Impedanzkurven, Resonanzkurven, Interaktionen, Current Feedback .... oh jesses, ich hab` schon wieder die Hälfte vergesen und bringe die andere durcheinander. Also andersrum: Mein Versuch der Antizipation und Rezipation für Dummies:
Ein Gitarrenlautsprecher interagiert mit einer Röhrenendstufe. Die führt zu klanglichen Beeinflussungen, die es bei einem modellierten Abbild zu berücksichtigen gilt.
Das ganze hat was mit sich laufend ändernden Impedanzverläufen des Gitarrenlautsprechers zu tun, die sich je nach Last ändern, also nicht statisch sind, wie das "Ohm-Label" vermuten liesse. Und diese Impedanzen koppeln als Ströme auch wieder zurück in die Endstufe und da passieren dann auch Dinge ... welche auch immer ... wahrscheinlich verwechsel ich jetzt Impedanz mit Resonanz und alles mögliche, ist mir aber auch schnuppe.
Der Punkt ist: Es passiert was zwischen Endstufe und Gitarrenlautsprecher und das kann das Modell nur innerhalb eines theoretisch angenommenen bzw. passend zum Amp vorausgesetzten Gitarrenlautsprechers einkalkulieren. Diese Interaktion wird im "Speaker-Tab" des Amp-Blocks konfiguriert, nämlich durch anpassen der Resonanzkurve des angenommenen Lautsprechers hin zu dem, der tatsächlich genutzt wird. Matcht die IR oder der Speaker perfekt zum für das Modell angenommenen Speakers ist alles gut.
Was aber, wenn man von angenommenen Lautpsrechern abweicht? Wie schaffen wir also, der Endstufensimulation beizubringen, nicht einen Gitarrenlautsprechers bestimmter (passender) Art anzunehmen, sondern die Endstufe mit Daten des tatsächlichen Gitarrenlautsprechers zu füttern?
Hier greift dann Paco`s Idee. Die ist nicht ganz neu, die Diskussion über Speaker-Resonance kam schon 2010 auf und der IR-Drittanbieter Redwirez veröffentlichte daraufhin Speaker-Impedanzkurven als IR:
Meine Idee wäre, die Daten der "normalen" Impulse Response und des Impedanzverlaufes gemeinsam in einer Datei abzuspeichern. Und bei Auswahl einer bestimmten IR im CAB-Block gibt es quasi ein "push notify" des Cab-Blocks an den Amp Block: Der Amp Block setzt dann immer jeweils die Speaker-Tab relevanten Daten ein dessen Cab IR gerade aufgerufen wurde.
Beschränkung: Die Impedanzdaten müssen vorhanden sein (wenn nicht, dann greift das bisherige System der Annahme). Bedeutet auch Konflikte bei Stereo Cabs, bzw. Mischungen aus diversen IRs ...
Die Frage ist aber auch: Wieviel Unterschied macht das alles aus? Reden wir hier von eklatanten Abweichungen? Oder ist das "nur" eine Nuancenfrage? Ich kann das nicht einschätzen. Ich kombiniere "Marshallesque Klassiker" eigentlich nie mit "fenderishen" Speakern. Aber schon mit Greenbacks, G12H30, V30 ... wie groß sind deren Unterschiede, was die Auswirkungen auf die Speaker-Tab Seite im Axe-Fx Amp Block angeht?
Oder habe ich wieder nix kapiert?
Das Ding ist ja: Ich komme mittlerweile (seit FW7 locker ...) ohne weiteres recht einfach an Sounds, die mich glücklich stimmen, ganz ohne an dieser Spkr.-Tab Seite rumzuschrauben .... andererseits: Gerade "ganzheitliche" Presets, die via Tonematch die ganze Signalkette eines realen Amp-Inputs bis Mikro-Outputs abgeglichen haben klingen für mich sehr oft immer gleich am ausgewogendsten. Siehe Cliffs TMA Presets und die Beispiele von Pete Thorn ....
Die Frage für mich ist also:
a) Wird bei einem Tonematch der ganzen Signalkette gleich (plus minus) die Impedanzdiskrepanzen zwischen Wikrlichkeit und Annahme mit abgeglichen, also kompensiert und deshalb klingen diese Presets für mich oft sehr, sehr gut? Oder
b) Werden die Sounds ohne "Übersetzer" erstellt, dessen "Übersetzungen" immer nur annährend die Wirklichkeit wiedergeben vermag. (Der "Übersetzer" wäre hier übrigens mit FRFR-Abhöre gleichzusetzen. Diese muss ja quasi Chinesisch in Englisch übersetzen, ist nativ ein PA Speaker und nicht nativ ein Gitarrenspeaker). ODer
c) Ein Mischmasch aus beidem ....
Wie auch immer: Professionelle Presets anzubieten, die die ganze Signalkette widerspiegeln wäre denkbar. Einige gibt es ja schon. Mein damaliges Tutorial zum Amp-Matchen war eigentlich angedacht, genau diese Richtung für die breite Masse zu eröffnen, bis auf wenige Leute wurde das aber leider nur wenig angenommen ;( Ich bin sehr auf die von Pete Thorn gespannt:
https://www.youtube.com/watch?v=5Pi7qvAegV4 . Hoffe, die werden bald nachgereicht.
Man muss es aber auch andersrum sehen: Niemand ist auf irgendwelche subjektiv passende Presets oder Tonematches angewiesen! Die Kiste bietet (jetzt mit FW10 mehr als je zuvor) extrem schnell sehr, sehr gute Sounds. Das unterscheidet es technologisch bedingt von Konzepten, die nicht auf Modeling beruhen. Leeres Preset: Amp-Block wählen, passendes (Lieblings-)Cab-Block wählen, Drive einstellen - fertig. Selbst der Masteregler muss erst fürs finetuning angefasst werden (da ab FW10 vorgeschlagene default-Werte pro Amp voreingestellt sind). B/M/T, Presence nach Gusto und wie es die Gitarre braucht - ganz wie beim klassichen Amp-Besteck. Fertig. Genau so betreibe ich das seit FW7. Man KANN die vielen Parameter nutzen, man MUSS aber (schon lange) nicht (mehr). Und genau das ist, was die Box für mich so wertvoll macht: Es geht unheimlich schnell und einfach, es fasst sich unheimlich natürlich an, es klingt unheimlich natürlich - aber es gibt kaum bis keine Einschränkungen für Leute, die ganz bestimmte Vorstellungen in ihrem Kopf haben und diese Umsetzen wollen.