Ich hab einen H9 und hatte erst überlegt den H90 anzuschaffen, weil die Einschränkung auf einen Algorithmus öfter nicht reicht, auch wenn in einem Algorithmus oft mehrere Effekte stecken. H90 wären dann zwei H9 in einem Gerät und ein paar mehr Anschlüsse. Der Ansatz bei Eventide ist völlig anders als bei Fractal Audio. Irgendwo beschrieben sie den als "Quality over Flexibility", ich denke, das ist nicht mal überheblich gemeint. Sounds und Effekte schrauben kann superkomplex sein und man kann sich jede Menge Kombis zusammenkonfigurieren, die einfach nicht gut klingen. Man braucht viel Erfahrung und / oder Zeit dafür.
Entsprechend haben sie bei Eventide die Priorität auf sehr gut abgestimmte Basiseffekte und Presets gelegt, die man in Grenzen kombinieren kann. Ich nutze seit langem einen Eventide Orville und kann nur sagen, das Ding ist vom Klang her unerreicht. Egal, ob man nur ein Hallpreset aufruft oder Multieffektpreset mit Harmonizer oder mit Modulationseffekten, Delay, Verzerrung, jedesmal geht die Sonne auf. Da stimmt einfach alles, Pegel, Anordnung im Raum, Mix, und ein Klang, dass man erst mal eine Stunde spielt.
Leider ist der Orville mittlerweile ein altes Gerät und hat zudem Schaltzeiten von bis zu 2 Sekunden!, wenn man auf beiden Prozessoren gleichzeitig Presetwechsel machen muss. Das geht nicht mitten im Stück.
Den H9 hatte ich erst als low-level Ersatz für den Orville gedacht. Und obwohl man auch aus einem H9 gute Sounds rauskriegt, ist der ein, zwei Ligen darunter. Der H9 hat bspw eine grobe globale EQ-Voreinstellung, die sich nicht abschalten lässt, Gitarre, Bass, usw. Da ist aber nichts für Full Range dabei, das nützt mir als Stick-Spieler nichts. Also muss man das in den Effekten korrigieren. Und die Presets klangen wie gesagt lange nicht so gut wie beim Orville. Tja, H90 ist 2 * H9, H8000 gibt es nur noch gebraucht, der H9000 ist mir einfach zu teuer und wirkt noch nicht ausgereift, müsste man außerdem erst mal hören. Es gibt Berichte, dass der nicht mehr so gut klingt wie ältere Eventides, die noch dedizierte DSPs haben.
Und so kam ich zum Axe Fx III. Im direkten Vergleich zum Orville finde ich den Axe öfter mal ein bisschen dünn oder flach. Bin aber erst ganz am Anfang, man kriegt den Axe bestimmt auch zum Singen. Der RNG-Block bspw mit seinem pitch tracking ist sehr abgefahren, das erste Mal, dass ich einen RNG als regulären Effekt nutzen kann und nicht nur als Noise. Oder einen ROT mit vollaufgedrehtem Drive ganz vorne in der Kette als seidiger Verzerrer. Das macht Laune.
Was Fernsteuerung angeht, scheint mir Fractal Audio so ein bisschen das Apple-Konzept vom goldenen Käfig zu fahren, um ihre eigenen FCs zu verkaufen. Klar lassen sich Preset-, Szenen- und Block-Channel-Wechsel nicht ohne Weiteres auf MIDI abbilden, aber man kann das unterstützen oder nicht. MIDI ist nun mal immer noch der Fernsteuerungsstandard. Die External Controllers beim Axe können bspw keinen MIDI-Channel differenzieren. Beim Orville kein Problem, da kann man auf egal welchem MIDI-Channel ankommen, der berücksichtigt das, beim Axe geht nur OMNI oder ein global festgelegter Kanal. Oder Preset- und Szenen-Wechsel per Fußschalter an den Expression-Inputs. Szenen geht, Presets geht nicht. Es sind Eingänge für Expression-Pedale (TRS), also technisch möglich ein Eingang für zwei Schalter über Insert-Kabel, aber trotzdem kann man nicht 2 Schalter an EXP1 und zwei an EXP2 anschließen, um dann Presets und Szenen zu steuern. Kleinigkeiten, die man mit einem MIDI-Router umgehen kann, aber unnötig schwergängig, weil man zusätzliche Hardware einsetzen muss, um Basisfunktionen abzudecken.