Hallo!
Also in der JCM 800 Serie gab damals 4 Modelle mit Master Volume:
2203 Einkanaler, 100W, Master Volume
2204 Einkanaler, 50W, Master Volume
2205 Zweikanaler, 50W, Master Volume
2210 Zweikanaler, 100W, Master Volume
Die Zweikanaler der Serie 2205 und 2210 waren soundmäßig anders. Sie haben, so wie Paco schon geschrieben hat, Dioden im Signalweg eingesetzt. Einige davon sogar als Clipper wie in manchen Overdrive-Bodentretern. Lustigerweise haben sie dazu eine Graetz-Gleichrichterschaltung verwendet. Billiger gehts wohl nicht. Das ist wahrscheinlich der Grund, dass sie einige Gitarristen nicht gefallen. Kein Wunder, dass hier so viel gemoddet wurde.
Ich habe gut 15 Jahre lang einen 2004er, also Einkanaler, 50W, Master Volume, Baujahr 83, mit Drake Trafos, mit einer Marshall 4x12er, 1960A, auch Baujahr 83, gespielt. Es war mein erster “richtiger Amp” und ich habe damit viel Freude gehabt, auch wenn er nicht perfekt war, sonst hätte ich ihn heute noch. Anbei ein paar Bilder.
Ich möchte euch meine persönlichen Eindrucke schildern:
Was mir sehr gefallen hat:
- Plug and Play, einfach genialer Rock-Sound. Zum Ärgernis meiner Nachbarn war es dabei wichtig das Master Volumen doch ein deutliches Stück aufzudrehen, sonst klang es ja nicht ;-)
- mehr Gain gabs mit einem Tube Screamer…. das hat so richtig Spaß gemacht
- guter Grundsound, da konnte man nicht viel falsch machen
- mörderlaut sodass man problemlos auch mit bodybuildenden Heavy Metal Schlagzeugern konkurrieren konnte
Was ich nicht so gut fand:
- bei geringen Lautstärken klang er nicht. (Ein höherer Ruhestrom in der Endstufe hätte sicher geholfen.) Mit einer Powerbrake konnte ich dann guten Sound auch bei humanen Lautstärken erreichen.
- Cleansounds waren für mich immer ein Kompromiss. Der EQ im 2204 ist eben die Marshall-typische Schaltung und ist IMHO für Clean Sounds nicht so gut geeignet
- Man ist mit der passiven Klangregelung stark eingeschränkt. Der Grundsound ist ja echt gut, aber sich davon wegzubewegen, war nur bedingt möglich
- Einkanaler-Design! Die Gain Buchse umstecken und einen anderen EQ einzustellen, wenns mal wirklich anders tönen soll, ist unbequem. Tja und dann musste ja auch wieder das Master Volume wieder anpassen
- kein Effektweg, auch kein eingebauter Reverb. Also 80er Sound mit Reverb, Delay und so ging nur per Pedal vor dem Preamp. Unschön meiner Meinung nach.
- bei höheren Preamp-Gain Settings war es mit Humbuckern schon etwas matschig, drehte man den Gain etwas runter, klang es wieder besser, jedoch sank der Gain ab. Hier wäre ein Bright Switch praktisch gewesen
- Noisy! Je mehr Gain man auf den Bodentretern bzw. am Amp Gain oder Master Volume aufdrehte, desto mehr rauschte und surrte es. Wirft man als Techniker einen Blick unter die Haube, wird klar wieso und man kratzt sich am Kopf: keine sternförmige Masseführung, keine geschirmten Leitungen, keine gute Siebung der diversen Spannungsversorgungen usw.
- gute 20kg Gewicht
Daher habe ich auch einige Mods gemacht:
- Einbau eines seriellen Effektweg mit True Bypass
- 2 Bright Kondensatoren schaltbar gemacht
- Kanalumschaltung, steuerbar per Footswitch
- getrennte Master Volume für die beiden Kanäle
Auf jeden Fall hatte ich viele Jahre Freude mit meinem JCM800er. Ein guter Amp, nicht perfekt, auch wenn ich mich noch so in schönen Erinnerungen schwelge und ein großer Marshall Fan war. Eine wirklich gute Alternative für mehr Gain war eigentlich damals der JCM900SL-X, dessen Vorstufe ich mir mal nachgebaut habe. Die zwei Pre-Amp Regler haben echt Spaß gemacht. Die Endstufe war ja nicht wirklich neu, daher habe ich die vom JCM800 verwendet. Der gefiel mit für High Gain auch wesentlich besser als der JMP1. Und mit dem richtigen Aufbau rauscht und summt es auch nicht so ;-)
Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es das Axe-Fx gibt
Keinesfalls würde ich wieder tauschen wollen.