Hi Andy;
Las gerade Deinen Beitrag und dachte, schreib mal was ;-)
Nebenbei, das mit dem "Einschwingen" hat schon ne lange Tradition.
Jimmy Page sagt man nach, er habe früher aus diesem Grund extra seine (gerade unbenutzten) Instrumente beim spielen an seine Gitarrenboxen angelehnt,
um sie mit den von ihm erzeugten Frequenzen schwingen zu lassen.
Bei seinem genialen Sound hat's wohl gewirkt ;-)
Nee, Scherz; keine Ahnung.
Sachlich betrachtet ist, neben der akustischen, auch die elektrische Gitarre ein komplexes Schwingungssystem.
Und zwar von der Kopfplatte bis zum Korpusende inklusive aller verbauten Komponenten.
Wenn ich nun eine Saite in Schwingung versetze, gerät das gesamte System in Schwingung.
Daher beeinflussen die Mechaniken und ihre Beschaffenheit ebenso wie das verarbeitete Holz, ob lackiert oder ob nicht, von Korpus,Hals & Griffbrett, die Hals-Korpus-Verbindung oder Dinge wie Sattel,
Brücke etc. das Schwingungsverhalten der Saite.
Die Schwingung der Saite wiederum generiert (induziert in den Pickup) ja keinen reinen Sinuston (bzw. Sinusschwingung),
sondern eine Mischung verschiedener Schwingungen.
Nämlich, dem Herrn Fourier sei Dank, er hat's mit seiner Analytik erforscht, einen Grundton (Schwingung) und seine diversen, sogenannten Obertöne.
Diese Obertöne sind es, welche die Färbung eines Klangs bestimmen.
Sie werden u.a. zBsp. zusätzlich besonders verstärkt/abgeschwächt durch bestimmte Resonanzen (angeregte Resonanzfrequenzen) diverser Komponenten dieses Systems.
Der Tonabnehmer hat dann als Übergangselement von der Materialschwingung zum elektrischen Signal auch noch einen großen Einfluss, da seine Übertragungseigenschaften die mehr oder weniger starke "Weiterleitung"
bestimmter Frequenzanteile (Grundtöne & Obertöne) mit beeinflusst.
Soweit, so bekannt, denke ich.
Nun wird es aber interessant.
Änderst Du die verwendeten Saiten, Typ, Stärke etc., ändert sich, mehr oder weniger wahrnehmbar, der Ton.
Selbst saubere oder schmutzige Saiten verändern den Ton ja jeweils schon u.U. massiv.
Gleiches gilt aber auch, wenn Du andere Komponenten wie Mechaniken, Sattel, Brücke etc. änderst; sei es das Material oder auch auch zBsp. die Kerbung von Sattel oder Saitenreiter der Brücke.
Alles hat einen, zumeist auch hörbaren, Einfluss auf die Zusammensetzung der Schwingungen und somit auf den Klang.
Und nun kommt das Holz.
Auch wenn es im Zustand des verarbeitet seins nicht mehr "lebt", verändert es sich ständig (es "arbeitet").
Zum Einen durch sich verändernde Luftfeuchtigkeit und der daraus resultierenden Aufnahme oder Abgabe von Wassermolekülen.
Dann durch wechselnde Temperaturen.
Zum Anderen aber auch durch einen Alterungsprozess, der zBsp. mit einer Austrocknung, also dem Verlust von Bestandteilen wie Ölen, aber auch Wasser, einhergeht.
Teilweise verändert sich dadurch dauerhaft die Zellstruktur des Holzes.
Das wiederum hat einen Einfluss darauf, wieviel Feuchtigkeit (Wasser oder Öle, als Pflegemittel) das Holz noch aufnehmen kann.
Bei all dem gerade genannten entscheidet zusätzlich der Umstand, ob das jeweils betreffende Holz lackiert ist oder nicht, noch darüber, welche der genannten Faktoren in welchem Umfang wirksam werden.
Aber eben auch diese Fakten beeinflussen das Schwingungsverhalten und somit konsequenterweise auch den "Ton".
Was man am Ende davon hört, wie bereits oben angerissen, ist eine Frage der resultierenden und übertragenen Frequenzmischungen eines Tons.
Aber auch Instrumentenbauer bestätigen ja, man hört schon einiges an Veränderungen über die Jahre.
Gute Instrumentenbauer hören auch, ob man seine Stradivari jahrelang schlecht behandelt oder gelagert hat.
Dabei wird sich der Alterungsprozess des Holzes, um mal bei Deinem Thema zu bleiben, bei einer Violine oder akustischen Gitarre mit vielen
unlackierten Holzbestandteilen deutlich stärker im Ton bemerkbar machen, als bei einer komplett lackierten E-Gitarre mit lackiertem Hals.
Hier verändert sich das Holz zumindest nicht in so hohem Maße.
Was Du also bei Deiner Hamer hörst, kann entweder auf veränderte Komponenten, Alterung/Veränderug des Holzes, zBsp. dem unlackierten Hals oder Griffbrett,
oder einer (nicht zu vergessen) veränderten akustischen Wahrnehmung Deinerseits zurückzuführen sein ;-)
Ich weiss, was Du jetzt sagen möchtest: "Das beantwortet meine Frage also leider nicht erschöpfend, da zuviele variable Faktoren beteiligt sind".
Recht haste.
Ich bin ja auch ein Nerd, was Gitarren betrifft.
Mit wachsender Begeisterung tune ich meine Geräte solange, bis sie perfekt sind.
Da bedarf es oft aber nicht viel; einige meiner Les Pauls, die keine Bumble Bees als Ton-Kondensator haben, bekamen Orange Drops verpasst.
That's it. Machen genau das, was ich mag.
Oder die 690er-Serie PAFs aus einer '90 Standard raus und 1957er Classic eingebaut.
Passen perfekt zu allem Dumble, Matchless, Komet usw. Kram.
Oder ein Paar '54er Custom Shop PU in eine alte Strat.
Knopfler lässt grüßen.
Insofern kannste Dich damit trösten, dass auch ich mir einfach vorstelle, alle meine Schätzchen, z.T. bis zu 55 Jahre alt,
würden mit jedem Jahr noch besser ;-)
Aber auch ich höre gewisse Unterschiede (oder meine es zumindest).
Das ist eben der Balsam und das Lebenselexier eines Gitarristen.
Aber diese (Unterschiede) müsste man genau genommen, wenn man so "färbende" u. veränderbare Faktoren wie Verstärker, Boxen etc. herausrechnet, mindestens zum Teil auch im "trockenen" unverstärkten Zustand hören.
Ohne Amp und allem Anderen.
Habe übrigens den unschätzbaren Vorteil, eine Onkel zu haben, der Schreiner ist.
Da kann man sich das Thema Holz immer wieder mal gut beleuchten und erklären lassen.
Das war jetzt lang und nu iss spät, oder früh, je nach Blickrichtung.
Gut's Nächtle und bis später mal.
Mike