Booster und Fuzz-Pedale gegen allzuviel reinlichen Sound

Winfried

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Zitat von Pacosipulami "Er stach mit dem Messer Löcher in den Speaker......"


Dick Dale war und ist ein toller Typ: Sein linkshändiges Spiel mit den "verkehrt herum" aufgespannten dicken Saiten auf einer Rechtshänder-Strat macht mich heute noch schwindlig. Der wollte Zerre, na klar. Und die Fender-Leute in ihrem sauberen Sixties High-Fidelity-Mainstream haben das damals nicht verstanden.
Im Internet fand ich folgende Aussage, die m.E. die Sache schön auf den Punkt bringt: "Leo Fender hat Zeit seines Lebens versucht, durch unempfindliche Eingangskanäle usw. verzerrungsfreie Verstärker zu produzieren. Kaum hatte er es seiner Meinung nach geschafft, begannen die Gitarristen mit allen Mitteln, den Amp zum Zerren zu bewegen. Mit Erfolg!" Quelle ist ein hübscher kleiner Abriss über die Entwicklung der Gitarreneffekte: http://www.tubinger.de/fx.html
Es ist schon kurios: da hatte man mit dem 1959er Bassman die allerbeste Basis auch für jegliche Overdrive-Sounds (Paco wird uns ja dann heute abend erklären, was da hätte anders laufen können), aber die "Industry" richtete sich nach dem cleanen Mainstream jener Zeit, was wiederum die Entwicklung von Boostern und Fuzzes als Vorschaltgeräte für einen sich dann verändernden Musikstil und -markt zur Folge hatte.
Mein erster Bodentreter war 1968 der Schaller Transistor-Verzerrer, den ich heute noch im Originalzustand besitze. Wenn es interessiert, könnte ich zusammen mit meinem alten Freund und Musikerkollegen "Nobbi" (diesem Forum aus Standard und Ultra-Tagen bestens bekannt) das Teil nochmal vor den Twin hängen und im nächsten Jahr ein paar Sound-Beispiele hier zum besten geben. Glaubt mir, das war nicht wirklich schön, womit wir uns damals in Deutschland rumgeschlagen haben.

Schaller Bodentreter 1974.jpg
 

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axefx

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(...)Schaller Transistor-Verzerrer, den ich heute noch im Originalzustand besitze (...) zusammen mit meinem alten Freund und Musikerkollegen "Nobbi" (...) nochmal vor den Twin hängen und im nächsten Jahr ein paar Sound-Beispiele hier zum besten geben. Glaubt mir, das war nicht wirklich schön, womit wir uns damals in Deutschland rumgeschlagen haben.
Unbedingt! :) Klasse!
 

marcor66

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Wer ist denn das auf dem angehängten Bild ? Und was ist das für ne interessante Klampfe ?

Da steht "1973 zur Traube" ...watt spannend..

Erzähl ma was dazu, bidde bidde :very_drunk:
Ich find sowas ultraspannend, kein Witz !

Ahh warte ich vergesse immer die offtopic Regelung... Schade..
 
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Hubi72

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Cooles Foto.........

Aber einen Transistor-Zerrer nachzubauen im Axe, ist schon mörderisch (ich denke an meinen Hohneramp). Das wird wohl ein sehr teutscher Sound........oder gabs den SChaller auch im AUsland?

Ein cooler Stack im Hintergrund - da ging wohl schon was mit laut!
 

Winfried

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Wer ist denn das auf dem angehängten Bild ? Und was ist das für ne interessante Klampfe ?
Das bin ich schon selbst mit 20 bei unserem letzten Gig 1973 in der Sektbar des Grevenbroicher Hotels zur Traube – heute ein bekanntes Sterne-Restaurant. Diese niederrheinische Kleinstadt, in der ich aufwuchs, hat es ja dank eines gewissen „Horst Schlämmers“ heute zu einiger Berühmtheit gebracht.
Wir hatten damals schon 5 Jahre lang den linken Niederrhein gerockt und spielten an diesem Abend gegen Spitzengage für die Jugend des Reitervereins in dieser sehr staubigen Kellerbar. Oben im großen Saal packte die Tanzkapelle um 1 Uhr zusammen und die noch feierlustigen älteren Semester strömten zu uns runter. Wir spielten dann gegen üppiges Extra-Honorar bis 4 Uhr weiter. Danach konnte ich alle Schulden fürs Equipment zurückzahlen.

1971 aula wini 1.jpg

Diese 1961er Hagstrom-De-Luxe- 90-Gitarre, sogenannte 'Schweden Les Paul' , wäre heute echt was wert. http://www.hagstrom.org.uk/visstory/Visitorglittersparkle.htm
Sie gehörte „Nobbi“, der sie völlig verdreckt 1970 im Keller des Musikhauses Michels entdeckte und für kleines Geld erweben konnte. Dieser Perlmutt-Sparkle-Look der „Twist-Ära“ war da schon völlig aus der Mode gekommen. Mit den Registertasten (alte Radiotastenmechanik) sollten, ähnlich wie bei BB. Kings ES 335-Drehschalter, fertige Soundvorwahlen direkt abgerufen werden. Am besten klang die Hagstrom jedoch ungefiltert und mit vollem Volumen. Nobbi hat sie dann später leider etwas verbastelt und gegen Ende der Siebziger zu früh verkauft. Denn man war jung und brauchte das Geld.

Zitat Hubi72 ..."Stack im Hintergrund"...

Für einen echten Fender-Amp hat es damals allerdings finanziell noch nicht gereicht. US-Importe waren in den 60ern in Westdeutschland mit sehr hohen Einfuhrzöllen belegt. Entsprechend klein und teuer war das Angebot. Ich spielte deshalb die japanische Fender-Kopie: einen Guya-Tone 6L6-Röhren-Amp mit dazu passendem 212 Cabinet. Der war z.B. für Surf-Sounds mit Bright-Schalter, Hallspirale und Röhrenvibrato ideal – solang man „clean“ blieb, klang aber mit meiner Tele auch sehr höhenlastig. Deshalb habe ich noch eine etwas bassbetontere Dynacord-Box dazugenommen und hatte damit dann an 4 Ohm auch einen ordentlichen Wirkungsgrad sowie eine ausgewogenere Abstrahlfläche. Mit der Power der Hagstrom gingen nun auch die Zerrsounds ganz gut. Am besten klang der Amp jedoch nicht mit der Schaller-Zerre davor, sondern wenn die Röhren schon blau gespielt waren. Dann war allerdings das Ende nahe.
 

Bonzo

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Ich spielte zu ungefähr der damaligen Zeit im Festsaal des Posthofs in Kösching bei Ingolstadt einen Echolette Showstar, der es mir nicht dankte, dass ich meine Noten, die ich eh nicht lesen konnte, auf seine Lüftungsschlitze legte und daraufhin mit fürchterlichem Gestank den Dienst quittierte. Gitarre: Framus mit einer Saitenlage, dass man locker mit einem Mofa zwischen Saiten und Griffbrett durchfahren hätte können. Davor geschaltet ein Wah Wah von Schaller, das man auch auf Joy Joy umschalten konnte, wobei ich nicht mehr genau weiß was beschissener geklungen hat.
 
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marcor66

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Cool cool cool, danke für die ausführliche Beschreibung, macht echt Spass zu lesen, dann noch die knallige Gitarre im Perlmutt-Sparkle-Look ... Witzig !

@bonzo Echolette Showstar, einer von denen hehehe Anhang anzeigen 1215
Das Offtopic geht auf meine Kappe, sorry Markus :topic:
 
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nobbi

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Das Hotel zur Traube ist leider dieses Jahr geschlossen worden. Ja, in einem so nobelen Schuppen haben Wini und ich schon mal gespielt. Wini: Welchen Amp hatte ich da eigentlich? Den alten Selmer? Auch mit Schaller-Zerre?
Traube.jpg
 

Winfried

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Ich glaube ja. Du hattest aber auch wohl schon die LP-GOLDTOP mit Mini-HBs und das WEM-Copycat. Denn wir haben da schon "Oh Well" von Fleetwood Mac gespielt. Weiteres besser am Tel., sonst kommt noch der Hausmeister mit dem Besen.
 
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Pacosipulami

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Schwedischer Gitarrist: "Min Hagström!" - Deutscher Gitarrist: "wat meinste? jaja...die hat Strom, ...yepp, die hatström" :bounce:

Schaller TV-68 Tonverzerrer....die Wurzel des Grauens. Uuja, den kenne ich (leider). Die Guyatone kenne ich ebenfalls sowie Dynacord. Pacosipulami besass vor über zwanzig Jahren auch einen Dynacord Twen aus 1964 - ein Volumen und ein Tone-Regler, dazu Tremolo.....in einen 12" Jensen. Leider hab ich den Amp nicht mehr! Ebenso wie der Laney Klipp 100, der kurz darauf kam.

Schade dass man heute so gut Bescheid weiss, sonst könnte ich mir einige Guyatones kaufen und daraus richtig gute Amps machen! :D
 

Andy

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Ich spielte zu ungefähr der damaligen Zeit im Festsaal des Posthofs in Kösching bei Ingolstadt einen Echolette Showstar, der es mir nicht dankte, dass ich meine Noten, die ich eh nicht lesen konnte, auf seine Lüftungsschlitze legte und daraufhin mit fürchterlichem Gestank den Dienst quittierte. Gitarre: Framus mit einer Saitenlage, dass man locker mit einem Mofa zwischen Saiten und Griffbrett durchfahren hätte können. Davor geschaltet ein Wah Wah von Schaller, das man auch auf Joy Joy umschalten konnte, wobei ich nicht mehr genau weiß was beschissener geklungen hat.
... und die Framus war sicher eine "Nashville"?

Jou, ich hatte auch einen Echolette Verstärker, weiß aber leider die Bezeichnung nicht mehr.
Wurde mir von meinem damaligen Musikhändler verhökert. Ich hab mich 2 Jahre gewundert, warum meine Gitarre eher nach Ricky King klang und die Klampfe von Angus Young irgendwie anders klang. Da ich nichts von Clean/Crunch/Distortion wusste, konnt ich noch nicht mal ausdrücken, was ich eigentlich wollte. Nur, dass es kacke klang.
Erst wenn ich die Möhre voll aufriss, wurde es etwas besser. Dann begann nämlich der Lautsprecher zu zerren :) Das ging alleridngs nicht lange gut. Irgendwann hat der sich dann verabschiedet.

Da der Ersatzlautsprecher aber eine Lieferzeit von über einem Jahr hatte, dass es da auch Alternativen von bspw. Celestion gab, wusste ich nicht und mein Musikalienhändler scheinbar auch nicht, bekam ich einen Ersatzamp. Das waren noch Zeiten im Pre-Internet Zeitalter ;) fast wie im Mittelalter. Kaum vorstellbar.


Mein erster Verzerrer war ein Nachbau aus dem Buch von Helmut Lemme, wie hieß das nochmal ... "jetzt mach ich's mir selbst"??? oder so ähnlich.

Lecko hat das Ding furchtbar geklungen ....
 
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Bonzo

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Framus Nashville war es leider nicht, sondern so ein Teil von einem Tanzmusiker (der damalige Freund meiner älteren Schwester) meine Framus hatte so einen
Haken mit Feder mit dem man die Lautstärke zurücknehmen konnte, also so eine Art Lautstärkepoti das mittels der Feder in die Ausgangslage zurückversetzt wurde.
Die nächste Gitarre war dann eine Klira mit Kunstlederüberzug. Und dann bekam ich irgendwann einen Verzerrer auf dem VOX stand, den musste man an dem daran befindlichen Klinkenstecker in die Gitarre stecken und dann von da aus in den Verstärker. Das hat so brutal verzerrt, dass ich dachte ich bin Gott. Ich war aber bloß ein Vollidiot der extrem fürchterlich klang. Von Echolette hatte ich dann auch noch einen M40. Das war ein Verstärker mit 4! Diodeneingangskanälen über den die ganze Band spielte. Und ein dazugehöriges Klemt Echogerät sorgte für Wohlklang. Dachten wir. Wir hatten uns aber getäuscht.
 
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Pacosipulami

Guest
Dabei wäre es doch so einfach gewesen....wer am AxeFest gehört hat, wie j.p's Vox AC-30 geklungen hat, als Pacosipulami das Ding mal zur Hälfte hochgerissen und ge-jumpered hatte, weiss wie sich Rock n' Roll anhören muss. Hat auch einen Grund.....der Kathodenfolger der TopBoost-Schaltung tut was er tun muss, klippen wie Bolle wenn man das Ding richtig anfährt! Eine echt geile RocknRoll-Maschine dieser Vox!

PS: Pacosipulami hatte übrigens auch mal einen Verzerrer gebaut - den "Casanoverdrive". Drei Transistoren und etwas Widerstände und Kondensatoren in einem Aluspritzguss-Gehäuse. Das Ding klang so dermassen nach Röhre, dass es alle haben wollten.....nur Pacosipulami hatte kein Geld damit Geld zu machen und so blieb das Projekt liegen und ging vergessen (ich hab mittlerweile nicht einmal den Prototypen....:cry: )

https://dl.dropboxusercontent.com/u/100561953/Bruzztest2.mp3

 

Solyth

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Mannometer, dagegen hatte ich ja "Luxusprobleme"!

Die Guyatones, Echolettes und einige andere dieser "Verstärker" kannte ich von Sessions und Kumpels. Angefangen habe ich elektrisch 75 mit ner Tele und einem geliehenen Proreverb, in den jemand ein Mastervolume reingedengelt hat. Leider war die Klampfe unter aller Sau und weil unter Einsatz verschiedener Zerrer (big muff etc) nur Gematsche aus der Gitarre kam (der Amp allein wollte einfach nicht vernünftig zerren), konnte ich stolz darauf sein, einen Sound wie auf dem Livealbum von Velvet Underground zu produziieren. Ach ja, meine Idoel waren damals Blackmore und Page........ Mein Verhältnis zu F-Gitarren war damit auf lange Jahre gestört....
Kurze Zeit später hatte ich eine LP Custom und einen AC 30. Der Amp machte mehr Spass als der Fender, war aber -wie fast alle bezahlbaren Amps damals- ein gebrauchtes und abgerocktes Teil. Technischen Support gab es damals nicht und so musste er her: Der MXR Super Distortion!!! In Verbindung mit einem EH Memoryman klang das zumindest ein bißchen nach Rock, obgleich der Sound des Grundig-Röhrenradios meiner Oma mit dem Zerrer noch deutlich besser war - nur eben nicht laut genug. Für den Rest der 70er und um halbwegs spielen zu lernen, hat es aber gereicht, na ja, müssen.
Die Les Paul war auch nicht wirklich ein tauglicher Allrounder, habe sie später verkauft und Ende letzten Jahres durch eine glückliche Fügung wiederbekommen - aber das ist eine andere Geschichte.
 

Andy

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Framus Nashville war es leider nicht, sondern so ein Teil von einem Tanzmusiker (der damalige Freund meiner älteren Schwester) meine Framus hatte so einen
Haken mit Feder mit dem man die Lautstärke zurücknehmen konnte, also so eine Art Lautstärkepoti das mittels der Feder in die Ausgangslage zurückversetzt wurde.
Auch nicht schlecht :)

Meine erste war eine sogenannte Hertiecaster:



[Quelle: http://www7.pic-upload.de/20.10.13/oyz9cmgiehm6.jpg]

Standesgemäß gespielt über eine Telefunken Stereo-Anlage und zwar angeschlossen über den Phono-Eingang, damit es auch saumässig zerrt. Alle fünf Stunden waren die Endstufentransistoren durch, die Höchtöner der Boxen aber auch. Der oben erwähnte Echolette (übrigends ein CA 30) war dann mit einer Ibanez PF 100 schon der zweite Versuch, nachdem die dauerenden Reparaturen der Stereoanlage einfach zu teuer wurden :)
 
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aalrh

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Hallo Andy,

sind das weiße und schwarze Tasten aus einem Klavier?
 

Andy

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Andy

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... obgleich der Sound des Grundig-Röhrenradios meiner Oma mit dem Zerrer noch deutlich besser war - nur eben nicht laut genug. ...
Ha, jetzt seh ich es erst. Wollt schon vorhin schreiben die alten Schaub-Lorenz Röhrenradios waren als Gitarrenverstärker auch recht beliebt :) Hatte ein Kumpel von mir, mit nem BigMuff davor. Grundig waren da sicherlich auch ähnlich.
 
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