ich nur auf diesen Test verweisen." Waren eh nicht immer nur die Speaker- Simulationen vom Axe I, also dem Standard, als nicht sooo dolle im Gespräch?
Die basieren auf der exakt identischen Technik Groove! Der einzige Unterschied zum Axe-II ist, dass die Impulse Responses in der Auflösung verdoppelt wurden. LO: Gen1 512 / Gen2 1024 | HI res: Gen1: 1024 / Gen2 2048.

Kannst ja mal zwischen LO und HI bei Dir vergleichen, ob Du da einen Unterschied hörst! Ich muss ihn mehr einbilden, als dass ich einen höre. Bei 1024 zu 2048 hilft selbst die Einbildung nix mehr. Der Unterschied ist also vor allem ,dass man im Axe 2 jetzt auh in Stereoblöcken noch die "alte" HI Res von 1024 hat. Und eben die Laufzeit von 21ms auf maximal 42ms erhöht wurde, was man dann minimal erahnen kann, wenn man Ambience Mikrofonierungen einlädt.

Im Normallfall und im realen Leben ist die einfache Antwort: Die Leute, die die nicht so dolle fanden widerspreche ich mit obigen Praxisbeispielen.

Oben weise ich nach, was los ist. Alles darüber hinaus ist für mich Haarspalterei, die dann nicht mal mit Gegentests nachgewiesen wird, sondern nur blind behauptet. Da kann nich nicht mit. Ganz ehrlich.

Ich sags gerne nochmal: Wer das anders sieht, soll reproduzierbare "Nachweise" bringen, ansonsten gebe ich da nix drauf. So einfach ist das.
 

axefx

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@ Markus: Falls Du den Elliott Randall Trick mal als IR wandeln könntest, ich wäre sehr interessiert (mir fehlt das Gear vor Ort und das Studio, wo ich als Hausgitarrist tätig bin, ist momentan noch in Umbau)
Wenn ich dazu komme, versuche ich`s mal. Die zwei resultierenden IRs kannste ja dann selber mischen ;)
 

Groove

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Trotzdem gibt es ja rein subjektive Aspekte. Ich sag ja zudem, ein Vergleich bringt und nützt ja nur dann, wenn ich in der Lage bin das im realen Leben, auch so rüber zu bringen, wie es vielleicht sein sollte. An meinen Monitoren klingt z.B. die Vintage30 Simulation nicht so dolle und die vom GT12 hatte eine mächtige Überbetonung genau bei 674hz. Ich habe das mit dem PEQ rausgezogen, und es war für mich gut. Nicht jeder findet da aber auf Anhieb eine Lösung und beschäftigt sich so wie wir hier damit. Und der sagt dann wahrscheinlich: die IR´s sind sch... ;). Das der Cliff auch in dieser Frage wohl gut gearbeitet hat, war mir von Anfang an klar. Es kommt halt wirklich darauf an, mit welchem System und in welcher Qualität ich WIEDERGEBE oder wie Du AUFNEHME. Deshalb noch einmal: Hattu schön gemacht AxeFX :hail:
 

firegarden

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Mercurial Speaker bietet ein dynamisches Cab Ir Plugin an. Es soll wohl auf ähnlichen Algorythmen wie Nebula aufbauen. Wenn ich es richtig sehe, ist das freeware. http://mercuriall.iks.ru/cms/

Markus vielleicht magst du ja mal einen Vergleich Mercurial vs. Statische IR anstellen. Ich bin technisch dazu leider nicht in der Lage. Ich denke, das wäre hochinteressant, wie hörbar anders eine dynamische Technologie ist.
 
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Pacosipulami

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Danke Firegarden! Das PlugIn probiere ich mal aus (sieht ja mal ganz spannend aus - und "russisch"! :) )

Huba
 
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Pacosipulami

Guest
Groove hiflt sicher gerne beim Übersetzen! :)
Stimmt... :biggrin: ....obschon ich da schon klar komme damit! Ich mache dann auch einen kleinen Vergleichstest und stelle ihn im Forum akustisch hoch (dann hast Du was zum Hören). Ich hoffe nur, dass dieses PlugIn ein bisschen gnädiger ist als Nebula Free (welches meinen Rechner ziemlich schnell an die Leistungsgrenze gebracht hatte...okey mittlerweile hab ich ja auch eine i5-CPU, sollte schon passen)
 

guitardoc

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So, ich hab es jetzt geschafft mir die Files mal anzuhören. Ich kann absolut keinen Unterschied feststellen. Ich ziehe meine Frage zu den dynamischen IRs kleinlaut zurück. Für mich hat sich das Thema erledigt - Danke Markus!

Aber schon kommt die nächste Frage... ;-) Wie gut sind die IRs die man NICHT selbst erstellt hat, also von Drittanbietern kommen oder gleich direkt auf dem AXE drauf sind? Cool wäre wenn man dazu einen Direktvergleich hätte. Also quasi Testaufbau wie Markus ihn gemacht hat, nur einmal mit z.B. einer 1960er Box abmikrofoniert und einmal mit der IR die im AXE standardmäßig drin ist? Ich kann sowas leider nicht machen, aber vielleicht geht das beim AXE-Fest? Eine solche Gitarrenbox kann ich sicher besorgen.
 
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Pacosipulami

Guest
Also...ein IR wird ja mit einem Mikrofon aufgenommen, welches man sich vor ne Box stellen muss - von daher gibt es bereits so deutliche Unterschiede was den Soundgeschmack des Machers angeht. Das Tolle an den Ownhammer, RedWirez, Recabinet etc. Files ist es, dass man sich sein Idealsound aus verschiedenen Miking-Positionen und Mikrofonen aussuchen kann - die IRs mittel IR-Mixer mischen kann.Bei den Axe-Internen IRs geht das so nicht, ausser man kombiniert diese im Cabinet-Block oder zieht zwei Cabinets-Blöcke auf (um so max. vier IR-Files zu kombinieren). Das kann reizvoll sein. Das dumme an der Sache ist, dass die Auswahl bei diesen Monster-IR-Sammlung riesig ist - man kann sich ohne Plan sehr schnell verlieren - denn nicht alle Lautsprecher IRs klingen (wie im richtigen Leben auch) mit allen Amp-Modellen stimmig - was aber auch wieder auf den Soundgeschmack des jeweiligen Anwenders darauf ankommt.
 

funkstation777

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Meiner Meinung nach sind die IR's, die auf dem IIer werksseitig drauf sind (und da sind ja schon etliche Redwirez, Ownhammers & 4 Kalthallen IR's dabei) um einiges brauchbarer als die Ier-Werkspresets. Während auf meinem Standard damals der Spaß für mich erst mit den Redwirez-IR's losging, ertappe ich mich immer wieder dabei, die Werks-IR's beim IIer zu verwenden. Wenn man beim IIer nämlich Redwirez mit "eingearbeiteter" Mic-IR verwendet und somit die Mic-Sim auf "None" stellt,hat man leider die Parameter für die Lautspreicher-Größe und den Proximity-Effekt nicht zur Verfügung, und das sind 2 Parameter, die ich beim IIer jetzt echt nicht missen möchte.

Das einzige, was ich echt schade finde, ist, daß es nach wie vor kein Sennheiser MD441 zur Auswahl gibt (wäre mein persönlicher Fave) und bei Redwirez gibt's die IR's mit genau diesem Mic bei jeder Box.... da wäre doch echt interessant, wie man vielleicht
das Frequenzverhalten eines Mikros "modeln" könnte?????... quasi, ich nehm die Sennheiser MD421 MicSim vom Axe II und häng einen TM-Block dahinter, der die entsprechenden Unterschiede zum MD441 ausmacht....

lg Andy
 
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