Genau den Punkt "Psychoakustik/Erwartungshaltung" versuche zb. zu vermeiden, indem ich zb. ein File hernehme, das ich mit einer vorherigen FW aufgenommen habe, um dann auf die selbe Spur in Studio One aufzunehmen. So kann ich dann beim Playback immer zwischen den beiden Versionen switchen. Dabei ist mir persönlich eben aufgefallen, daß zwischen FW16.00 und FW16.02 ein Unterschied ist, eben, daß die Hochmitten nicht mehr so "honky" sind. Ist aber nicht ein Unterschied wie Tag und Nacht, das fällt eher unter "Geschmack".
Also; Dazu zwei Anmerkungen.
Die allgemeine, meinen vorherigen Beitrag betreffend, zuletzt.
Erstmal Deine Strategie.
Für den Anfang schon nicht schlecht; aber weit entfernt vom Ziel objektiver Beurteilung. ;-)
Wechseln wir mal wieder die Disziplin; Thema Medikamentenforschung.
Im Kontext hiermit werden ja u.a jede Menge Studien betrieben.
Neben Studien zur Verträglichkeit zBsp. auch Studien zur Wirksamkeit.
Hierzu führt man u.a. Placebo-Studien durch.
Werden die meisten hier ja kennen bzw. schonmal von gehört haben.
Diese Studien werden, um sie objektivierbar machen zu können, nach dem Doppel-Blind-Verfahren durchgeführt.
Dies bedeutet:
- Keiner der Probanden weiß, ob er ein Placebo oder das echte Medikament verabreicht bekommt.
- Keiner der verabreichenden Mediziner weiß, ob er gerade einem Probanden ein Placebo oder das echte Medikament verabreicht.
Die Ampullen/Behälter tragen zBsp. zufällig vergebene 10-stellige Nummern, die keine Rückschlüsse auf den Inhalts-Typ zulassen.
Wird ein Medikament verabreicht, entnimmt man einer Ampulle oder einem Behälter eine Hälfte eines Doppeletiketts
und klebt es auf die Akte des Probanden.
Diejenigen, die dies alles später auswerten, können somit einem Probanden zuordnen, welche Substanz ihm verabreicht wurde.
Nun ein analoges Szenario für Deinen Vergleich.
1. Du legt, ohne die Spuren anzuhören!, zBsp. mit einem Reamping-Track 2 Spuren mit 2 unterschiedlichen Firmwareversionen an.
Hast Du ja bereits gemacht.
2. Dein Drummer geht nun ohne Dein Beisein her und würfelt 2-mal.
Der erste Wurf entscheidet darüber, ob er die beiden Spuren vertauscht.
Die Zahl bestimmt die Anzahl der Vertauschungen.
1, 3, 5 bedeutet also Position tauschen;
2, 4, 6 bedeutet, sie behalten ihre aktuelle Position.
Der zweite Wurf entscheidet darüber, welche Nummer (Umbenennung!) die obere Spur bekommt.
1, 3, 5 > obere Spur bekommt die neue Bezeichnung 1;
2, 4, 6 > obere Spur bekommt die neue Bezeichnung 2;
Vor dem Umbenennen muss er sich natürlich notieren, welcher Firmware-Spur er welche Nummer gegeben hat ;-)
Also zur Sicherheit mit einer Kopie des Projekt arbeiten.
Nun kommt Deine Bassistin in's Spiel.
Die war zuvor ebenfalls nicht dabei, weiß also nicht, welche Spur-Nummer welcher Firmware-Spur zugeordnet ist.
Die macht sich nun eine Spalte mit sagen wir 10 Spurnummern.
Die ersten 5 würfelt sie aus.
1, 3, 5 > Spur 1
2, 4, 6 > Spur 2
Die restlichen nach Geschmack.
Es kann auch nicht schaden, die selbe Spur 2-mal, vielleicht sogar 3-mal hintereinander laufen zu lassen.
Wenn der Track nicht zu lang ist, kann sie nun, während Du mit Kopfhörer und Rücken zum Monitor im Sessel sitzt,
nacheinander die Spuren ablaufen lassen.
Die Pause nach einem jeweiligen Ende signalisiert Dir, dass eine Spur abgespielt wurde.
Du kannst nun ggf. kommentieren und sie notiert sich zu der betreffenden aktuellen Spur Deinen Kommentar.
Wenn ihr durch seid, klärt Dein Drummer euch auf, welche Spur welcher Firmware entspricht.
Dann hast Du einen objektiven Höreindruck (der Dich möglicherweise in der einen oder anderen Form überraschen könnte).
Hört sich vielleicht ein wenig aufwändig an, ist es aber eigentlich nicht.
Den Spieltest für's Spielgefühl bspw. müsste man ähnlich durchführen.
Du spielst blind, ohne zu wissen, welches Preset/welche Firmware ein/e Kollege/in ausgewählt hat.
Das ist aber, ehrlich gesagt, nur mit 2 Geräten sinnvoll praktikabel.
Zum vorhergehenden Beitrag noch folgendes ergänzend.
Es muss natürlich nicht so sein, dass man eine Erwartungshaltung entwickelt, die darauf ausgerichtet ist,
dass eine neue Firmware auch mit einer Verbesserung einhergeht.
Man würde in dem Fall dann unterbewusst nach dem Tick besseren Sounds suchen, bis man meint, ihn gefunden zu haben.
Es kann genauso sein, dass man mit der aktuellen FW so einen zufriedenstellenden Sound gefunden hat, dass man
unterschwellig die Haltung entwickelt, die neue FW-Version kann, zumindest in einem ersten Entwicklungsstadium,
nicht wirklich besser sein resp. klingen.
Dies führt dann u.U. bspw. dazu, dass man solange nach dem Haar in der Suppe "neue FW" sucht, bis man die
(vermeintlichen) Schwächen gefunden hat.
Und um diese Thematik noch ein wenig komplexer zu machen…
Ich habe, in Anlehnung an das 4-Ohren-Prinzip Friedemann Schulz von Thuns (einige werden es ja kennen),
vor einiger Zeit ein 2-Ohren-Prinzip entwickelt.
Statt der 4 Teil-Botschaften einer Nachricht in der Kommunikationpsychologie, Sachebene, Beziehungsebene,
Selbstoffenbarungsebene und Appelebene gibt es für die Wahrnehmung von Musik und Klängen 2 Botschaften/Ohren
einer Nachricht:
- das analytische (logisch-rational-fokussierte) Ohr
- das natürliche (emotions-fokussierte) Ohr
Beide sind ebenfalls ständig aktiv und werden, je nach unserer Verfassung, unterschiedlich stark präferiert bzw. gewichtet.
Keines ist niemals vollständig deaktiviert.
Diese Idee hat sich mal daraus entwickelt, dass ich mit einem Musikerkollegen und bestem Freund aus Gymnasialzeiten
in den 1970igern Musik gezielt begonnen habe, analysierend zu hören.
Genesis, Nektar, Pink Floyd, Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin und viele andere.
Später kam bei mir dann noch die Klassik dazu.
Irgendwann ist mir dann mal aufgefallen, dass man sich regelrecht konditionieren kann, einer Art des Hörens
den Vorzug zu geben.
Mit der Zeit führte die Beschäftigung mit dieser Thematik dazu, dass ich immer wieder, bis heute, die Erfahrung mache,
dass das "analytische Ohr" zu seltsamen Phänomenen führt;
Selbst wenn ich ganz entspannt Musik höre und mich einfach in die Musik "fallen lasse",
entgeht mir keine Abweichung von der Erwartung einer Harmonischen Umsetzung.
Harmonisch im Sinne von passend zu einer beliebigen Skala oder stilistischen Ausprägung (Jazz, Free Jazz…)
Kein Verspieler in der Harmonik, Melodik, Rhythmik und Metrik, der nicht sofort zu einer, wortwörtlich spürbaren,
Reaktion bei mir führt.
Und was dann auch schonmal passiert;
Erst wenn ich bspw. eine CD oder eine Live-DVD komplett gehört habe und weiß,
ob sich und wo sich ggf. mal jemand verspielt hat, kann ich mir das Ding anschließend entspannt anhören.
Gleiches bei Live-Konzerten.
Mark Knopfler und Andy Powell (Wishbone Ash) habe ich unheimlich oft live gesehen.
Powell sogar persönlich kennengelernt.
Die beiden gehören zu den Gitarristen, die ihre Soli und ihre Songs immer ein wenig variieren über die Zeit.
Jeff Beck zBsp. gehört auch dazu.
Bei allen dreien habe ich es bei Live-Gigs schon erlebt, dass sie mal etwas daneben gegriffen haben.
Und es bereitete mir in der gleichen Zehntelsekunde jedesmal unterbewusste "Schmerzen".
Und danach vergeht eine ganze Zeit, während der ich der Musik "analytisch" lausche (und nicht wirklich entspannt zuhören kann);
in der unangenehmen Erwartung, da könnte noch ein Verspieler folgen…
Ich frage mich manchmal, wievielen Leuten es ähnlich oder genauso geht, wie mir?
Vielleicht hat ja jemand ähnlich Erfahrungen gemacht.
Ich denke nicht, dass ich da eine Ausnahmeerscheinung bin.
Sorry, nicht alles OnTopic und wieder mal recht lang geworden… ;-)