Also liebe Leute,
ich fürchte, ich muss nochmal etwas zurückrudern zu meiner letzten "Mess-Übersicht", zumindest was die TMA-Messung angeht ;( Das hatte ich glaube ich falsch eingestellt: FX Loop war mit TMA Block verbunden und im TMA Block war jeweils bei Local UND Reference LEFT als Input angegeben. Bedeutet:
- Reference war Pink Noise aus dem Monitor (hätte aber aus dem Synth Block sein müssen!)
- Local war (weil auch FX LOOP durchgeschleift war und beides auf LEFT stand) eine Mischung aus original Pink Noise UND deren Aufnahme über Moni+ECM8000?!
Also eigentlich alles komplett falsch, aber entweder habe ich diesen TMA Block irgendwann aus Versehen überschrieben, oder ich verstehe das Ergebnis nicht: Die Match Kurve formt ja die LOCAL Messung so um, dass sie im Ergebnis wie die REFERENCE Messung "klingt", korrekt? Anyhow, ich habe diesen TMA Block als Cab IR gespeichert und exportiert. Ebenfalls die "valide" ARC2 7 punkt Messung mit dem ARC Mikro als Reference. Die "geschossene" IR aus der Original-ARC Messung in der DAW klingt identisch und ich habe das auch in Ozone gegengeprüft, weil ich da Original und Cab IR gematcht habe und die Matchingkurve nahezu linear war - das passt also definitiv.
Im Albert A tool kann man sich die frequency-response von .syx IR Dateien ansehen. Das sieht dann so aus:
Entzerrung: ARC2 7-Punkt Messung von db M12-4 mit ARC Mikro:
Oben beschriebene "falsche" TMA 1-Punkt Messung bzw. Entzerrung mit ECM8000:
Beide Kurven übereinander gelegt:
Das sieht gut aus: Der "W" Haken zwischen 100 und 200Hz kommt durch die 7 Punkt Messung. In der 1-Punkt Messung mit dem ARC System ist dieser auch NICHT vorhanden! Vor allem zeigt die TMA Messung Anfangs eine aufsteigende Kurve - und das ist genau der Haken, der irgendwie nicht richtig sein kann:
Der Monitor kann nicht soviel Tiefbass, wie das Testsignal hergibt. Der lief aber fälschlicherweise als REF Signal ein. LOCAL hingegen müsste eine Mischung aus Boxensignal und Originalsignal gewesen sein. gleicht man dieses nun ab, wird ja 50% identisches abgeglichen und die Kurve nur durch die restlichen 50% Abweichung bestimmt. Und sie müsste invers sein, im Bassbereich ist sie es auch, aber im Mitten und Hochtonbereich verläuft sie ähnlich der Referenz-Kurve aus der ARC messung. Kapier ich nicht. Ich muss da irgendwas falsch gemacht haben oder die ganze TMA Kurve ist falsch - weil aus Versehen überschrieben ?! Keine Ahnung. Also: wir vernachlässigen das mal lieber.
Kommen wir zu NEUEN, VALIDEN Messungen:
Da obiges alles Bockmist sein müsste, habe ich gestern nochmal neue TMA Messungen mit Axe-Fx II und ECM8000 gemacht. Die Mikrophonierung musste ich natürlich neu vornehmen und sollte aber p-mal-Daumen recht ähnlich gewesen sein. 4 Messungen - diesmal wirklich korrekt vorgenommen:
Leider kann man für LOCAL nicht INPUT2 IN wählen. Im Normallfall hängt im FX LOOP ja immer die Reference (Amp oder Sound, den man capturen will) und im LOCAL der eigene "Sound". Für die Boxenentzerrung ist es aber gerade anders herum: Die Lokale Vorgabe, die es anzupassen gilt, sitzt nun im FX LOOP (nämlich der gemessene Monitor) und das Reference Signal aus dem SynthBlock fliesst direkt in den TMA als REFERENCE ein. Also bleibt nur eines:
- Für LOCAL (zu messende Box) verbinde ich den Input2Left (FX LOOP) direkt an den TMA Block, panne ihne aber scharf rechts.
- REFERENCE (Testton-Signal) trifft parallel auch direkt auf den TMA Block, diesen panne ich aber scharf links.
Nun kann ich im TMA Block für REF. "BLOCK INPUT LEFT" wählen und für LOCAL "RIGHT".
Ich werde mal als WISH formulieren, dass man im TMA Block für beide CHAINS jeweils alle Auswahlmöglichkeiten hat, also quasi auch invers arbeiten kann, so wie wir es hier brauchen. Aber gut, es geht auch so ...
Gemessen habe ich mit Sine Sweep (auf peak Hold) und Pink Noise ( Average 5 sec.). Beides jweils einmal mit dem puren Testton und einmal mit einem gefilterten Testton, der 2 serielle PEQs durchlief, die jeweils einen LO-Cut bei 60Hz und einen HI-Cut bei 10KHz hatten. Insgesamt also 4 Messungen. Die PEQs hatten die Aufgabe, den Abgleich "zu verhindern" - in Frequenzbereichen, die der Monitor eigentlich nicht kann (unter 60) und die die ich nicht brauche bzw, der Moni auch irgendwann aufhört zu arbeiten?! (über 10KHz).
ZWISCHEN-FAZIT Pink Noise vs Sine-Sweep:
Auch wenn Cliff Pink Noise mit Dual FFT (gleichzeitige Messung des Signaltons) und einem Durchschnitt von ca. 5 sek. empfiehlt: Der Durchschnitt ändert sich unendlich, zwar nur leicht, aber er tut es. Die Kurven zwischen Pink Noise und Sine-Sweep sind sehr ähnlich, aber eben nicht identisch. Bei Sine-Sweep mit Peak Hold friert die Messung "fest". Für mich erscheint das valider. Deshalb ziehe ich wohl auch in Zukunft Sine-Sweeps vor, auch wenn sie Ohren-nervender sind als pink noise.
pink-noise vs. sine-sweep (ohne Peq-filter):
(Bilder extra etwas verschoben, damit man beide Kurven gut sieht)
Legt man nun die Kurven direkt übereinander sieht das schon sehr ähnlich aus, aber nicht 100% identisch, was ich darauf zurückführe, dass bei einer Messung ein Durschnittswert genommen wird und beid er anderen der absolute peak hold Wert. In der Praxis dürften beide kaum hörbar voneinander unterscheidbar sein, ich ziehe aber aus Gründen der Akkuratheit wie gesagt sine-sweep / peak hold vor. Arc misst mit Sine, cliffs IR capture tool misst mit sine ... wird wohl seinen Grund haben?! Ich also auch ...
TMA Entzerrung mit ECM8000 sine-sweep vs. sine-sweep gefiltert (Lo / High-cut, wie oben angegeben)
Was wir hier sehen sind zwei Dinge:
1) Die Korrektur versucht im untersten bereich (20Hz - ca. 100Hz) eine extreme Anhebung des Bassbereiches. Das ist ja auch logisch: Im Originalen Testton ist dieser im ganzen Frequenzband durchgehend gleich laut - der Monitor hingegen "kann nicht unter - sagen wir ... 60 - 70Hz". die Korrektur zwingt also (weil sie ja auf das FRFR Ereignisses des Testons korrigieren will) den Monitor unendlich viel Energie für den zu schwachen Bassbereich ab. Das macht eben keinen Sinn und ist das größte Problem bei einer Entzerrung mit dem TMA tool im Axe-Fx II: es nimmt nämlich keine Rücksicht darauf, was der Monitor imstande ist zu leisten - oder eben auch nicht. ARC hingegen tut das sehr wohl (wie wir später sehen werden).
2) Aus diesem Grund habe ich die PEQs mit dem Frequenzbeschnitt durch Hi- und Lo-Cut hinter den Testton gelegt. Zwei identische seriell bedeutet: Ich verdoppel die Flankensteilheit (glaube von 12db auf 24db?!). Prinzipiell tut sich auch was, aber viel weniger, als angedacht: Die obere PEQ-gefilterte Entzerrung entlastet sehr wohl den Bassbereich, denn alle anderen bereiche weissen nun einen höheren Wirkungsgrad auf. Ich verschiebe die beiden Kurven übereinander, dann sieht man, wie der Bassbereich abgeschwächt wird:
Das Problem: Die abschwächung ist minimal, im Hochtonbereich tut sich über 10KHz, wo der PEQ greifen sollte komischerweise gar nichts. Im Tiefbass vielleicht eine Entlastung 2,5db, marginal ...
TMA Entzerrung mit sine-sweep gefiltert vs. sine-sweep gefiltert UND mit 65% Kurvenglättung (smoothing)
Die Kurven habe ich etwas untereinander gesetzt, damit man sie besser getrennt sieht. Die smoothing funktion im TMA Block hilft also die unendlichen vielen steilflankischen Korrekturen, die die 1024 point Messung zulässt "rundzulutschen". Das kommt im Ergebnis einem Prozess entgegen, den TomStu bzw. das Arc System bei der Entzerrung auch anwendet: Korrekturspitzen vernachlässigen, um den Monitor zu entlasten bzw. nicht zu mehr "Flatheit" zwingen, als er wirklich brauchbar leisten kann. wenn man so sagen will ...
Kommen wir also zum letzten Schritt:
1 Punkt ECM8000 Messmikro TMA Entzerrung
(mit PEQ-gefiltertem sine-sweep und nachträglichem 65% smoothing der Entzerrung im Vergleich)
GEGEN
7 Punkt ARC2 Entzerrung mit dem eigenen ARC Mikro
Anders ausgedrückt: Die Entzerrung mit Axe-Fx Boardmitteln und €50 Einsatz für das gängige, "billige" Behringer ECM8000 Messmikro vs. einer externen Messung mit einem eigens dafür entwickelte Mess-Software samt darauf hin "geeichten" Messmikro, welches dann im Ergebnis als IR ins Axe-Fx "geholt" wird. Einsatz: €250,- für die IK Multimedia Software, desweiteren wird eine DAW benötigt, in die man das System einladen kann.
Schiebt man die Kurven möglichst deckungsgleich übereinander sieht es dann so aus:
Das übereinanderschieben (bzw. anheben der TMA Entzerrung gegenüber der ARC Entzerrrung) ist eigentlich nichts anderes, wie eine Volumenanhebung von ca 6db.
Das sieht doch im groben ganz gut aus?! Das einzige Problem, was bleibt ist die NICHT-berücksichtung der TMA Entzerrung von Frequenzen, die der zu entzerrende Monitor eigentlich nicht kann! Das führt dazu, dass er schneller in die Verzerrung- bzw. Belastungsgrenze kommt, was unerwünscht ist. Das müsste man halt noch irgendwie in den Griff bekommen ...
@Stu: ich mache dir ein Package klar und schicke Dir den download-link der ganzen Presets mit den TMA Messungen bzw. den ganzen CAB IR`s, die ich gezogen habe ...