Jede Staatsform bzw. Wirtschaftsform bietet Anreize zur opportunistischen Selbstverbesseeung. Sei es Anerkennung, Macht etc….Perfekt ist keine. Ich denke ein gutes Beispiel ist der Sport. Der Sport ist ja grundsätzlich nicht schlecht, nur weil ein paar dopen. Auch hier wird von außen korrektiv eingegriffen. Warum? Nach der obigen Logik müsste Sport deswegen durch etwas anderes ersetzt werden. Die soziale Marktwirtschaft war m.E. kein schlechter Ansatz.
[off topic]
Leider gibt es zum Thema soziale Ungerechtigkeit das Thema der knappen Güter, sprich per se kann nicht jeder Mensch genau dasselbe besitzen bzw leihen wie alle anderen, da die Ressourcen der Erde leider begrenzt sind. Es können nur alle gleich arm sein. Das Experiment des gleichen Besitzens konnte ebenfalls seit den 50er Jahren mehrfach beobachtet werden und ist mehrfach gescheitert. Darüber hinaus stellt sich dann die Frage der Verteilung der Ressourcen. Soll der der mehr leistet gleichviel besitzen, wie jemand der bewusst weniger macht oder auch bewusst nichts leistet?
[/off topic]
Ich will hier keine Grundsatzdiskussion anfangen, ist verlorene Lebenszeit und führt letzten Endes zu nichts. Deswegen wieder back to topic. Hier ging es ja um das Fehlverhalten von einzelnen Marktteilnehmern und nicht um die Fehlstellungen im Kapitalismus oder Sozialismus.
Ich habe mir gerade, vor dem Browserstart, noch ein paar ergänzende Gedanken gemacht.
Die widersprechen Deinem Ansinnen, KEINE Grundsatzdiskussion zu führen leider etwas ;-)
Abgesehen davon, dass dies den Rahmen des Threads hier sprengen würde, da sich soetwas im persönlichen Gespräch
doch schon besser diskutieren lässt, finde ich die Diskussion durchaus wertvoll und bereichernd.
Zu Deine ersten Absatz hier;
Mein Ausgangskommentar zielte zunächst natürlich nicht auf eine komplette Abschaffung oder Ersetzung des
Kapitalismus ab.
Und dass bereits viele Versuche, Ökonomie in einem nahezu perfekten Sinne gerecht zu gestalten, gescheitert sind,
darf allerdings kein Grund sein, die Systemfrage immer und immer wieder zu stellen.
Nun noch meine Ergänzung.
Ist leider (wie bei mir normal
) etwas länger
Um das ganze ein wenig konkreter zu machen.
Das staatliche Korrektiv von dem Du schreibst ist der "regulatorische Rahmen",
in den bspw. ein Wirtschaftssystem eingebettet ist.
Wenn man sich nun allein in Europa umsieht, wird man feststellen, dass die Rahmenbedingungen,
unter denen das kapitalistische Wirtschaftssystem arbeitet, in Teilen recht unterschiedlich ausfallen können.
Dies führt konsequenterweise zu der Erkenntnis, dass bei der Analyse, Bewertung und Beurteilung eines
Wirtschaftssystems der Systemkern als solches und der regulatorische Rahmen streng voneinander getrennt betrachtet werden müssen.
Zu diesem regulatorischen Rahmen gehören zBsp. auch Bewertungsgrößen wie Moral und Ethos.
Der Kapitalismus in seiner reinen Lehre folgt den zuvor genannten Grundprinzipien Minimal-, Maximal- und Mini-Max-Prinzip.
Wobei letztgenanntes in der Finanzmathematik umstritten ist, da es sich bei dem Prinzip um einen Mechanismus handelt,
bei dem die 2 Größen Aufwand/Mitteleinsatz und Ertrag/Zielsetzung reziprok zueinander verlaufen.
Bei der mathematischen Grenzwertbetrachtung würde sich aber ein Limes von 0 für den geringsten Mitteleinsatz und
Maximalertrag für die Zielsetzung ergeben.
Dieser Zustand ist aber im Kapitalismus nicht vorgesehen und zumindest in der Theorie unmöglich.
Allerdings gibt es in unserer Ökonomie eine passende Analogie; das wäre die Schenkung.
Aber gut; Nebenschauplatz.
Diese Grundprinzipien stellen streng genommen eine Analogie zum Prinzip der Selektion in der Natur dar.
Der stärkere (unter kapitalistischen Gesichtspunkten leistungsfähigere) setzt sich durch; der Rest geht unter bzw. hat das Nachsehen.
Die Börse als bereits genanntes Beispiel hatte ich ja bereits erwähnt.
Diese kapitalistische DNA (Prinzipien) triggert uns konstant an, ihre Zielsetzung umzusetzen.
Der regulatorische Rahmen ist hierbei für das System selbst unbedeutend, da nicht Bestandteil der Lehre.
Nun kommt der Staat als Korrektiv in's Spiel.
Er sanktioniert das Verhalten, welches den regulatorischen Rahmen überschreitet.
Was hiermit aber nicht beseitigt bzw. korrigiert wird, ist der System(Kapitalismus)immanente Anreiz, die kapitalistischen Prinzipien
konsequent umzusetzen.
Es gibt hier eine schöne Analogie zu einem meiner beruflichen Einsatzfelder; der KI resp. neuronalen Netzen.
Was derzeit richtiger- und wichtigerweise diskutiert wird ist, wie man KI so gestalten kann, dass sie sich aus sich selbst heraus ethisch und moralisch
korrekt verhält.
Algorithmen treffen derzeit relativ häufig noch in bestimmten Bereichen Entscheidungen, die für gesellschaftliche Gruppen oder einzelne Personen
diskriminierend sind.
Nun könnte man diese Entscheidungen auf der regulatorischen Ebene sanktionieren.
Dies löst aber auch wieder nicht das eigentliche Problem: dass der Algorithmus diskriminiert.
Dies kann in der Folge dazu führen, dass existenziell wirksame Entscheidungen getroffen werden, deren Sanktionierung dem/den Betroffenen
im Nachhinein nicht mehr viel helfen, da der entstandene Schaden nicht mehr zu korrigieren ist.
Zurück zum Ausgangsthema;
Sieht man sich auf dem Globus um, muss man konstatieren, dass die konsequente Umsetzung kapitalistischer Prinzipien zu
- einer unglaublichen Umweltverschmutzung
- sozialen Ungerechtigkeiten bzw. Ungleichgewichten
- Bevorzugung und Belohnung von Umwelt und Klima schädigenden Handlungsweisen
- Ausbeutung von Naturressourcen
- Ausbeutung von menschlicher/humaner Arbeitsleistung
geführt hat.
In dem Zusammenhang sei mal auf den Begriff "Humankapital" verwiesen, der in meinen Augen eine pervertierte Form der
Bezeichnung menschlicher Arbeitsleistung in einem Wirtschaftssystem darstellt.
Erste Conclusio;
Ich denke, dass der Konstrukteur der "Sozialen Marktwirtschaft", Alfred Müller-Armack, auf dessen Grundlagen Erhard seinerzeit unser Wirtschaftssystem
angepasst resp. ergänzt hat, sich genau dieser Umstände bewusst war und erkannt hat, das der Kapitalismus in seiner reinen Form
der Gesellschaft nicht zuträglich sein kann.
Nun zu meiner Aussage vom ersten Beitrag:
Zunächst hatte ich eine Korrelation zwischen dem Verhalten von Thomann, Fender etc. und dem genannten Teil der (Kapitalismus)DNA wahrgenommen.
Eine Korrelation bildet allerdings noch keine Kausalität ab, resp. beide sind nicht gleichzusetzen.
Die Kausalität ergab sich danach aus den hier zuvor erklärten Sachverhalten.
Diese Absprachen sind im Grunde nichts anderes als die konsequente Umsetzung kapitalistischen Handelns.
Unbenommen des regulatorischen Rahmens, in dem dies stattfindet!
Der Fehler liegt insofern im System "Kapitalismus".
Der regulatorische Rahmen ist hier lediglich in der Lage, Kompensation zu betreiben.
Und wie ja bereits richtigerweise hier geschrieben wurde, findet diese Kompensation in sehr vielen Fällen ja noch nicht einmal in einer
Form statt, in der die eigentlich Geschädigten, hier Kunden, voll umfänglich entschädigt werden.