Warum kaufe ich mir ein Fractal Audio Produkt?

HumblyDumbly

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Ich sehe es auch so: besser ist, was mir bzw dem Benutzer besser gefällt, Punkt. Alles andere spielt exakt keine Rolle. Ein Bekannter von mir hat sein Leben lang mit einem Pod gespielt (keine Ahnung, wie das Modell heißt) und irgendwann wollte er einen echten Amp. Ich habe ihm ein paar Mesas geliehen, er hat Marshalls getestet, Laboga, 5150, alles Mögliche... Hat ihm aber alles nicht gefallen. Irgendwann hat er sich einen Kemper gekauft, wieder im Studio alle möglichen Profile von den echten Amps erstellt...und war immer noch tot unglücklich. Am Ende hat er ein Profil von seinem Pod erstellt (kein Witz) und ist jetzt absolut glücklich. Also ist der Pod FÜR IHN erwiesenermaßen der bessere Amp. Ganz egal, was die Physik sagt, egal ob er ihn versteht, ob es ein Kompromiss ist und vor allem egal was wir oder der Rest der Welt darüber denken...das spielt alles keine Rolle. Es ist SEIN Sound, er ist glücklich und hat Spaß.

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Hehehe....Marcus, das sind aber nicht die Leute, die in einem Forum einem Amptechniker erklären wollen, was seine Industrie alles verschlafen hätte und wieso ein echter Amp einem Modeler nicht das Wasser reichen kann. Die spielen das Teil und sind glücklich damit.
 

Heinzi

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Ich muss Paco in der Hinsicht recht geben, dass mir noch keinen Modeller/Profiler (ist eh das Gleiche, egal was alle sagen:)) untergekommen ist, der sich wirklich 100pro wie eine echter Röhrenamp anfühlt und klingt.
Das ist alles geil und unfassbar nahe dran, aber die letzten 3% fehlen einfach und das sagt mir auch jeder FOH unabhängig ("Klingt super bei dir, bei allen Modellern muss man halt immer noch irgendwas am Pult drehen, beim Amp nicht, aber dann klingts genauso...").

Das ist nichts was ich blind auf nem Track hören würde und im Mix schon gleich garnicht, aber sehr wohl wenn ich davor sitze und den AB Vergleich hätte - würde es mich stören? Vermutlich nicht wirklich....
Aber da fängt die Frage an: wenn ich diesen Vergleich nicht habe, vermisse ich nicht wirklich etwas und komme nach 3 Sekunden Eingewöhnung genausogut klar, wie mit dem Echtamp. Zumal ja auch nicht alle Röhrenamps gleich klingen, auch nicht innerhalb einer Serie.
Als Gitarrist muss man ja auch lernen, sich auf Equipment einzulassen - und das in vielen Punkten: Hals, Saiten, Gitarrentypus, Position zum Amp, Halle, Alkoholpegel.....da ist der Modeller für mich noch ein realtiv kleiner Posten in der Gesamtgleichung...
 
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Andy

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Also mal ganz ehrlich, wie soll eine digitale Abbildung von etwas auch besser als das Original sein, wenn das Ziel ist das Original möglichst genau abzubilden?

Bei der Digitalisierung und den Algorithmen geht immer was verloren. Man kann damit maximal das Original erreichen. Seht euch die 3-D Filme im Kino an, ist das besser als die Realität? Nur dann, wenn eine virtuelle Realität geschaffen wird, die es so nicht gibt. Bildet man 1:1 eine Umgebung ab, dann sieht das nach wie vor immer ein bisschen wie ein Comic oder Zeichentrickfilm aus.

Warum sollte das hier anders sein, .. und unsere Ohren sind unsern Augen um Universen überlegen!!!!!

Geht man in eine Kirche und hört euch den Hall an und dann hört man sich den Hall im AxeFx oder auch in Cubase, selbst bei Faltungshall Plugins an. Da ist immer ein blechernes Geschepper dabei, welches es im Original nicht gab.

Wenn du etwas "digitalisierst", dann heisst das immer eine diskrete Abbildung von etwas Kontinuierlichem. D.h. ich habe nur eine reduzierte Anzahl an "Abtastpunkten" die ich für die Verarbeitung hernehme von einem Signal, welches unendlich viele Abtastpunkte hätte. Mach ich alles richtig, dann sagt die Theorie, wenn ich wieder ins Kontinuierliche zurückwandel verliere ich nichts. ... D.h. maximal so, wie wenn es nicht digitalisiert worden wäre.

"Besser" wird es ggf. nur, wenn ich es sozusagen "nachbearbeite" im Digitalen. Rauschen reduzieren. Irgendwelche Effekte und Algorithmen drüber laufen lassen um in einer Richtung zu optimieren. Mach ich dieses nicht, kann das Ergebnis nicht besser werden. Da hat Paco schon recht, wenn er sagt die Physik lässt sich nicht bescheissen.

D.h. aber nicht, dass ein AxeFx für jemanden nicht besser sein kann als ein realer Amp!!! Man definiere "Besser".

Es ist aber auch richtig, wenn mein Röhrenamp einen schlechten Tag hat, weil gewisse Randparameter nicht so ideal sind. Netzspannung. Positionierung der Mikros, selbst die Luftfeuchtigkeit spielt bei Lautsprechern gern mal mit rein.... Übersprechen auf der Bühne usw..... dann mag das Ergebnis des digitalen "Zwillings" besser klingen als das analoge Setup. Ganz klar.

Interessant wird es, wenn man im Digitalen dann einmal andere Wege geht. Wie gesagt, der Thordendal im Axe in Verbindung mit ner Endstufe und ner 412.... da kommt was raus, was ich im Analogen so nicht auf die Schnelle finde oder vorrätig habe.

Gerade, wenn man in die Advanced Parameter abtaucht fängt für mich der Spass beim AxeFx an, denn da kann man Dinge machen, die im analogen einen Lötkolben, Bauteile und eine Menge Wissen erfordern. Aber auch da kann man dann viel verlieren, das ist schon richtig. Dennoch, wenn man diese Möglichkeit auslässt, vergibt/verschenkt man eine ganze Menge beim AxeFx.
Ich würd fast sagen, das ist so, als wenn man beim Auto immer nur maximal im 3ten Gang fährt, weil man der Meingung ist, dass man den 4ten, 5ten oder 6ten eigentlich nicht braucht...
 

Friedlieb

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Ein bisschen Zeit, ausreichend Lust, die Alternative wäre die fällige Bad-Reinigung, somit prima Voraussetzungen, dass ich endlich hier auch mal die Frage "Warum spiele ich ein Fractal Audio Produkt?" beantworte, oder auch Ralfs allgemeiner formulierte Frage "Warum bin ich von einem realen Amp-Setup zum Modeler umgestiegen?".

Natürlich habe ich als freier Mitarbeiter von G66 noch einen weiteren sehr sehr guten Grund, ein Fractal Audio Produkt zu spielen, aber das versuche ich mal soweit wie möglich außen vor zu lassen.

Eigentlich bin ich ein klassischer Röhrenamp-Typ. Nicht nur, dass ich immer Röhrenamps gespielt habe, und das jetzt schon seit 40 Jahren - fuck, bin ich alt. Ich war auch nie der Pedalboard-Typ. Jedenfalls was den Grundsound betrifft. Der kam immer aus dem Amp, Pedale waren für mich immer nur für die Akzente da, das ist jetzt auch in der virtuellen Welt so. Ich hatte auch mal ein paar Jahre eine reine "Gitarre->Kabel->Amp"-Phase. Von den zu dieser Zeit gemachten Erfahrungen profitiere ich immer noch, denn so komme ich auf jeder Session mit minimalem Setup und ohne Pedale einigermaßen klar. Meistens habe ich aber immer mit irgendwelchen Pedalen gespielt, aber ich habe nie zB einen Zerrer unbedingt gebraucht, um überhaupt spielen zu können. Soviel zu meinem Background.

Zu POD-Zeiten habe ich die Vielfalt möglicher abrufbarer Sounds geliebt, und die für damalige Verhältnisse sehr gute Qualität der Effekte. Das habe ich auch weidlich ausgenutzt, oft zu Lasten des Bandsounds und vieler Tonleute - aber hey, ich war jung und so. Diese Phase ging dann auch vorüber und zwar mit dem Reußenzehn Plexi, den einige von euch als "Abrissbirne" kennen und der ja tatsächlich eine Marke für sich ist.

So geil der Sound des Reu war und immer noch ist, dieser Amp ist ein One Trick Pony und manchmal hätte es dann doch mehr sein dürfen. Meine Wunschliste:

- Clean: der Reu kann keinen richtig cleanen Clean-Sound, er bleibt immer leicht angezerrt. Nun ist das ja eigentlich gerade für mich kein Problem, denn was ich Clean nenne, ist für andere schon Crunch. ;) Aber worum es geht: um mit einem guten Einkanaler einen echten crispen Clean-Sound hinzubekommen, sind die Regler bei gleicher Lautstärke völlig anders eingestellt als wenn der Amp fett zerren soll. Die Kurbelei dauert auch am Reussenzehn - der keine Klangregelung hat - viel zu lange innerhalb eines Songs. DAS sind mal Latenzen!
Manche behelfen sich damit, dass sie den Clean-Sound aus dem Amp holen und die Zerre mit Pedalen machen, aber das ist nichts für mich, ich stehe nun mal auf Amp-Zerre.

- Sounds abrufen: das ist die allgemeinere Formulierung des Clean-Problems. Mal einen anderen Sound verwenden können, so geil der eine auch ist, und zwar mit einer angemessen kurzen Umschaltzeit.

- Pult-Effekte: für bestimmte Situationen habe ich gern schon mal dezent eingesetzte Effekte wie Delay, Hall, vielleicht auch mal einen Chorus, am Liebsten in Stereo. Delay und Hall gehört hinter die Zerre, für meinen Hörgeschmack. Das schreit nach einem W/D/W-Setup, oder diese Effekte werden erst am Pult hinzugefügt. Alles die Seuche und eher unpraktikabel. Überhaupt...

- Die Praktikabilität: wenn ich manchmal sehe, wie die Kollegen da ein gitarrenkoffergroßes Pedalboard anschleppen, mit dutzenden Effekten und Switchern und Patchbays und Zeugs und alles, und wie verzweifelt sie bei Problemen sind, den einen Klinkenstecker zu finden, der für das Rauschen oder Krachen im Sound verantwortlich ist, dann denke ich oft: was für einen Aufwand manche treiben, bloß um kein Axe-Fx zu benutzen.

Und so begab es sich, dass ich doch wieder anfing, mich nach digitalen Lösungen umzusehen. Ich hatte gerade einen Geldtopf aufgesetzt, um darin für einen Pod HD zu sparen, da rief Jacques mich an (für den ich zu dieser Zeit schon eine ganze Weile nebenher gearbeitet hatte), wir unterhielten uns und kamen auch auf meine geplante Anschaffung zu sprechen. Da meinte er, dass ich das mit dem Pod mal vergessen soll und erzählte mir von seinen Plänen, ein komisches Gerät namens Axe-Fx nach Europa zu holen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.

Der Axe-Fx hat also damals ein Problem gelöst, welches ich tatsächlich konkret hatte, und zwar auf die denkbar beste Art. Und deshalb kann ich mir auch heute noch für meinen persönlichen Anwendungsfall nichts besseres vorstellen. Zumal das Nachfolgemodell immer rauskam, lange bevor die Konkurrenz auch nur ansatzweise aufgeschlossen hatte. Was der Grund ist, dass es bei mir nicht nur Modeler, sondern Fractal Audio heißt.
 
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Bluezdrive

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Ich habe immer schon mit den digitalen Modellern befasst, da ich zu Hause leider keinen Amp zum aufnehmen und üben voll aufdrehen konnte. Live und im Proberaum/Studio gab's für mich nie etwas anderes als analog (bis 2007 Marshall JMP-1/9100, ab 2007 Mesa Boogie TriAxis/2:90). Mein Rack wog zwar gefühlte 60kg, aber das störte weder mich noch meine Bandkollegen, da der Sound richtig geil war. Analogtechnik braucht allerdings auch eine gewisse Grundlautstärke um zu klingen...
2015 hatten wir einen Gig, wo der Techniker aus irgendeinem Grund überhaupt nicht mit der Grundlautstärke klar kam (war bis dato nie ein Diskussionspunkt gewesen, egal wie klein der Schuppen war...) und permanent meinte, ich müsste alles leiser drehen, seine Eingänge würden total übersteuern. Irgendwie haben wir uns dann doch noch einigen können (u.a. haben wir die Boxen zur Wand gedreht und ich im Rack an x Stellen gesucht, wo ich noch Laustärke verringern konnte). Es klang am Ende aber nicht mehr wirklich gut...
Da mein Plan eh gewesen wäre zukünftig den AxeFX als Effektgerät in Kombination mit dem Triaxis/2:90 einzusetzen, um mein Rack zu verkleinern, war es für mich an der Zeit die Bestellung aufzugeben. Da ich natürlich auch zukünftig nicht mehr soviel schleppen wollte (und auch an die Gesundheit meiner Bandkollegen gedacht habe) und immer einen konstanten Sound in hoher Qualität haben wollte mit dem ich sowohl in kleinen, als auch großen Locations klar komme habe ich mich dann auch schweren Herzens von meinem TriAxis/2:90 Gespann getrennt. Als Monitore habe ich zwei HK Audio PR:O 12 MA.
Ich muss zugeben, es war ein langer Weg und ein hartes Stück Arbeit, bis ich meinen Sound im AxeFX gefunden habe und er sich in den Gesamtsound der Band integriert hat (als CAB habe ich nach langem Suchen endlich in der Ownhammer 412 RECTO C90 meine Box gefunden). Die größte Umstellung war für mich die Gitarre nicht mehr direkt aus der Box von hinten zu hören und zu fühlen. Da fehlte schon etwas, aber dafür habe ich für mich jetzt in jeder Location denselben Sound und jeder FOH war bis dato glücklich darüber, dass er an meinem Sound nicht mehr viel basteln musste. Außerdem kann ich den AxeFX überall (und vor allem nach Hause) bequem mit hinnehmen und habe meinen Sound quasi immer im Gepäck.
That makes me happy und dafür gehe ich dann auch gerne den ein oder anderen Kompromiss ein. Außerdem habe ich sehr viel Spaß daran die einzelnen Parameter im Amp zu verstehen und auszuprobieren, wie sich das auf den Sound auswirkt.
 
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Bluezdrive

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Ich sehe es auch so: besser ist, was mir bzw dem Benutzer besser gefällt, Punkt. Alles andere spielt exakt keine Rolle. Ein Bekannter von mir hat sein Leben lang mit einem Pod gespielt (keine Ahnung, wie das Modell heißt) und irgendwann wollte er einen echten Amp. Ich habe ihm ein paar Mesas geliehen, er hat Marshalls getestet, Laboga, 5150, alles Mögliche... Hat ihm aber alles nicht gefallen. Irgendwann hat er sich einen Kemper gekauft, wieder im Studio alle möglichen Profile von den echten Amps erstellt...und war immer noch tot unglücklich. Am Ende hat er ein Profil von seinem Pod erstellt (kein Witz) und ist jetzt absolut glücklich. Also ist der Pod FÜR IHN erwiesenermaßen der bessere Amp. Ganz egal, was die Physik sagt, egal ob er ihn versteht, ob es ein Kompromiss ist und vor allem egal was wir oder der Rest der Welt darüber denken...das spielt alles keine Rolle. Es ist SEIN Sound, er ist glücklich und hat Spaß.

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Yep. So jemanden kenne ich auch. Ich habe ihm mal meinen Mesa Mark IIB und TriAxis/2:90 geliehen, weil er auf einer Aufnahme einen anderen Sound haben wollte und er unbedingt mal Mesa probieren wollte. Ich fand den Sound, den wir gebastelt hatten richtig gut. Am Ende hat er's doch mit einem Pod (ja die gute alte Bohne) eingespielt, weil das halt sein Sound war mit dem er glücklich ist. Erst hat er sich gar nicht getraut es mir zu erzählen...
 
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