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Diese freie Übersetzung Friedliebs aus einem Review des Axe-Fx Standard würde ich gerne als Ansatz nehmen, um vielleicht mal einen eher philosophischen Aspekt des Axe-Fx zu diskutieren:"Ich kenne einige Spieler, die einen Sound wollen und ihn genau getroffen haben. Sie stöpseln ihre Vintage Strat in einen 68er 50 Watt Marshall und das ist es dann
Die Beschränktheit der Freiheit. Oder: Freiheit durch Beschränkung?!
Schaue ich mir "Heroes" des Gitarristenkosmos an, noch genauer deren "Sound", so fällt mir eines auf: Die Beschränktheit deren Equipments. Gerade in den Anfangstagen des Rock`n Roll wurden Meilensteine in Sachen Sound gesetzt: Carlos Santana, Jimi Hendrix, Jimmy Page, Angus Young, usw. Alle diese Größen haben ihren ganz eigenen, uniquen (und mitunter bewunderten) Sound gefunden. Das interessante daran ist: Die Equipment-Auswahl war zu deren Hochzeiten extrem beschränkt. Zumindest im Vergleich zu dem, was heute auf dem markt angeboten wird. Die konnten wählen zwischen `nem Marshall, `nem Fender oder `nem Vox. Dann konnten sie vielleicht noch `nen Tubescreamer davor schalten, oder ein Fuzz. Und damit haben sie "Ihren" (großen) Sound gefunden. Fertig.
Ich wage also zu behaupten, dass die Beschränktheit eines soundformenden Equipment-Angebotes den Ton und die Expressionsmöglichkeiten dieser Leute mit geformt und geprägt hat.
Kurzum: Die haben genommen, was da war und es mit Ihrem Willen, Ihrer Vorstellungskraft und Ihren Fingern zu dem geformt, zu dem sie es gemacht haben: "Ihren" Sound!
Schaue ich mir heute einen (Soundexperimentisten) wie Pat Metheny an, so stelle ich fest: Auch dieser scheint sich freiwillig eines bestimmten Arsenals an Equipment, dass er offensichtlich nicht merklich ausweitet, verschrieben zu haben: Jazzgitarre, Roland GR-300 Gitarrensynthesizer (irgendwas rund um 1980?) und der erste kommerzielle Sampler der Musikgeschichte. Der Fairlight.
Bei Mike Stern nicht anders….
Alle diese Leute (und es gäbe unzählig weitere zu nennen) beschränken sich also freiwillig oder unfreiwillig und gelangen so zu ihrem unverwechselbaren Ton.
Ich finde das höchst interessant. Gerade weil ein Gerät, wie das Axe-Fx genau das Gegenteil symbolisiert: Keine Beschränkung, totale Freiheit. Nur: Werden dadurch die Sounds besser? Kommt man leichter und schneller zu Ergebnissen, mit denen man glücklich wird? Oder ist man gehetzt und psychisch immer unter Druck, ständig sich selbst zu hinterfragen: Ist es das jetzt? Könnte man nicht vielleicht noch dies und das ausprobieren, an diesem oder jenen Parameter rumschrauben, die CAB IR Nr. 10000023 ausprobieren?
Wie geht man also mit dieser totalen Freiheit, diesen unendlichen Möglichkeiten um, die das Axe-Fx bietet?
Ja, ich behaupte: Das Axe-Fx kann schnell zu einer Falle werden. Einer Falle der ewigen Unzufriedenheit, der ewigen Suche, der ewigen Tweakerei. Bis man entnervt und enttäuscht das Gerät zur Seite stellt, es auf ebay verschachert und man sich wundert, dass dieser beschränkte Einkanäler an einer 4x12er Box einen plötzlich so glücklich macht... bis zu dem Punkt, wo man denkt: Ach, aber könnte ich jetzt noch ….
Und genau hier setzt wieder ein interessanter Gedanke ein: "Ach, aber könnte ich jetzt noch…." impliziert, das man ein festes Ziel, ein Ergebnis vor Augen hat, dass man realisieren möchte.
Und das ist vielleicht eine Möglichkeit, die unendliche Freiheit des Axe-Fx sinnvoll für sich nutzbar zu machen:
Diese Freiheit schlicht zu ignorieren! Aber jederzeit darauf zurückgreifen können, wenn die eigene Vorstellungskraft formuliert:
"Ach könnte ich jetzt noch,…." Denn ich vermute mal, in 95% aller Fälle kann man dann als Axe-Fx Nutzer sagen: " Wie cool, ich kann ja ….".
In den Sozialwissenschaften kursiert der Satz "Keine Freiheit durch Grenzen". Ich glaube, an dem ist was dran. Und das Axe-Fx fordert von seinen Besitzern, diese Grenzen selber zu setzen, das Gerät nimmt einem diese Aufgabe nicht ab.
Oder wie seht ihr das?
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