D
Deleted member 1155
Guest
Grundsätzlich finde ich das ja immer so eine Sache, diese Mythen und Legenden. Sie sind da, es gibt namhafte Anbieter, die einem das Silberne und das Goldene vom Himmel herunterbeten, wenn man bei einem Amp einen anderen Ausgangsübertrager, andere Kondensatoren, andere Röhren etc. verbaut, einen besseren - meist irgendwelche Fatstack, je grösser desto besser. Das führt dann auch zu diesen immerschönen Missinterpretationen bei Musikern, wenn über Gear gesprochen wird. Als Klassiker gilt da ENGL - die verbauen viel zu kleine Ausgangsübertrager, heisst es da allgemein.
Aber eben, die Frage ist immer "wer" sowas sagt.....
Ein Kollege und befreundeter Amp-Techniker aus Deutschland bringt es in seinem Blog gut auf den Punkt was die ganze "Upgraderei" wirklich ausmacht. https://ritteramps.de/mercury-magnetics-trafos/ - er sagt auch gleich am Anfang, dass ihm wo möglich der eine oder andere die Kompetenzen absprechen würde, doch das tue ich bei ihm dafür nicht, ganz im Gegenteil
Zum Thema Kondensatoren kann ich etwas detaillierter aus dem Nähkästchen plaudern, da ich mich damit auch schon etwas länger beschäftige. Es gibt eine weitverbreitete Meinung dass Kondensatoren den Sound auch ausserhalb kapazitiver Unterschiede beeinflussen, allgemein gilt auch hier wieder - je teurer, desto besser oder alles alte Zeugs ist sowieso heilig und wer etwas anderes behauptet, der hat (wie immer) keine Ahnung.
Um es vorweg zu nehmen, es gibt tatsächlich Unterschiede......
Doch dazu ist eine Grundregel besonders wichtig - der Signalpegel muss gross und vor allem asymmetrisch sein, damit diese Unterschiede "gewichtig" werden. Kondensatoren unterscheiden sich auf Grund ihrer Bauweise und von ihrem Werkstoff - dem Dielektrikum. Bei den Abweichungen denkt man da in erster Linie an den äquivalenten Serienwiderstand (ESR) oder an die parasitäre Induktivität weniger bekannt ist aber, dass Kondensatoren Verzerrungen erzeugen und begünstigen. Diese Nichtlinearitäten bei Kondensatoren sind noch nicht wirklich gut dokumentiert, da die meisten Theoriebücher dazu von Idealsignalen - zb dem Sinus zur Berechnung des Wechselstromverhaltens ausgehen.
Wer schon mal etwas mit Elektronik experimentiert hatte, kennt vielleicht den Effekt. Ein aufgeladener Kondensator wird kurzgeschlossen (oder entladen), sobald man den dafür notwendigen linearen Verbraucher, in dem Fall ein Widerstand wegnimmt und die Spannung am Kondensator misst, fällt auf, dass sich dieser ohne angeschlossene Spannung wieder ein wenig auflädt. Diesen Effekt nennt man dielektrische Absorption - Kurzform DA . Diese dielektrische Absorption ist je grösser als auch die Dielekttrizitätskonstante des jeweiligen Kondensators ist, heisst bei Elkos ist der Effekt deutlicher als bei Folienkondensatoren zu beobachten - aber er tritt auch dort auf.....einfach viel geringer. Und da Musik eben kein Testsignal ist, ist das passierende Signal meist nicht Ideal sondern oft asymmetrisch, was die dielektrische Absorption dann genau dort zu einem Einfluss auf das Signal werden lässt. Diese Einflüsse treten vor allem bei Transienten, sprich der Einschwingzeit eines Signals zu Tage, wo die dielektrische Absorption bei Signalumpolung zu verzögerten Stromfluss führt. Bedeutet: Das Signal wird "weicher" empfunden.
Nun lässt sich ganz einfach sagen - je höher die Signalspannung desto stärker tritt auch der Effekt zu Tage. Besondern Einfluss gewinnt die dielektrische Absorption (DA) in Klangregelstufen, da das Signal dort viel stärker umgepolt wird als als Koppelkondensatoren zwischen Verstärkerstufen.
Auf das Dielektrikum der verschiedenen Bauteile für Röhrenverstärker angewendet, bedeutet das - Werkstoffe wie Polyester haben eine höhere DA als zb. Polycarbonat oder Polystyrol. Polypropylen haben sehr geringe DA Werte, am wenigsten DA gibt's bei Teflon.
Keramikkondensatoren gehören in eine eigene Kategorie - sie haben sehr hohe DA Werte und sind gleichzeitig auch noch extrem temperatur- und spannungsabhängig. Liegt an Keramischen Kondensatoren eine DC Spannung einseitig an, kann das wechselstrommässig deren kapazitiven Einfluss vollkommen verändern. Ich könnte auch da ins Detail gehen, bringt aber niemandem was.
Wieso das alles? Wer nun denkt - gut wir nehmen da ein paar Bauteile und bauen einen gut klingenden Amp, der vergisst oft, dass es nicht nur auf einzelne Komponenten, sondern auf alles zusammen ankommt, ob ein Verstärker klingt oder nicht. Wir wissen nun - es braucht hohe Signalspannungen um die DA geltend zu machen, folgerichtig bringen all diese Voodoo-Gitarrenkondensatoren rein über haupt nichts, höchstens dass deren angegebene Werte vermutlich um bis zu 30% gegen oben und unten streuen, was den "Sound" anderweitig ausmachen kann. Doch das Internet ist voll von Voodoo und Urban Myths (bis sich die Balken biegen)
Röhren haben (wie einige von Euch spätestens dank Cliff wissen) keinen Sound, diese Soundunterschiede wird durch die Beschaltung, durch die Röhrenparameter mit Einfluss auf den Stromfluss und logischerweise somit auch auf deren Arbeitspunkt, bestummen. Viele Hersteller haben einfach übernommen was die Legende sagt, Englischer Sound sei EL34 und EL84 und amerikanisch sei 6V6 und 6L6 (5881) - doch auch das ist erwiesenermassen Humbug.
Am Ende des Tages bleibt dann oft nur noch das Hören - aber auch hier ist wichtig zu wissen , es ist "subjektiv"......objektivität beim Hören gibt es nur, wenn man wirklich "tiefer gräbt" - und das tun effektiv die wenigsten......
Gruss vom notorischen Dummschwätzer, der von Amps ja eh keine Ahnung hat....
P
Aber eben, die Frage ist immer "wer" sowas sagt.....
Ein Kollege und befreundeter Amp-Techniker aus Deutschland bringt es in seinem Blog gut auf den Punkt was die ganze "Upgraderei" wirklich ausmacht. https://ritteramps.de/mercury-magnetics-trafos/ - er sagt auch gleich am Anfang, dass ihm wo möglich der eine oder andere die Kompetenzen absprechen würde, doch das tue ich bei ihm dafür nicht, ganz im Gegenteil
Zum Thema Kondensatoren kann ich etwas detaillierter aus dem Nähkästchen plaudern, da ich mich damit auch schon etwas länger beschäftige. Es gibt eine weitverbreitete Meinung dass Kondensatoren den Sound auch ausserhalb kapazitiver Unterschiede beeinflussen, allgemein gilt auch hier wieder - je teurer, desto besser oder alles alte Zeugs ist sowieso heilig und wer etwas anderes behauptet, der hat (wie immer) keine Ahnung.
Um es vorweg zu nehmen, es gibt tatsächlich Unterschiede......
Doch dazu ist eine Grundregel besonders wichtig - der Signalpegel muss gross und vor allem asymmetrisch sein, damit diese Unterschiede "gewichtig" werden. Kondensatoren unterscheiden sich auf Grund ihrer Bauweise und von ihrem Werkstoff - dem Dielektrikum. Bei den Abweichungen denkt man da in erster Linie an den äquivalenten Serienwiderstand (ESR) oder an die parasitäre Induktivität weniger bekannt ist aber, dass Kondensatoren Verzerrungen erzeugen und begünstigen. Diese Nichtlinearitäten bei Kondensatoren sind noch nicht wirklich gut dokumentiert, da die meisten Theoriebücher dazu von Idealsignalen - zb dem Sinus zur Berechnung des Wechselstromverhaltens ausgehen.
Wer schon mal etwas mit Elektronik experimentiert hatte, kennt vielleicht den Effekt. Ein aufgeladener Kondensator wird kurzgeschlossen (oder entladen), sobald man den dafür notwendigen linearen Verbraucher, in dem Fall ein Widerstand wegnimmt und die Spannung am Kondensator misst, fällt auf, dass sich dieser ohne angeschlossene Spannung wieder ein wenig auflädt. Diesen Effekt nennt man dielektrische Absorption - Kurzform DA . Diese dielektrische Absorption ist je grösser als auch die Dielekttrizitätskonstante des jeweiligen Kondensators ist, heisst bei Elkos ist der Effekt deutlicher als bei Folienkondensatoren zu beobachten - aber er tritt auch dort auf.....einfach viel geringer. Und da Musik eben kein Testsignal ist, ist das passierende Signal meist nicht Ideal sondern oft asymmetrisch, was die dielektrische Absorption dann genau dort zu einem Einfluss auf das Signal werden lässt. Diese Einflüsse treten vor allem bei Transienten, sprich der Einschwingzeit eines Signals zu Tage, wo die dielektrische Absorption bei Signalumpolung zu verzögerten Stromfluss führt. Bedeutet: Das Signal wird "weicher" empfunden.
Nun lässt sich ganz einfach sagen - je höher die Signalspannung desto stärker tritt auch der Effekt zu Tage. Besondern Einfluss gewinnt die dielektrische Absorption (DA) in Klangregelstufen, da das Signal dort viel stärker umgepolt wird als als Koppelkondensatoren zwischen Verstärkerstufen.
Auf das Dielektrikum der verschiedenen Bauteile für Röhrenverstärker angewendet, bedeutet das - Werkstoffe wie Polyester haben eine höhere DA als zb. Polycarbonat oder Polystyrol. Polypropylen haben sehr geringe DA Werte, am wenigsten DA gibt's bei Teflon.
Keramikkondensatoren gehören in eine eigene Kategorie - sie haben sehr hohe DA Werte und sind gleichzeitig auch noch extrem temperatur- und spannungsabhängig. Liegt an Keramischen Kondensatoren eine DC Spannung einseitig an, kann das wechselstrommässig deren kapazitiven Einfluss vollkommen verändern. Ich könnte auch da ins Detail gehen, bringt aber niemandem was.
Wieso das alles? Wer nun denkt - gut wir nehmen da ein paar Bauteile und bauen einen gut klingenden Amp, der vergisst oft, dass es nicht nur auf einzelne Komponenten, sondern auf alles zusammen ankommt, ob ein Verstärker klingt oder nicht. Wir wissen nun - es braucht hohe Signalspannungen um die DA geltend zu machen, folgerichtig bringen all diese Voodoo-Gitarrenkondensatoren rein über haupt nichts, höchstens dass deren angegebene Werte vermutlich um bis zu 30% gegen oben und unten streuen, was den "Sound" anderweitig ausmachen kann. Doch das Internet ist voll von Voodoo und Urban Myths (bis sich die Balken biegen)
Röhren haben (wie einige von Euch spätestens dank Cliff wissen) keinen Sound, diese Soundunterschiede wird durch die Beschaltung, durch die Röhrenparameter mit Einfluss auf den Stromfluss und logischerweise somit auch auf deren Arbeitspunkt, bestummen. Viele Hersteller haben einfach übernommen was die Legende sagt, Englischer Sound sei EL34 und EL84 und amerikanisch sei 6V6 und 6L6 (5881) - doch auch das ist erwiesenermassen Humbug.
Am Ende des Tages bleibt dann oft nur noch das Hören - aber auch hier ist wichtig zu wissen , es ist "subjektiv"......objektivität beim Hören gibt es nur, wenn man wirklich "tiefer gräbt" - und das tun effektiv die wenigsten......
Gruss vom notorischen Dummschwätzer, der von Amps ja eh keine Ahnung hat....
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