Vier Mikrofone, zwei Aufnahmetechniken und eine Gitarre

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Gelöschtes Mitglied 3249

Guest
Während ich noch auf das Artwork warte wollte ich an Anlehnung an den Thread aus dem Frühjahr zwei Aufnahmetechniken vergleichend vorstellen. Und meine Musik auch. Es sind die zwei Instrumentalstücke des Albums (was für mich komisch ist, weil ich mit solcher Musik sonst nur wenig anfangen kann). 25 Church Street hatte ich letztes Jahr zwischendurch mal mit zwei Rode-Mikrofonen (NT1A und NT5) als A-B-Mikrofonierung aufgenommen. Das sind meine letzten Aufnahmen mit diesen grässlichen Mikros. 95 hatte ich im April während der Aufnahmesessions fürs neue Album aufgenommen mit der Mid-Side-Technik und einem Sennheiser MK4 und 'nem Lewitt 441. Diese Technik bietet viele Vorteile wie die absolute Monokompatibilität oder nachträgliche Änderung der Stereobreite.

Mein Ziel war ein möglichst natürlicher Sound - in jeder Hinsicht. Wobei das natürlich in jedermanns Kopf anders klingt. Ich wollte auf jeden Fall Nebengeräusche drin haben (auf einem Track quietscht sogar unbeabsichtigt - aber genau im richtigen Moment - die Klavierbank), es sollte menschlich klingen. Und bei reinen Instrumentalstücken kann man den Sound ohnehin fahren.

Die Gitarre ist eine Taylor 114. Auf dem ersten Track hört man die Elixir Phosphor Bronze, auf dem zweiten die 80/20, welche meinen Ohren nach erheblich besser zum Instrument passen.



Die Tracks sind gerade erst vom Mixer zurückgekommen, der besonders die übrigen Tracks echt schön hinbekommen hat.

Bei alledem war meine wichtigste Lektion: Unterschätze nicht, wie schnell man der Aufnahmesituation alles andere unterordnet. Ich habe leider erst nach den Aufnahmen begriffen, dass ich die meisten Sachen am besten im Schneidersitz auf dem Fußboden eingespielt hätte, da hätte ich erheblich besser gespielt. Aber in Anlehnung an andere Sessions hatte ich alles mit 'ner Klavierbank aufgebaut, darauf die Mikrofone ausgerichtet und dann natürlich nichts mehr dran verändert. Dabei wäre die klangliche Änderung praktisch nicht von Bedeutung, besonders im Vergleich zu dem Unterschied, den eine bessere Ergonomie macht. Meine wertvollste Anschaffung war demnach ein großes Mikrofonstativ mit Gusseisensockel, Rollen und Gegengewicht um diese als Fitnessgerät nutzbare Mikrofonkombination als eine Anordnung mühelos überall ausrichten zu können. Gold wert waren auch die Panels aus Glaswolle zur flexiblen Raumoptimierung.

Ich bin froh, dass das endlich alles vorbei ist. Alles Einspielen und -singen ist in Maloche ausgeartet und auch wenn es befriedigendes Tagwerk war freue ich mich, dass die teils 6 Jahre alten Tracks endlich vernünftig auf der Scheibe landen und ich sie endlich am Wegesrand ablegen kann.

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Haftungsausschluss & Verantwortungsübernahme
Ich nutze das Intervall namens Tritonus gerne, oft und mit Vehemenz. Mir ist die belastete Vergangenheit dieses Intervalls bewusst, ebenso der Umstand, dass sein Einsatz einst als Sünde und als Tabu mit gesellschaftlichem Konsenz galt. Ich meine, die düsteren Zeiten, in denen wir Töne, Buchstaben, Farben und Aromen und besonders deren Kombinationen ächten; oder in denen wir die Nutzer solcher Kulturelemente oder ihrer Kombinationen per se ächten oder brandmarken, sollten wir hinter uns lassen zugunsten des freien Austauschs von Ideen und zur Schaffung von Kultur. Andernfalls hätten wir bald gar nichts mehr. Schwarz auf weiß auf rot sieht halt gut aus und ich lasse mir diese Farben nicht von ein paar Spinnern wegnehmen. Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Schaffen, jedoch nicht das anderer Menschen. Wenn jemand sich nach dem Hören meiner Musik zum Anzünden einer Kirche entscheidet, kann das nicht meine Schuld sein. Eltern haften für ihre Kinder.
 
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