Interessant - welchen Effekt/Nutzen hat denn das Backpulver?
Sattelfeilen zu kaufen hoffte ich zu vermeiden.
Ich könnt natürlich auch zum Gitarrenbauer hinfahren und meckern, aber der wird mir nur nen neuen Sattel verpassen gegen Geld.
Also…
Hab die anderen Beiträge noch nicht gelesen, somit hier erstmal meine Verfahrensweise.
Was braucht man.
- Sekundenkleber
Den gibt es einmal in thixotroper und auch in nicht thixotroper Form
Also flüssig, tropfend und als Gel, nicht tropfend.
- Backpulver oder ersatzweise feiner Abrieb von einem alten Sattel, der nicht mehr benötigt wird.
- idealerweise Metallunterlage zum anrühren der Masse
- kleiner Elektroschraubenzieher mit schmaler und dünner Klinge. Ich habe mir für diese und andere Arbeiten
vor Ewigkeiten einen zurechtgefeilt. Den kann man auch als Miniaturstechbeitel für Holzarbeiten in winzigen Ecken verwenden.
Ersatzweise Zahnstocher o.ä..
- Sattelfeile, um am Folgetag den Sattel ordentlich zurechtzufeilen. Schlüsselfeilen etc. sind Mist.
- etwas Azeton oder Verdünnung und ein dünnes Läppchen, um die Sattelkerbe kurz vor der Verfüllung zu entfetten.
Vorsicht; Lackierte angrenzende Flächen werden ggf. "blind"!
Ich verwende mittlerweile, wenn sowas mal ansteht, das Sekundenkleber-Gel.
Der Vorteil ist der, dass man bei Verwendung der flüssigen Variante die Kerbe vorne und hinten verschließen muss.
Also mit einem Klebestreifen; sonst läuft der Kleber idR. teilweise aus der Kerbe, bevor er ausgehärtet ist.
Ausserdem greift der Kleber lackierte Oberflächen an.
Und noch eines: AUGEN SCHÜTZEN!!!
Das Zeug (Cyanacrylat) ist hoch agressiv!!!
Wenn man die Kerbe gereinigt und entfettet hat, rührt man an.
Etwas Kleber und ein Prise Backpulver oder Sattelabrieb verrühren, sodass eine pastöse Masse entsteht.
Gut verrühren und nicht zuwenig Pulver/Abrieb verwenden.
Warum Backpulver oder Sattelabrieb?
Dieser Kleber ist, wie man an der chemischen Bezeichnung erkennen kann, ein Acrylat; also eine Kunststoff-Variante.
Diese ist nur in sehr begrenzten Maße elastisch und im Gegenteil von kristalliner Struktur, also spröde.
Das begünstigt einen eher rauhen, unregelmäßigen Abrieb-Prozess.
Auch die Gleifähigkeit, nicht unwichtig als Saitenunterlage, ist nicht so ideal.
Die Zugabe von Backpulver oder feinem Kunststoff-Abrieb hat eine elastizitätsfördernde Wirkung.
Ausserdem verhält sich das Material insofern entsprechend eher ähnlich einem Kunststoffsattel;
insbesondere auch im Hinblick auf das Verhalten bei Abrieb.
Angenehmer Nebeneffekt; es verdickt zugleich die flüssige Variante des Sekundenklebers,
was (wie bereits beschrieben) die Verarbeitung erleichtert.
Bei Fußbodenspachtelmassen bedient man sich eines ähnlichen Tricks durch Zugabe von flüssigen
Kunststoff-Dispersionen.
Dies ist zBsp. immer dann erforderlich, wenn man elastische Unterböden wie Holzböden spachteln möchte.
Wenn man das Zeug in die Sattelkerbe eingebracht hat, lasse ich das Ganze bspw. bis zum nächsten Tag stehen.
Man muss idR. auch nicht die ganze Kerbe füllen.
Wichtig ist, dass der ganze Raum ohne Hohlräume ausgefüllt ist.
Cyanacrylat-Kleber härten leider nicht besonders gut durch, wenn sie in dickeren Schichten verarbeitet werden!
Hatte das früher vor Urzeiten mal ausprobiert, bevor ich vereinzelt mal solche Reparaturen durchgeführt habe.
Daher ist es ratsam, das Ganze eine ganzen Tag stehen zu lassen.
Man wird sich wundern, was mit der Bezeichnung
Sekunden im Namen geschieht,
wenn das Zeug dicker aufgetragen wird!
Naja; Am Folgetag wird dann gefeilt…
Am besten nicht zu tief
Als ich vor ca. 3 Jahren wieder von 11er Saiten auf 10er umgestellt habe, ereilte mich das gleiche Schicksal
bei 2 Fender Tele.
Da es aber jeweils nur eine Diskantsaite betraf, habe ich hier auch auf einen kompletten Wechsel verzichtet.
Wenn der Sattel insgesamt in einem Zustand ist, dass mehr als eine Saite nicht mehr hoch genug sitzt,
baue ich aber neue Sättel ein.
Das geht genauso schnell, wie eine Reparatur von 2, 3 Kerben.
Bei mir sind alle Tremolos bzw. Vibratoren
fixiert.
Daher ist der Verschleiss recht gering und meine Sättel halten ziemlich lange.
Hoffe, ich konnte helfen!
Wenn noch Fragen sind, einfach fragen…!
Ach richtig; Manuel schrob es;
Wenn der Gitarrenbauer das versemmelt hat, sollte er das eigentlich auch kostenlos korrigieren!
Wenn der sich weigert, oder Geld dafür haben möchte, hätte er bei mir die längste Zeit Gitarren bearbeitet!
Einzige Ausnahme;
Du hast anschließend
08er-Saiten aufgezogen.
Wenn er auf der Grundlage eine bestimmten Saitenstärke, zBsp. 010 oder 011 den Sattel feilt,
wirste bei 008 mit großer Wahrscheinlichkeit Probleme bekommen.
Dieses Saiten haben eine größere Auslängung beim Schwingen.
Und sie sitzen ggf. etwas tiefer in der Kerbe.
Also da ist der sog. Einzelfall entscheidend.
Wollte das nur mal erwähnt haben.