So, nach einigen Versuchen und weiteren Erkenntnissen geht diese Reise nun hier weiter.
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Habt eine gute Zeit mit guter Musik!
Hallo Friedlieb;
Interessant, dass Du heute mit Deinem Beitrag kommst.
Ich trage bzw. trug mich die letzten 2 Tage mit dem Gedanken, mal ein Schema für die Struktur der Signalstrecken
zweier zu vergleichender Signale unter Berücksichtigung der beteiligten Komponenten anzufertigen bzw. darzustellen.
Die Idee hatte ich vor längerer Zeit schonmal, dann aber wieder verworfen.
Hintergrund war der Umstand, dass ich hier immer wieder mal lese, wie Vergleiche vorgenommen werden, die zu Frustrationen oder "schlechten Ergebnissen"
hinsichtlich der vermeintlichen Minderleistung des AxeFx führen.
Immer wieder wird da vorschnell die Leistung des AxeFx als Grund dafür genannt, dass man einen bestimmten Amp-Sound mit dem Gerät nicht realisieren kann.
Verglichen mit/gemessen an einem entsprechenden realen Pendant.
Wenn man dann verfolgt, welche Vergleiche resp. Tests durchgeführt werden, wird einem häufig recht schnell bewusst, dass das Verständnis für die jeweilige
Entstehung der zu vergleichenden Signale teilweise oder gänzlich fehlt.
Dies hat allerdings keinerlei Bezug zu dem AxeFest-Test, der hier vor Kurzem durchgeführt wurde.
Da war ich nicht dabei und enthalte mich da jeglicher Bewertung.
Eigentlich wollte ich das mal als kleinen Exkurs für diejenigen schreiben, die sich mit der Logik hinter dem ganzen Komplex Modeling etwas schwerer tun.
Nun haste schon auf einige Punkte hingewiesen und jetzt ist es auch mir etwas zu spät für einen langen Beitrag.
Auf einige technische Belange hat Paco in seinen Beiträgen, die ich gerade mal nachgelesen habe, in der Tat ja auch schon verwiesen.
Aber in Kürze nur mal meine Gedanken dazu angerissen;
Das AxeFx stellt aus sich selbst heraus ein Signal an seinem Ausgang zur Verfügung, welches aus den Komponenten
- virtueller Amp, simuliert das Verhalten eines Gitarrenverstärkers
- virtuelle Box (Cab, Grundlage ist eine Impulsantwort, die mittels einer Mikrofonaufnahme generiert wurde)
besteht.
Lässt man unberücksichtigt, dass zur Erzeugung der IR ein DIRAC-Impuls
mittels eines Verstärkers an die betreffende Box gegeben wird
(da man diesen klangfärbenden Amp-Anteil aus der IR herausrechnet bzw. rechnen kann), haben wir es im Ergebnis mit einem
mikrofonierten Amp-Box-Signal zu tun, da der Mikrofonanteil aus der IR nicht herausgerechnet wird (sofern dies überhaupt möglich wäre).
Dies belegt nebenbei ja auch die Klangveränderung des Signalergebnisses des Modelingprozesses,
wenn man zwischen den mit unterschiedlichen Mikrofonen "geschossenen" Cabs wechselt.
Dieses Signal am AxeFx-Ausgang kann ich nun unterschiedlich nutzen.
Wichtig ist aber zu beachten, dass man es mit einem fertig mikrofonierten Signal zu tun hat, welches zur Verstärkung idealerweise
absolut klangneutral (also linear) ausschließlich verstärkt wird.
Dies kann, wenn man Sonderlösungen (echte Gitarrenboxen, Röhrenamps etc.), die dem Modelingprinzip zunächst einmal nicht gerecht werden,
beiseite lässt, ein FRFR-System oder eine PA sein.
Die PA würde die (von Paco bereits beschriebene) Variante für die Großraumbeschallung darstellen, die FRFR-Variante wäre für die direkte Nutzung
des verstärkten und virtuellen Amp-Cab-Mikrofon-Signals gedacht.
Und nun wird es interessant und fehlerträchtig.
Wenn ich
Vergleiche mit einem echten Amp-Cab-System (Combo oder Head/Box) anstellen möchte, gibt es 2 Möglichkeiten.
- Die PA-Variante AxeFx >> FOH (Amp/Cab-Modeling On) muss man vergleichen mit einem realen Amp, der möglichst dem gemodelten entspricht,
einer angeschlossenen realen Box, die möglichst in Bauform und Speakerausstattung der Cab-Sim entspricht, hier wäre natürlich eine IR von der
verwendeten realen Box ideal,
und einer Mikrofonierung dieses Echt-Systems mit dem gleichen Mike-Typ, mit dem die IR "geschossen" wurde.
Hierbei sollte die Mikrofonposition vor der Box ebenfalls möglichst nahe an die Position kommen, die bei der Erstellung der IR verwendet wurde.
Das Mikrofon geht dann ebenfalls in's FOH.
Dann hätte ich
nahezu seriös vergleichbare Bedingungen.
Nahezu, weil sich idR. u.a. der Raum/die Bühne, in/auf dem/der sich die Box befindet von den Örtlichkeiten der IR-Erstellung unterscheiden wird.
Reflektion/Absorption etc. haben hier insofern u.a. ihren verfälschenden Einfluss auf den Sound des Echtsystems.
- Die FRFR-Variante, die ja für viele der Leute hier am ehesten in Frage kommt, ist mit Fallstricken gepflastert.
Seinen Amp mit Box resp. Combo neben die FRFR-Monitore oder den Monitor zu stellen und erwarten, dass man mit diesem Szenario eine
objektive (vergleichende) Beurteilung der AxeFx-Fähigkeiten realisieren kann, ist wahrscheinlich der am meisten gemachte Denkfehler in diesem Bereich.
Dies würde nämlich voraussetzen, dass mein Gehör und mein Gehirn in der Lage sind,
ersatzweise die Mikrofonierung des Echtsystems,
welches zum Vergleich vor mir steht, zu realisieren.
Denn, das FRFR-System stellt mir ja ein lediglich neutral verstärktes
mikrofoniertes Amp-Boxen-Signal zur Verfügung.
Meinen Amp mit Box oder meinen Combo höre ich diesem Szenario aber
nicht mikrofoniert ab, sondern direkt von der Box in's Ohr.
Um einen einigermaßen seriösen Vergleich über die Leistungsfähigkeit des AxeFx im Hinblick auf die originalgetreue Wiedergabe einer Amp/Cab-Kombi
(oder Combo) anstellen zu können, müsste mein Echtsystem in einem schallisolierten Raum mit dem gleichen Mikrofon und der gleichen Mikrofonposition
abgenommen werden, wie bei der Erstellung der IR des im AxeFx verwendeten Cabs.
Dieses Signal müsste dann ebenfalls (zum vergleichen mit dem virtuellen Ergebnis AxeFx+FRFR) von dem für's AxeFx verwendeten FRFR-System
verstärkt werden.
Hier kommt dann ein weitere Knackpunkt;
Ich gehe mal davon aus, dass die meisten FRFR-Monitore keinen Mikrofonvorverstärker implementiert haben.
Es bedürfte also ggf. einer Mikrofonvorverstärkung, die im ungünstigen Fall eine mehr oder minder große klangfärbende Wirkung verursacht.
Ideal wäre hier natürlich auch eine lineare Verstärkung.
Bei der erstgenannten (Äpfel mit Birnen-)Variante FRFR neben Echtsystem wird das FRFR-System im Vergleich wahrscheinlich in der Mehrzahl der Fälle schlechter abschneiden.
Die unmittelbare Wirkung des Echtsystems ist ja aus den von Paco bereits angerissenen Gründen mit einem FRFR-System garnicht seriös vergleichbar.
Um nicht missverstanden zu werden; Die Erläuterungen sollen niemanden davon abhalten, ein FRFR-System solange zu tweaken, bis man möglichst nahe
an das parallele Echtsystem herankommt!
Die genannten Möglichkeiten der Mikrofonierung des Echtsystems im schalldichten Raum stehen der Mehrzahl der User wohl nicht ohne Weiteres zur Verfügung.
Was ebenfalls von Vielen in diesem Zusammenhang gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass auch ein noch so gutes, ggf. perfektes FRFR-System
immer, wie jeder Schallübertrager, von den akustisch-physikalischen Umgebungsbedingungen abhängig ist.
Position und Ausrichtung/Lage des Monitors/der Monitore unterliegen den gleichen problembehafteten Faktoren wie Reflektion/Absorption etc., wie alle anderen
schallübertragenden Systeme auch.
Dies einfach mal auf die Schnelle für diejenigen, die nicht so tief in dem Thema drinne stecken, wie einige, die in diesem Thread die Vorzüge/Nachteile der
Q12a diskutieren.
Nacht zusammen, oder besser guten Morgen allerseits!