Markus, Du weisst genau was ich meine. Deswegen funktioniert zb. der BluAmp 1 von Thomas Blug - einstöpseln und der Sound ist da - es ist einfach da! Dennoch gibt es Möglichkeiten die Kiste in die Tiefe zu personalisieren, wenn auch nur mit wenigen Parametern, die dafür den Job von Beginn an richtig machen. Oder deswegen funktionieren auch immer noch Trettminen.....
Die Idee dazu kommt eigentlich von den TC Toneprint-Pedale.......die es seit einigen Jahren gibt. Hab ich schon zig mal erwähnt. Aber was soll's - irgendwann mag ich mich einfach nicht mehr wiederholen.
Natürlich weiss ich was Du meinst. Und ich habe den BlueAmp1 auf der MM2013 mit Thomas erlebt und bin begeistert von dem Teil. Format, Sound, Details: Das Ding ist super praxisrelevant designt (Allein schon die Aussparung am Boden, damit Boxengriffe berücksichtigt sind - einfach nachgedacht!...)
Nur ist das für mich Äpfel und Birnen. Auch der Amp1 gibt im groben einen "Sound" vor. Den kann man dann mit diesen kleinen Reglern an der Seite noch etwas personalisieren, gut. Aber eingeschränkt. Basis mäßig klingts immer vintage Marshallig. Reale Amps geben auch immer einen "Basis-Sound" vor. Aus Deinem Pacosipulami kommt auch kein Recto-Brett raus. Der ist abgestimmt, personalisiert - genau auf Dich! Und genau da setzt Du ja an: Personalisierte Sounds anzubieten auf den Kunden zugeschnitten.
Oder nehmen wir Bodenverzerrer und Overdrives: Es gibt Millionen auf dem Markt. Seitdem ich begriffen habe, dass die verschiedenen Clipping-Varianten an einer Hand abzuzählen zu sein scheinen und der Rest EQ-Voreinstellung ist, meine ich also folgendes:
Wer auf Bodentreter, reale Amps (vor allem die mit wenig Reglern) steht - sprich auf Gear, was auf "einstöpseln und fertisch" ausgelegt ist, der kauft vor allem das vordefinierte Sounddesign des Herstellers. Der muss die guten Ohren haben, entscheiden, was wie zu klingen hat und wird genau denjenigen als Käufer finden, der den Sound-Geschmack des Designers/Herstellers teilt.
Der "Player" muss also keine Ahnung haben, WIE der Sound entsteht, dieser muss ihm nur zusagen. Fertig.
Das Axe-Fx verfolgt diesen Ansatz nicht. Hat es noch nie. Es verfolgt den Ansatz, eben NICHT ein vorgefertigtes Sound-Design anzubieten, sondern alle tools, um ihn völlig frei nach Gusto "personalisieren" zu können. Und das hört bei den Amp-Sims ja nicht auf.
Du hast es ja früher selber immer geschrieben und mantra-mäßig wiederholt: Das Axe-Fx ist nicht plug&play. Es verlangt vom "Player" ein tieferes Verständnis, WIE Sound entsteht. Im Gegenzug liefert es (fast) keine Beschränkungen eben den gewünschten zu erreichen. Das ist der Deal. Wer den Deal nicht will, sondern plug&play, der hat mit dem Axe-Fx definitv das falsche Werkzeug gekauft.
Wobei ich anmerken muss: wenn ich auf dem Axe-Fest eine 100W Plexi-Sim lade, dort nur den Presence Regler auf 10 drehe und im Ergebnis nahezu identischen Sound zu einem Boutique Plexi Röhrenamp erzeuge, dann beendet das für mich jegliche Diskussion, ob die default Einstellungen ok sind oder völlig an der realität vorbei...
Ein Kompromiss aus diesen beiden Ansätzen (entweder fertiges Sounddesign kaufen (Amp/Bodenpedal) bzw. völlig frei selber designen (Axe-Fx) wäre aus meiner Sicht der Kemper. Das Sounddesign wird in Profilen vorgegeben, die meistens third party mäßg von Leuten im Studio erzeugt wurden, die Wissen, wie Sound funktioniert. Gleichermassen bietet das Gerät aber immernoch (im Vergleich zum Axe sehr beschränkte) Eingriffsmöglichkeiten, diesen Sound zu variieren, also selber "Feinschliff" für die persönlichen Bedürfnisse zu betreiben.
Über was diskutieren wir hier eigentlich? Dem Axe ein Gerätedesign abzuringen, für was es nicht konstruiert ist?