huii....krass! Da hast Du Dir aber ein paar sehr schlechte IRs für Deinen Friedman ausgesucht.
Ja, die 4 (Daxweiler AC30 TLM103) war eine fiese Wahl, gebe ich zu
1 war eine UltraRes von einem Zilla Cabinet mit JCM800 Power Amp geschossen (mir privat gegebene IR, will ich daher nicht einfach hergeben, müsste der User (mDaniel) schon selber tun ). Die finde ich klasse für Marshall-Kram. Genau mein Ding. 6 und 7 sind OH MAR SB75 und RB121, da wollte ich euch auch etwas verwirren, weil ich die SB75 für sehr höhenlastig empfinde, die RB121 für unbrauchbar bassig.
2 und 9 sind PEQs mit zugemischter Phasenauslöschung / Kammfiltern, erwirkt durch einen paralell gesetzten Delay Block, bei dem ich ca. 30% das Signal mit einer bzw. 2ms (Feedback 0) zugemischt habe. was mir nämlich aufgefallen ist: Mit dem PEQ klingt das Signal immer Ultra-direkt. IRs dagegen im Vergleich haben immer so was drin, was ich mal falsch als "diffusion" oder "verschleiernd" umschreiben will. Und genau dieses Empfinden konnte ich durch die Phasenschweinereien mit dem Delay Block etwas nachbauen. Das ist aber genau das, was mich bei vielen IRs am meisten stört. Schaut man sich plots von Cab-IRs an, dann haben die ja immer viele schmalbandige Zacken. Und die rühren genau von solchen Phasenauslöschungen her (Kammfiltereffekt). Ich nehme mal an, verursacht durch Raum, Cabinetresonanzen, eventuell Interaktion Lautsprechermembrane, Mikrokapsel, etc... Genau dieses Phänomen ist mit einem PEQ natürlich nicht nachzustellen, dafür hat er zu wenige Bänder. Die Frage ist nur: Sind die immer erwünscht? Clark Kent spricht ja immer von "balanced IRs" und schaut sich seine Micro-Positionen immer im Analyzer an, wo er versucht, "saubere" Kurven mit möglichst wenig Kammfiltereffekten zu finden. Wenn aber NUR das der letzte Weisheits Stein wäre, dann müsste er direkt zu EQ Filtern greifen ... die machen die "saubersten" Kurven... allerdings halt maximal 5 bei einem fünfbandigen PEQ, wie wir ihn im Axe-Fx vorfinden.
Schaut man sich hingegen plots von Gitarrenlautsprechern an, sind die Kurven wesentlich "sauberer", als resultierende IRs festhalten, die mit diesen Lautsprechern verbaut in einer Box und in einem Raum mit Mikro gemessen werden.
Meine persönliche Erfahrung ist: Mit einer beliebigen Speaker-Emulation (sei es analoge Hardware oder PEQ) klingen diverse Amp-Sims auf Anhieb meistens "besser". "Besser" im Sinne von "funktionaler": Man haut die Speaker Emulation hinten dran und es klingt erstmal. Mit IRs ist das eben nicht automatisch auch so. Eine (in gewissem Masse) Algmeingültigkeit, dass eine IR immer erstmal "grob funktioniert", also "DIE GOLDENE IR" habe ich noch nicht gefunden. Weder die vielzitierte (alte HiRes) BasketweaveTV, noch die neue (auf IR reference basierende) Rola Mix und (sorry) schon gar nicht Clark Kents Wunderformel - dem Mix seiner beiden CP7 IRs, die in der aktuellen 17.03 FW Einzug gehlaten haben und gemeinsam alle 4 Speaker mit 4 verschiedenen MICs repräsentiert und laut seiner Aussage der gipfel der "perfekt balancierten" IR darstellen soll, die immer und überall funktioniert. Für mich klingt die Kombination wenig überzeugend.
FAZIT: Realistischer sind naturgemäß natürlich IRs, bilden sie schliesslich die gemessene Wirklichkeit ab. Eine Garantie, das das dann auch immer subjektiv besser klingt, oder besser funktioniert (Band/Mix) als eine analoge Speaker Emulation .... muss jeder für sich selber entscheiden. Von der Flexibilität der Anpassbarkeit gewinnt aber der PEQ-Block gegenüber der IR.
Das ist so ein bisschen wie "Faltungshall" vs. "Algorithmischer Hall". Der eine klingt "echter", bietet aber wenig Parameter zum anpassen, der andere ist "gerechnet", bietet dafür aber vollen Zugriff auf viele Parameter zur individuellen Anpassbarkeit. Und was macht der Tontechniker? Der nutzt die Technologie, die sich für den anstehenden Job gerade besser eignet. So werde ich das in Zukunft auch halten. Der PEQ bleibt eine valide Alternative neben der IR. Für mich.
Eine ganz andere Überlegung: was würde denn eigentlich passieren, wenn ich jetzt die frequency response eines Celestion mit dem PEQ nachstelle und die dann in einem realen Raum über eine reale Box (nämlich die FRFR Box) abfeuere? Würde da nicht eben genau die selben Kammfiltereffekte live im Raum erzeugt, die ich ansonsten bei geladener IR schon mit abspiele, also eigentlich doppelt abspiele?! Als Metapher: Hinsichtlich Authentizität einer IR, soll ja auch vermieden werden, dass in Ihr schon Amp-Einflüsse festgehalten sind, da diese ansosnten auch quasi verdoppelt würden unter Nutzung der PowerAmp Simulation im Axe.
Was wäre also, gäbe es einen Lautsprecher, der frei in der Luft hängend neutral wäre. Und würde anhand von Filtern sein Frequenzverhalten auf diverse Gitarrenlautsprecher trimmen? Würde ich diesen (in ein gutes) Gitarrencabinet verbauen und mit unterschiedlichen Frequenzkurven von Gitarrenlautsprechern befeuern, wäre das nicht ähnlich, wie eben jenes Cabinet-Gehäuse mit eben diesen realen Gitarrnelautsprechern zu bestücken?
Also anstatt FRFR (die ganze Box ist neutral) und IR (
mikrofonierter Sound einer Box) also ein normales Gitarrencabinet mit neutralem Lausprecher und Filternachstellungen echter Gitarrenlautsprecher...
Ich persönlich würde mir Sounds, die zwischen IR und PEQ liegen, basteln. Ich glaube die "widerlichen" Höhen werden ein Stück weit - gerade im Bandgefüge - benötigt (wenn auch möglicherweise nicht ganz so scharf)
Ich denke aber auch, dass das mein ganz pesönliches Hörempfinden/Wunschsound ist. Bei vielen Presets klingt's für mich zu "dumpf".
Wenn das deine persönliche Meinung ist empfehle ich dringend, mal so einen PEQ-Block selber zu tweaken. Das "zwischen PEQ und IR" kann vielleicht auch nur mit dem PEQ erreicht werden. Oder: PEQ parallel zur IR - dann haste die Mische