Werden Gitarren mit dem Alter "besser"?

Solyth

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Von den physikalischen und chemischen Grundlagen verstehe ich nicht genug, deshalb halte ich mich da zurück.

Von der Erfahrung her, kann ich die Ausführungen von Gitarrenschlumpf voll bestätigen.
Vielleicht einige Aspekte vorweg:
1. Auf einem CD Booklet von Stefano Grondona wird berichtet, dass Torres Gitarren in einem Museum reglmässig gespielt werden, damit sie ihren Ton nicht verlieren.
2. Beim händischen Bau von Archtops wird auf die Decke Druck ausgeübt, um das Resonanzverhalten zu beeinflussen.
3. Im Gespräch mit Gitarrenbauern haben diese immer wieder erwähnt, dass Gitarren mit der Zeit im Sound "aufgehen", "das Klangbild differenzierter wird" man sie "einspielen" müsse und "man hören kann, in welchen Registern die Gitarre häufiger gespielt wurde". Der Zeitraum, in dem am meisten "passiert" wurde von allen mit 3 bis 5 Jahren beziffert.
4. Mein persönlicher Eindruck ist, dass Gitarren die oft gespielt wurden, tendenziell (etwas) besser klingen, als neue - unabhängig davon, ob echte vintage-Schätze oder nicht.

Bei zwei Gitarren, einer LP und einer -ratet mal!- habe ich diese Erfahrung selbst gemacht und auch, wenn ich subjektive Aspekte wie die Gewöhnung ans Instrument versuche "abzuziehen" doch gravierend positive Veränderungen wahrgenommen.

Das hat mich dazu bewogen, von zwei im Sound fast identischen Gitarren gleichen Herstellers und Modells eine zum Einschwingen zu geben. Der Unterschied war enorm: die Lautstärke wurde etwas größer, die Saitentrennung deutlich besser, das Anspracheverhalten sehr viel schneller und der Bassbereich straffer und prägnanter. Da ist nach meinem Eindruck auf jeden Fall was dran.

Was mir allerdings nicht klar ist, ist ob und wenn ja, woran man Unterschiede im Verbesserungspotenzial durch Einspielen bei verschiedenen Gtarren festmachen kann. Klar, bei einer Sperrholzsolidbody würde ich die auch nicht so sehr vermuten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass bei diesem Phänomen ausschliesslich Custommodelle aus Kleinstserien mit 27 A-Tops die Nase vorn haben.

Eine reizvolle Idee habe ich noch zu dem Thema: anders als Verstärker wird sich der Sound des Axe wohl nicht durch Dinge wie Röhren- oder Speakerverschleiss verändern. Wenn ich also ein paar Presets für eine Gitarre mache, sie aufnehme und ohne weitere Maßnahmen an der DAW mische, könnte man in -sagen wir mal drei Jahren- die entsprechende FW wieder draufziehen und einen AB Vergleich machen....

Alles klar, brauche nur noch schnell eine werkneue Gitarre, die ich die nächsten drei Jahre hauptsächlich spielen will!
Hat jemand dazu vielleicht sachdienliche Hinweise?
 

Hubi72

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Das geht zumindest schon hart in die Richtung. Ausser man spielt dann Sachen von Wolfgang Petri. Dann passts wieder.

Ups, ich hoff, ich hab damit niemand persönlich beleidigt. Ist nur Spass. ;)
Dessen Gitarristen übrigens live nen geilen Sound gefahren haben.........nix mit Schlager-Dieter Bohlen-Playbackgitarre.......
 

Hubi72

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3. Im Gespräch mit Gitarrenbauern haben diese immer wieder erwähnt, dass Gitarren mit der Zeit im Sound "aufgehen", "das Klangbild differenzierter wird" man sie "einspielen" müsse und "man hören kann, in welchen Registern die Gitarre häufiger gespielt wurde". Der Zeitraum, in dem am meisten "passiert" wurde von allen mit 3 bis 5 Jahren beziffert.
Genau das ist es, was ich auch gemeint und erlebt habe. Allerdings - die Hölzer sind ja eigentlich schon abgelagert - wieso reagieren die dann doch noch und warum nur die ersten paar Jahre?
Wenn ich eine Gitarre aus dem Koffer nehme, die länger nicht gespielt habe, fühlt die sich auch sperrig an - was sich im Laufe des Spielens ändert. Nur - hab ich mich geändert oder die Gitarre sich wieder an das Schwingen gewöhnt?


Wie lange behält so eine "technisch" eingeschwungene Gitarre ihren neuen Sound?
 

Solyth

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Kann nur für eine Solidbody sprechen, die mindestens einmal die Woche eine Stunde gespielt wird: So lange, wie keine gravierenden Änderungen (bewusst oder durch Unfall) daran vorgenommen werden.
 

Andy

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Dessen Gitarristen übrigens live nen geilen Sound gefahren haben.........nix mit Schlager-Dieter Bohlen-Playbackgitarre.......
Ich weiß, das Beispiel war schlecht gewählt
 

tonindi

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Also meine Lieblingsgitarre war ja meiner Ibanez JEM 10Th Anniversary - da gibt es glaube ich weltweit nur 800 oder so - tierische geile Gitarre und habe sie fast 20 Jahre gespielt. Dann habe ich vor 3 Jahren angefangen mir wieder nach über 30 Jahren 2 Les Paul's zuzulegen und bin voll darauf abgefahren, da ich sowieso auf Blues "umlernen" wollte und hatte sie jetzt 3 Jahre im Koffer unter dem Bett liegen.

Vor einem halben Jahr habe ich sie wieder heraus geholt und merkte, dass sie nicht mehr so klang, wie ich es von ihr gewohnt war. Sie klang viel härter und weniger Sustain.
Ich habe sie dann nur selten gespielt und wollte sie schon verkaufen. Da ich aber das Geld für dieses sammler Stück nie bekommen würde, habe ich mir aus den USA handgewickelte Pickups bei "Motor City Pickup" bestellt und sie klingt etwas voller und besser, aber weiterhin weniger Sustain und etwas hart.

Jetzt, durch euer Thema hier ist mir wieder der Bericht aus Gitarre & Bass eingefallen, den ich ja mit meiner ersten Antwort beigefügt habe, da steht wirklich drin, wenn man Gitarren länger nicht spielt, wird das Holz der Gitarre quasi tot und muss wieder durch bespielen belebt werden. Aber das geht nicht von heute auf morgen, darum kann man sie sich mit Hilfe von Beschallungsgeräten beschwingen lassen oder wer einen Raum hat wo er Tag und Nacht laute Musik spielen kann, kann seine Gitarre mehrere Tage nonstop laut beschallen, damit das Holz die Schwingungen aufnimmt...

Ich werde meine Black Lady jetzt mal wieder regelmäßig spielen und im Studio vor meine Matrix Q12a immer stellen.

Hier ist noch mal der Bericht aus Gitarre & Bass, ich hoffe es ist lesbar - ich habe einen 24 Zoll Monitor am PC da geht das:
IMG_20150529_0001_NEW.jpg
 

Gitarrenschlumpf

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Mit viel Krach hat das gar nicht mal so viel zu tun. Es geht ja nur darum, die Gitarre mechanisch schwingen zu lassen. Der Weg, die Luft so stark zu bewegen, dass sich die Schwingung im Holz der Gitarre wiederfindet, ist quasi von hinten durch die Brust ins Auge geschossen. Es gibt Dinger, die die mechanische Schwingung eines Lautsprechers weitergeben. Also ein Lautsprecher ohne Membran. Diese Dinger heißen Körperschallwandler. Da ne Endstufe vor und diese mit weißem Rauschen gefüttert. Und fertig ist das System, was in dem Artikel der G&B beschrieben wurde. Ich hoffe, ich verrate kein Betriebsgeheimnis - ist ja nur Physik.
 

Gitarrenschlumpf

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Allerdings - die Hölzer sind ja eigentlich schon abgelagert - wieso reagieren die dann doch noch und warum nur die ersten paar Jahre?
Die Hölzer sind zwar abgelagert, aber nicht immer furztrocken. Ich weiß nicht genau, inwiefern der Anteil des Holzeinschwingens zum Gesamtergebnis des Einschwingens beiträgt. Fakt ist aber, dass eher die ursprünglich weichen Stoffe das Problem sind. Lacke, Klebstoff und Baumharz. Daher schwingt ne Gitarre, wo der Korpus aus einem Stück ist, meistens besser als Leimholz und ne Gitarre mit dünnem Lack besser als eine mit dicker Lackschicht. Diese Stoffe ziehen sich im Trocknungprozess zusammen und deren Moleküle verkanten. Einfach ausgedrückt wie ne Muskelverhärtung, die man dann mit Massagen oder nem Tensgerät (der Muskel schwingt damit auch) lockert.
 
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mrgodin

Guest
@mrgodin, Mike. Besten Dank für dies ausführliche Beschreibung. Find ich wirklich sehr interessant und informativ! :thumpsup:

Wolfgang, richtig. Der Punkt, "ich spiel mit dem Ding seit zig Jahren und weiß exakt wie sie reagiert" ist auch so ein Thema wo ich mir gedacht hab, dass es auch daran (mit) liegen könnte.

Aber eine Sache ist bei der Hamer trotzdem erstaunlich und das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Die drückt unten herum absolut extrem, so dass ich stellenweise wirklich sogar nen Hochpassfilter in die Kette hänge und klingt in den Mitten absolut prägnant. D.h. der Ton steht. Das war früher eindeutig nicht so, da klang sie deutlich undefinierter und dieses Undefinierte stell ich bei allen neueren, selbst wenn sie gebraucht sind, auch immer wieder fest. Bei Aufnahmen ist der Unterschied dann gar nicht mehr soooo groß aber wenn du live davor stehst ist der Unterschied stellenweise wirklich enorm. Die hat eindeutig "Body" bekommen.
Gerne!
Komme gerade erst wieder dazu, hier mal weiter zu lesen.
Da gab es ja schon wieder ne Menge interessanter Beiträge.
In manchen sind meine weiteren Gedanken dazu auch schon erwähnt worden.

Kleine Korrektur: Ich meinte in meinem ersten Beitrag nicht Gibson PAFs der 690er, sondern natürlich der 490er Serie.
Da fielen mir aber bereits die Augen vor Müdigkeit zu ;-)

Hier noch ein paar Ergänzungen/Gedanken, u.a. von gestern Nacht im Bett:

> Die Veränderungen der Holzstruktur im Verlaufe des Alterungs- und Bespielungsprozesses müssen sich natürlich nicht zwingend positiv auswirken;
eine gealterte Gitarre muss also nicht zwingend besser klingen. Vintage ist nicht immer geichzusetzen mit gut.

Schlechte Pflege, ständig zu hohe oder niedrige Luftfeuchtigkeit, häufige starke Temperaturschwankungen usw. können natürlich auch dazu führen, dass sich die Holzstruktur (molekular betrachtet) von Hals und/oder Korpus dauerhaft so verändert, dass seine ideale Funktion als Tonholz nicht mehr erreicht wird.
Das Schwingungsverhalten ändert sich ggf. dahingehend, dass als Konsequenz unharmonische Obertöne an Lautstärke gewinnen (stärker schwingen) im Verhältnis zu harmonischen,
oder harmonische Anteile möglicherweise kompensiert oder gänzlich ausgelöscht werden (nicht mehr schwingen),
sodass sich die Klangfärbung und Tonentwicklung zum Negativen hin entwickelt.
Die meisten der genannten Dinge wirken natürlich bei den vielen mehr oder minder stark lackierten Bodys hauptsächlich auf Hals und Griffbrett, falls nicht gerade einteilig. Sonst nur Hals.
Und besonders deutlich bei akustischen Instrumenten, Akustikgitarren, Violinen, etc.pp. mit wenig oder keiner
Holzversiegelung.

> Hubi schrieb:
"Ich glaub aber auch, daß sich der Spieler im Lauf der Jahre auf die Gitarre und ihre Eigenschaften einstellt und durch Vibrato und Spielweise mehr "Ton" rauskitzelt."

Absolute Zustimmung!

Wichtiger Punkt!
Ich sach immer: Gitarren sind wie Frauen!
Behandle sie gut, liebevoll und wertschätzend, und sie machen Dir viel Freude!
Da ich natürlich auch Freude dadurch empfinde, dass ich Frauen Freude bereite, möchte ich das ausdrücklich NICHT als Cheauvi-Spruch verstanden wissen ;-)

Aber was bedeutet das nun?

Hier kommen wieder die Psychologie und unser Hirn in's Spiel.
Ein Musiker, der ernsthaft (nicht zwingend professionell) musiziert, entwickelt i.d.R. ein Verhältnis zu seinem Instrument.
Das sind Prozesse des Unterbewusstseins.
Wenn ich persönlich zBsp. eine Gitarre kaufe, muss ich sie ausgiebig gespielt haben.
Ich möchte fühlen, ob sie zu mir "passt"; sich gut anfühlt, gut auf meine Spielweise "reagiert"; ob ihr Schwingungsverhalten (bereits erklärt und hier durchaus
physikalisch gemeint) zu meinem Klangempfinden (entwickelt durch musikalische Lernprozesse, den Kulturbereich, in dem man aufwächst etc.) passt;
ob sie zu mir "spricht";
Ich muss spüren, ob sie mich "spielen lässt", also eher devot veranlagt ist, oder "mit mir kämpft; sich widersetzt";

Meine 50er Tele ist zBsp. so ein Fall.
Eine wundervolle Blues und Bluesrock Gitarre;
aber sie will immer erst "besiegt, erobert und beherrscht" werden.
Dann gibt sie mir das, was ich von ihr möchte.
Es gibt tatsächlich Tage, an denen bin ich ihr nicht gewachsen und zu "schwach" und nicht willig zu "kämpfen" ;-)
Dann kann man sie zwar spielen; aber sie "singt" nicht richtig und entwickelt ihren Ton nicht richtig.
Dafür liebe ich sie zugleich aber auch über Alles ;-)

Diese Prozesse, bei regelmäßigem Gitarrespielen, führen zBsp. auch dazu, dass man die Stärken und Schwächen eines Instruments kennen lernt.
Unsere Psyche lernt, die kritischen Punkte zu umgehen und die Stärken besonders intensiv zu nutzen.
Wir vermeiden unterbewusst zBsp. die Dead-Spots (Punkte auf dem Griffbrett, an denen bestimmte Saiten nur kurz schwingen, um mit kurzem
Sustain und steil abfallendem Release abzusterben) auf dem Griffbrett, wenn es sie geben sollte.
Genauso, wie wir automatisch (unterbewusst gesteuert) gerne auf die Bünde und Saiten zugreifen, welche besonders gut klingende Töne hervorbringen.
Im Idealfall entwickelt sich eine homogene Wechselbeziehung wie beispielsweise bei einem
gut oder sehr gut harmonierenden Tanzpaar.

Nu isses schon wieder so lang geworden; der Text.
Ich hoffe mal, ich langweile oder nerve niemanden mit so langen Beiträgen!
02:35 Uhr.
Da geht noch was ..... ;-)

> Ah ja genau; das noch.
Wurde hier auch thematisiert: "Nach längerer Zeit stellte ich .... Veränderungen fest, besonders beim spielen über Amp und Box ..."
Das knüpft ein bisschen an einen, damals etwas aus dem Ruder gelaufenen ;-), Thread und Beitrag von mir an zum Thema Nutzen von Fremd-Presets.

Andy schrieb : "Bei Aufnahmen ist der Unterschied dann gar nicht mehr soooo groß aber wenn du live davor stehst...".

Um den Ton oder ggf. seine Veränderungen Deiner Hamer ernsthaft und seriös ermitteln zu können, müsstest Du zum erneuten Testen natürlich exakt
die gleichen Bedingungen schaffen, wie bei der ersten "Messung", also Wahrnehmung.
Da gilt das Gleiche wie für jede wissenschaftliche Arbeit und Messwerteerfassung & -vergleich:
Alle Messungen unter identischen Bedingungen.
Jemand machte dazu hier auch schon den passenden Vorschlag; daher auch nur kurz:
Gitarre mit Kabel oder Sender in's Axe, spezielles Preset mit einer bestimmten Firmware.
Digitale Aufnahme machen mit ordentlicher DAW, Logic, Cubase, GarageBand oder oder...
Sichern.
Das Ganze irgendwann wiederholen mit dem selben Preset unter der selben Firmware, mit selbem Kabel oder Sender.
Vergleichen.

Ansonsten wird der Versuchsaufbau höchstwahrscheinlich nie wieder identisch aufzubauen sein.
Neue Wohnung/Proberaum, anderer Amp, andere Box, Position der Box, oder was auch immer alles anders ist.

Ausnahme: Du machst u.a. einen Hörtest trocken unverstärkt.
Da wirst Du aber u.U. auch schon Probleme bekommen, wenn es um sehr geringe, kaum hörbare Unterschiede geht.
Und Dein Gehirn ist leider kein so zuverlässiges Speichermedium, wie zBsp. eine Festplatte ;-)
Der Grund hierfür:
Unser Gehirn spielt uns gerne Streiche, wenn wir uns erinnern.
Je komplexer, zeitlich weiter zurückliegend, oder aber auch banaler die gespeicherten Informationen, desto größer das Risiko,
dass unser "Sicherungsprozess" bereits bei der Anlage der assoziativen Verknüpfungen in der Großhirnrinde kleine Fehler einbaut.

(Nein, nicht Fehler in die Großhirnrinde ;-) in die Assoziationen).

Bei jedem weiteren Erinnerungsvorgang werden diese Erinnerungen häufig zusätzlich minimal verändert.
Wie beim dauernden Abhören von Audiokassetten ≤(;-)))) Abnutzung durch Abspielen

Also lieber aufnehmen ;-)

So nun ist wieder 03:00 Uhr.
Hab noch viele Dinge im Kopf.
Sind z.T. aber auch schon gesagt worden.
Genug klug geschwätzt ;-)
Später mal mehr; werde meinen Schreiner-Onkel auch nochmal interviewen.
Den hab ich gestern Abend nicht mehr angetroffen.
Aber mal ein richtig interessantes Thema!

Nacht allerseits und bis später.
Ich schwinge jetzt meine Hirnströme mal auf Ruhephase ein ... schnarch schnarch ...
Mike
 
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mrgodin

Guest
Genau das ist es, was ich auch gemeint und erlebt habe. Allerdings - die Hölzer sind ja eigentlich schon abgelagert - wieso reagieren die dann doch noch und warum nur die ersten paar Jahre?
...
Hi Hubi;

nun doch noch eben als Letztes.
Gut abgelagert bei Tonholz bedeutet, dass:
> sein Feuchtigkeitsgehalt durch spezielle schonende und gleichmäßige Trocknungsverfahren soweit reduziert ist,
>> dass es den Wechsel unterschiedlicher Luftfeuchten der Umgebung durch Aufnahme und Abgabe von Wasser ohne größere Spannungsbildung
und damit einhergehender Verformung (übermäßige Ausdehnung, Verwindung etc.) verkraftet
>> dass die Zellstruktur aufgrund des Feuchtigkeitsverlustes einen Verharzungsprozess erfahren hat, der das Holz stabilisiert und versteift

Je schonender und besser (zBsp. korrekte Lagerung, gleichmäßige richtige Temperatur, ausreichende Dauer) sich dieser Prozess vollzieht,
umso gleichmäßiger und vollständiger ist das Holz ausgetrocknet, bis auf eine Restfeuchte von ich glaube um die 15% +/-.
Die Restfeuchte braucht es natürlich, weil (Vorsicht Chemie) sich die Wassermoleküle der Umgebungsluft idealerweise an den Wassermolekülen
im Holz anlagern (eine chemische Verbindung eingehen).
Das Ganze resultiert wiederum in umso besseren Schwingungseigenschaften, da dann die Zellstruktur in weiten Teilen wasserfrei ist und gut Schwingungen
aufnehmen und wieder abgeben kann (die Grundlage für die Schall- und Tonbildung resp. Schallausbreitung eines Instruments).

Soweit nur mal in Kürze.
Muss jetzt pennen.
Der Sandmann war schon dreimal da ≤|;-|=X

Tschüsskes woll.
Mike
 

Friedlieb

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Es geht ja nur darum, die Gitarre mechanisch schwingen zu lassen.
Ja. Und das kann man dann mehr oder weniger effizient tun.

mit weißem Rauschen gefüttert. Und fertig ist das System, was in dem Artikel der G&B beschrieben wurde.
Wobei Emil da einen anderen Ansatz hat. Ich habe mich seinerzeit intensiv mit ihm drüber unterhalten. (Unglaublich, dass das schon 10 Jahre her ist.) Weißes Rauschen ist da ja wie eine Gießkanne, die auch diejenigen Stellen nass macht, die es gar nicht mehr nötig haben. Emil arbeitet stattdessen gezielt an den Frequenzen, bei denen das Instrument eine erhöhte Dämpfung hat. Die Anregungsfrequenz ist dabei nicht gleich der zu "heilenden" Frequenz, sondern wird mit einer von Emil entwickelten Formel bestimmt, die sowas wie der Kern seines Geschäftsgeheimnisses ist und die er mir daher nicht verraten hat.
 

axefx

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Friedlieb, hast Du einen link zu Emil? Wo sitzt der Kerl? Dein Artikel bei den Aussensaitern zu den Themen ist übrigens mal wieder bravorös! Verständlich, nachvollziehbar, analytisch, logisch und wunderschön pädagogisch aufbereitet! An Dir ist wahrlich ein guter Lehrer verloren gegangen! Keiner erfindet so schöne Metaphern wie Du :)
 

marcor66

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Friedlieb, hast Du einen link zu Emil? Wo sitzt der Kerl? Dein Artikel bei den Aussensaitern zu den Themen ist übrigens mal wieder bravorös! Verständlich, nachvollziehbar, analytisch, logisch und wunderschön pädagogisch aufbereitet! An Dir ist wahrlich ein guter Lehrer verloren gegangen! Keiner erfindet so schöne Metaphern wie Du :)
Wo denn, will auch lesen, im Ernst, tolle Zusammenfassungen hier, das Thema ist superspannend und so schön umstritten, endlich mal wertfreie Beschreibungen, die beides aufzeigen...

Dann hätt ich gerne noch was zum Cryotuning, leuchtet mir zwar auch prinzipiell ein, mir ist nur nicht ganz klar, welche Phänomene da am Werk sind bzw. die führende Rolle spielen.
Thema Spannung abbauen zum Beispiel...ogott wollte gerade zum Bleistift schreiben, boah bin ich alt Lol
 

Andy

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Wow, ich bin wirklich überwältigt über die Resonanz auf das Thema und die super Beiträge. Speziell auch zu der Einschwingerei.

Da war ich ja anfänglich eher etwas skeptisch, ob das ne Auswirkung haben kann. Mit dem Thema hatte ich mich bislang nie wirklich beschäftigt. Nur irgendwann mal einen Beitrag im Fernseher gesehen, wo jemand Geigen in eine Art Plexiglaskasten eingesperrt hat und dann beschallen lies. Das es hierzu persönliche Erfahrungen gibt hätte ich nicht erwartet. Danke an alle, die ihre Erfahrungen damit so umfangreich austauschen!!!

Ich hatte schon (fast) befürchtet ausgelacht zu werden, ok nicht wirklich, weil hier kein solcher Umgangston herrscht

Wie gesagt, ich hab auch nur eine einzige Gitarre die ein entsprechendes Alter erreicht hat (ok ich hatte früher nur eine einzige, die Ibanez DT zählt nicht), und sogar noch ein paar Saitensätzen aus den frühen 90er Jahren, so daß ich sogar die Veränderung bei der Produktion der Saiten ausschließen, bzw. mit in die Bewertung mit einfließen lassen kann. Die sind übrigends nicht verrostet über die Jahre hinweg. Die neuen Saiten des gleichen Herstellers klingen schon etwas anders, das ist aber vernachlässigbar. Hab auch zeitenweise mal nen anderen Pickup drin als früher. Dennoch, der Charakter der Gitarre bleibt auch bei andren Pickups deutlich erhalten. Sogar sehr deutlich, d.h. die Gitarre prägt den Sound mehr als der Pickup. Da ich ungern was verkauf, kann ich sogar mit den Amps aus früheren Zeiten spielen und ich kann mich noch recht genau an die "Probleme" erinnern, die ich mit der Hamer früher mal hatte. Durchsetzungsfähigkeit etc. , nicht so ganz tolles Sustain, ... sprich eher ein relativ flacher Sound, ohne "Tiefe".

Der Faktor, dass ich die Hamer in und auswendig kenne spielt natürlich schon eine wichtige Rolle. Dennoch, ich spiel mal paar Wochen mit einer meiner neueren in der Band und geh dann mal zum Spass auf die alte Hamer zurück und denk mir immer, das Teil hängt sie alle ab. Dabei hab ich sie gar nicht sooooo pfleglich behandelt Die Hamer ist eher mein Ackergaul :)

Einer der Gründe, die mich jetzt überhaupt auf das Thema gebracht haben war dann, dass wir bei Auftritten öfter mal das ganze Gerümpel bis zum nächsten Tag herumliegen lassen und dann erst abbauen. Ende letzter Woche hab ich mir dann mal nen Kopf darüber gemacht, was das bedeuten würde, wenn mir da mal einer die Hamer klaut..... kein schöner Gedanke.

Gruß

Andy
 
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Friedlieb

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Friedlieb, hast Du einen link zu Emil? Wo sitzt der Kerl?
Keine Ahnung, ob er gerade sitzt, aber hier ist seine Webseite: http://klangoptimierung.de/de/
Uff, auch schon wieder 10 Jahre her, die Website. Ist ein bisschen eingestaubt, aber die Referenzen sind lesenswert, insbesondere die Geschichte mit der Kirchenglocke.
 

firegarden

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Interessanterweise beschäftigt sìch Udo Pipper zur Zeit in einer G&B Kolumne genau mit diesem Thema. Das Problem: Die Argumentation um Tonholz, kristalline / molekulare Zellstruktur, natürlicher / künstlicher Alterungsprozess.... sind Theorien für das Hörerleben von Gitarristen, lässt sich aber wissenschaftlich wohl bisher nicht nachweisen. Insbesondere lassen sich Prinzipien für die Eigenschaften von akustischen Instrumenten nicht so einfach auf die E Gitarre anweden, deren Schallwandlung auf Elektromagnetismus basiert. Das unverstärkte Resonieren der Gitarre scheint wohl nicht die Voraussetzung für einen guten Klang am Verstärker zu sein. ( so schreibt es Udo in seiner Kolumne )

Spannend war auch eine Versuchsanordnung von Udo vor einigen Monaten. Er hatte einen Schwung erfahrener Vintage - Nerd - Gitarristen zum Blindtest eingeladen. Das Ergebnis war erstaunlich. Es war den, wohl durchaus erfahrenen, Testern nicht möglich die echten Vintage Gitarren von aktuellen Custom - Shop Nachbauten zu differenzieren. Im persönlichen Anspielen wurden dann allerdings durchwegs die echten Vintage Klampfen favorisiert.

Ich persönlich halte es so wie mrgodin. Ich denke mir eine eigene Persönlichkeit in meine Instrumente. Wir führen eine (durchaus promiske) Beziehung. Wir haben unsere Stärken und unsere Schwächen unsere Dings und Dongs. Und wie in jeder guten Beziehung, harmonisiert es besser wenn man viel Zeit mit einander verbringt.

Wie in diese Metapher ein " Vibrator " zur Harmonisierung passt, überlasse ich mal eurer Phantasie. :)
 
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