Der ultimative Marshall JCM 800 Thread

Andy

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Meine 800er sind ja total verbastelt und der Sound ist ganz sicher nicht jedermanns Sache. Aber ich würd schon einen davon auf's AxeFest mitbringen. Wär aber super, wenn es noch einen zweiten gäbe. Dann könnte man mal vergleichen.

Ich kann es nicht 100%ig sagen aber ich hab so den Eindruck, dass Marshall gerade bei den Kondensatoren verbaut hat, was gerade herum lag oder zu bekommen war. Mal nen Folienkondensator, dann einen keramischen, .... zumindest bei meinen beiden scheint das so zu sein. Also an der identischen Position jeweils eine andere Technologie. Dass dies dann Auswirkungen auf den Sound hat, könnte ich mir gut erklären.
 
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Heinzi

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Hi Paco,

klar glaube ich - ich meinte nur bei der Differenzierung zwischen den 100 und den 50 Wattern, dass es in jeder Baureihe ein paar Exemplare gibt, die geil klingen und andere wiederum nicht, wie bei Gitarren auch, das ist natürliche Qualitätsstreuung- die Wahrscheinlichkeit einen guten 100W zu bekommen ist höher als ein guten 50Watter laut eines befreundeten Marshall-Papstes und Ampbauers - kann ich aber nicht beurteilen. Ich denke der Begriff "800er" ist mittlerweile schon fast ein fester Ausdruck für den Einkanaler geworden - obwohl es natürlich noch die 2205 oder 2210 gibt-aber gespielt wurde in den 80ern primär der 2203 und hat damit eine gewisse Soundvorstellung geprägt.... ein paar Marshalls gehen halt in die Reihe der "Klassiker" ein und ein paar nicht, obwohl sie bestimmt auch gute Amps waren..anyway - is nur ein Amp:)
 

Andy

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Also der 2210, den ich hatte, war ein ganz übler Kandidat. Meine beiden anderen sind sicherlich keine wirklich guten aus der Serie. Der 50er noch weniger. Aber der 2210 ging gegenüber dem 2203 vollkommen unter. Kein Druck, wenig Bässe und wenn, dann klangen die Bässe "clean" gegenüber dem verzerrten Rest des Signals. Möglicherweise hat da die Kanaltrennung nicht so gut funktioniert. Insgesamt dünn, leblos und leichter Plastiksound. Also so, als würde man mit einem Fuzz direkt ins Mischpult gehen.
 
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Ich hab hier auch noch einen 2210 herumstehen, den ich bald umbauen werde - und zwar so, dass da wieder Marshall rauskommt, nicht nur draufsteht ;)

Dem 2210 fehlt es an einigen typischen Merkmalen für den Marshall-Tone. Ihm fehlt die gleichspannungsgekoppelte Kathodenfolgerschaltung im Lead-Kanal, das Transistorarray, welches für die Kanalumschaltung zuständig ist, lässt einen bestimmten Anteil an "Cleansound" in den "Leadkanal" lecken. Um dennoch genügend Klirr produzieren zu können, ist dem Kathodenwiderstand eine Diode parallel geschaltet, dies wirkt als Konstantstromquelle - 0.6V Schwellenspannung über 10kOhm, verschiebt den Arbeitspunkt dieser Triodenstufe dermassen, dass sie unweigerlich klippen muss. Um den Kathodenfolger-Klippingeffekt zu kompensieren, wurde der Schaltung ein Klippingdiodennetzwerk nachgeschaltet. Das funktioniert zwar, aber klingt längst nicht mehr so harmonisch wie es die 2203 Schaltung (quasi eine kaskadierte Variante der klassischen Super Lead Modelle) tut. Es kursieren zahlreiche Mods für den 2210er - die meisten bringen aber nicht den gewünschten Effekt. Die Lösung wäre einen 2210er gemäss der alten 2205 Schaltung umzubauen. Der alte 2205 war nämlich keineswegs bloss die 50Watt Version - sondern war komplett anders konstruiert und auch sehr beliebt...ein gewisser Michael Schenker schwört zb. auf seinen alten Pre-84er 2205 - und ich kann ihm das nicht absprechen. ;)
 

Andy

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Der ultimative Marshall JCM 800 Thread

Nachdem der 800er ja scheinbar aktuell doch den ein oder anderen fasziniert und es stellenweise sogar um recht technische Dinge geht hab ich mir überlegt mal nen eigenen Thread aufzumachen.

Ich hatte mir meinen 2203 Anfang der 80er gebraucht gekauft. Was mir auf Anhieb nicht so wirklich gut gefiel, war die relativ geringe Verzerrung. Per Zufall bin ich auf Röhren der Marke EGRO gekommen. Das war "angeblich" eine Firma mit Sitz in der damaligen DDR. Angeblich nur eine Vertriebsfirma, die Röhren unterschiedlicher Hersteller unter eigenem Label verkaufte. So ganz kann ich das nicht glauben, denn die Teile sorgten für deutlich mehr Distortion als alles andere was ich so kenne und das durchgängig. Sprich, wären dort mal welche von Siemens, Telefunken, etc. verkauft worden, wie es immer hieß, wäre das Ergebnis nicht durchgängig gewesen. Die klangen über die Jahre hinweg immer gleich.

Bei dem 2203 waren die Bauteile auf ner Platine verbaut, die Poties aber nicht mit auf der Platine.
Paar Jahre später hab ich mir dann den 2204 dazu gekauft. Bei dem sind auch die Poties auf der Platine verbaut. Laut Schaltplan identisch, bis auf die Endstufe. Dennoch klingt das Teil völlig anders. Richtig flach.

Ich hab mir mal erlaubt, beide zu "mischen", d.h. Vorstufe vom 2203 an die Endstufe des 2204 angeschlossen. Erkenntnis, an der Endstufe des 2204 liegt es nicht, dass der so flach klingt. Es muss an der Vorstufe liegen.
 
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Ich hatte mir meinen 2203 Anfang der 80er gebraucht gekauft. Was mir auf Anhieb nicht so wirklich gut gefiel, war die relativ geringe Verzerrung. Per Zufall bin ich auf Röhren der Marke EGRO gekommen. Das war "angeblich" eine Firma mit Sitz in der damaligen DDR. Angeblich nur eine Vertriebsfirma, die Röhren unterschiedlicher Hersteller unter eigenem Label verkaufte. So ganz kann ich das nicht glauben, denn die Teile sorgten für deutlich mehr Distortion als alles andere was ich so kenne und das durchgängig. Sprich, wären dort mal welche von Siemens, Telefunken, etc. verkauft worden, wie es immer hieß, wäre das Ergebnis nicht durchgängig gewesen. Die klangen über die Jahre hinweg immer gleich.
Die gibt es noch immer.....die stammen aus dem Funkwerk Erfurt, wurden dort gebaut und werden heute unter dem Label RFT als NOS-Typen verkauft. EGRO waren alles RFT Röhren. Und RFT wird heute von Friedman ab Werk verbaut. Damit schliesst sich der Kreis ;) Ob das Funkwerk Erfurt noch Röhren herstellt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es gäbe in der DDR noch das VEB Röhrenwerk Muhlhausen oder Anna Seghers Neuhaus a. R - die hatten alle RFT-Röhren produziert während DDR-Zeiten.

@ Andy: Was für Spannungen hast Du an Kathoden und Anoden von V1 und V2 Deines 2204er
 

Andy

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Hallo Paco,

besten Dank für die Info. Schön dich wieder im Forum zurück zu haben!

Ich hab die beiden leider nicht hier, sind im Proberaum. Ich nehm sie nächste Woche mal mit heim und messe nach.

Ist ja witzig mit den RFT Röhren. Ich befand mich damals in der Ausbildung und zu der Zeit gab es hin und wieder noch alte Röhrenfernseher. Nicht auf Bildröhre bezogen, sondern wirklich statt Transistoren. Alte Schaub-Lorenz etc. Mein damaliger Chef kaufte gelegentlich mal EGRO Röhren, weil die viel billiger als die Telefunken waren ;)

Als es mir bei meinem alten 800er dann eine Endstufenröhre zerlegte, hatte ich mir nen kompletten Satz EL34 und ECC83 gekauft. Die EGRO EL34 für ca. 11 oder 12 DM (also 6 € ;) ) und die ECC83 für ca. die Hälfte davon. Entscheidend war damals für mich erst mal der Preis, erst nach dem Einbau dann vor allen Dingen der Sound :)
 
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Ich bin kein Techniker aber mein Ampguru schwört auf die Svetlana winged für die Marshalls - hab ich in zwei Marshalls von mir drinnen und die sind spitze - kann ich weiterempfehlen, falls ihr die noch nicht kennt....gibts bei TAD
Kenne alles das.....aber meine Kunden dürfen sich wünschen was sie in ihren Amps an Röhren haben wollen - kann fast alles organisieren!
 
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Deleted member 1155

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Mein damaliger Chef kaufte gelegentlich mal EGRO Röhren, weil die viel billiger als die Telefunken waren ;)
...aber im gleichen Werk produziert wurden :biggrin: Billig ist nicht gleich schlecht. Ich war übrigens früher ein grosser Fan von EI-Röhren (Elektronska Industrija) aus Yugoslavien.
 

Andy

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...aber im gleichen Werk produziert wurden :biggrin: Billig ist nicht gleich schlecht. .
Ja, hab's auch gerade gelesen. Nachdem du das mit RFT erwähnt hattest, hab ich da mal nen Einstiegspunkt gehabt und ein wenig gesucht.

Die EI kenn ich wiederum nicht?
 

tomstu

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Hallo!

Also in der JCM 800 Serie gab damals 4 Modelle mit Master Volume:
2203 Einkanaler, 100W, Master Volume
2204 Einkanaler, 50W, Master Volume
2205 Zweikanaler, 50W, Master Volume
2210 Zweikanaler, 100W, Master Volume

Die Zweikanaler der Serie 2205 und 2210 waren soundmäßig anders. Sie haben, so wie Paco schon geschrieben hat, Dioden im Signalweg eingesetzt. Einige davon sogar als Clipper wie in manchen Overdrive-Bodentretern. Lustigerweise haben sie dazu eine Graetz-Gleichrichterschaltung verwendet. Billiger gehts wohl nicht. Das ist wahrscheinlich der Grund, dass sie einige Gitarristen nicht gefallen. Kein Wunder, dass hier so viel gemoddet wurde.

Ich habe gut 15 Jahre lang einen 2004er, also Einkanaler, 50W, Master Volume, Baujahr 83, mit Drake Trafos, mit einer Marshall 4x12er, 1960A, auch Baujahr 83, gespielt. Es war mein erster “richtiger Amp” und ich habe damit viel Freude gehabt, auch wenn er nicht perfekt war, sonst hätte ich ihn heute noch. Anbei ein paar Bilder.

01-front-g.jpg02-tubes-g.jpg03-logo-g.jpg04-top-g.jpg05-di-g.jpg

Ich möchte euch meine persönlichen Eindrucke schildern:

Was mir sehr gefallen hat:
- Plug and Play, einfach genialer Rock-Sound. Zum Ärgernis meiner Nachbarn war es dabei wichtig das Master Volumen doch ein deutliches Stück aufzudrehen, sonst klang es ja nicht ;-)
- mehr Gain gabs mit einem Tube Screamer…. das hat so richtig Spaß gemacht
- guter Grundsound, da konnte man nicht viel falsch machen
- mörderlaut sodass man problemlos auch mit bodybuildenden Heavy Metal Schlagzeugern konkurrieren konnte

Was ich nicht so gut fand:
- bei geringen Lautstärken klang er nicht. (Ein höherer Ruhestrom in der Endstufe hätte sicher geholfen.) Mit einer Powerbrake konnte ich dann guten Sound auch bei humanen Lautstärken erreichen.
- Cleansounds waren für mich immer ein Kompromiss. Der EQ im 2204 ist eben die Marshall-typische Schaltung und ist IMHO für Clean Sounds nicht so gut geeignet
- Man ist mit der passiven Klangregelung stark eingeschränkt. Der Grundsound ist ja echt gut, aber sich davon wegzubewegen, war nur bedingt möglich
- Einkanaler-Design! Die Gain Buchse umstecken und einen anderen EQ einzustellen, wenns mal wirklich anders tönen soll, ist unbequem. Tja und dann musste ja auch wieder das Master Volume wieder anpassen
- kein Effektweg, auch kein eingebauter Reverb. Also 80er Sound mit Reverb, Delay und so ging nur per Pedal vor dem Preamp. Unschön meiner Meinung nach.
- bei höheren Preamp-Gain Settings war es mit Humbuckern schon etwas matschig, drehte man den Gain etwas runter, klang es wieder besser, jedoch sank der Gain ab. Hier wäre ein Bright Switch praktisch gewesen
- Noisy! Je mehr Gain man auf den Bodentretern bzw. am Amp Gain oder Master Volume aufdrehte, desto mehr rauschte und surrte es. Wirft man als Techniker einen Blick unter die Haube, wird klar wieso und man kratzt sich am Kopf: keine sternförmige Masseführung, keine geschirmten Leitungen, keine gute Siebung der diversen Spannungsversorgungen usw.
- gute 20kg Gewicht

Daher habe ich auch einige Mods gemacht:
- Einbau eines seriellen Effektweg mit True Bypass
- 2 Bright Kondensatoren schaltbar gemacht
- Kanalumschaltung, steuerbar per Footswitch
- getrennte Master Volume für die beiden Kanäle

Auf jeden Fall hatte ich viele Jahre Freude mit meinem JCM800er. Ein guter Amp, nicht perfekt, auch wenn ich mich noch so in schönen Erinnerungen schwelge und ein großer Marshall Fan war. Eine wirklich gute Alternative für mehr Gain war eigentlich damals der JCM900SL-X, dessen Vorstufe ich mir mal nachgebaut habe. Die zwei Pre-Amp Regler haben echt Spaß gemacht. Die Endstufe war ja nicht wirklich neu, daher habe ich die vom JCM800 verwendet. Der gefiel mit für High Gain auch wesentlich besser als der JMP1. Und mit dem richtigen Aufbau rauscht und summt es auch nicht so ;-)

Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es das Axe-Fx gibt :) Keinesfalls würde ich wieder tauschen wollen.
 

OSon

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Der ultimative Marshall JCM 800 Thread

So, ich werde KEINEN JCM800 zum Axe Fest mitbringen können!!!!! Ich bekomme den nicht geliehen!
 

Andy

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Ich hab leider ein wenig den Faden verloren, weshalb wollten wir einen JCM800 vor Ort haben?

Ich kann zwar einen mitbringen aber der hat nicht mehr so viel mit dem eigentlichen JCM800 zu tun.

AxeFx mit ein paar Effekten davor (Drive und Comp und viel EQ) und dann ist es eher eine Death-Metal Machine :) naja, ganz so ist es nicht. Hab ich an meine Soundvorstellungen angepasst und das auch noch in Verbindung mit ner Standard 1960er Box, mit den "unbeliebten" 75er Speakern. Fur klassische Rocksounds ist der eher nicht mehr zu gebrauchen.
 

Hubi72

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Weil der jetzt in FW 18 so geil klingt.......darum der Wunsch nach Vergleich.........
 

Andy

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Dann ist meiner (sind meine beiden) nicht so wirklich zu gebrauchen. Wäre dann eher ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
 
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