Vielleicht wäre in diesem Bereich ein wenig Pragmatismus und Gelassenheit der Königsweg.
1. In den letzten Jahrzehnten sind die Produktzyklen kontinuierlich immer kürzer geworden.
Dies bedeutet betriebswirtschaftlich betrachtet idR. mehr Umsätze in kürzere Zeit.
Im Bereich digitaler Endgeräte ist man im Schnitt aktuell bei ca. 12 Monaten.
Das wird in etwa auch die untere Grenze dessen sein, was man Kunden zumuten kann.
Zumuten will sagen, liegt man darunter, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden unzufrieden werden,
weil sie, kaum dass sie ein Gerät gekauft haben, bereits den Nachfolger oder ein MK I, II… vorgesetzt bekommen.
Das Gefühl, nicht lange genug gewartet zu haben (oder den richtigen Zeitpunkt verpasst zu haben) stellt sich ein.
Viele Unternehmen, dazu zählt bspw. auch Apple, haben dieses Problem erkannt und stellen diesem Effekt
ein kompensierendes Äquivalent gegenüber: Eine längere Versorgung mit Updates für Apps, Betriebssystemen und Firmware.
Hierdurch hat der Kunde ein deutlich geringer ausgeprägtes Gefühl, bereits nach kurzer Zeit ein "veraltetes" Gerät in Händen zu halten.
2. Kunden treffen Entscheidungen zu einem großen Teil affektiv, also emotional gesteuert.
Sie (bzw. wir alle) kaufen darüber hinaus
immer zu früh!
Denn die Nachfolge(generation) ist eine zuverlässige Gesetzmäßigkeit/Konstante.
Sind, wie zuvor beschrieben, die Zeitzyklen (
gefühlt) zu kurz, entsteht Frust und Unzufriedenheit.
Fehlt auch die, ebenfalls zuvor genannte, Kompensation, verstärkt sich dieser Effekt noch.
Dies alles kann/konnte man in der Vergangeheit bis heute sehr schön im US-Forum, aber auch hier, beobachten.
Insbesondere bei den älteren Generationen AX8, FX8 ff.
Besonders im US-Forum konnte man genau beobachten, wie empfindlich die Leute reagierten, wenn das AxeFx II,
oder XL/XL+ ein Update bekommen haben.
Nach meiner Auffassung hat FAS in der Vergangeheit in diesem Punkt Marketing-Fehler begangen und den einen
oder anderen Kunden dadurch auch verprellt oder mindestens zeitweilig frustriert.
Das Problem, welches FAS mittlerweile hat ist folgendes:
Je breiter die Produktpalette wird, desto mehr kommen die unter Punkt 1 genannten Faktoren zu tragen.
Hinzu kommt, dass, es wurde ja hier bereits auf den Umstand verwiesen, dass FAS eben kein Großunternehmen ist,
mit wachsender Produktpalette und somit automatisch zunehmender längerfristiger Firmwareaktualisierung FAS gezwungen
sein wird, mehr Menpower in die Firmwarepflege zu stecken.
Die aktuelle Geschichte mit den IRs, die nur unter Zuhilfenahme eines Speicherverwaltungstricks auch der MK I-Generation des IIIers
zugänglich gemacht werden kann, zeigt, dass FAS Fehler wiederholt ohne daraus zu lernen.
Neue Features in zu kurzer Zeit bei gleichzeitiger (mindestens subjektiv empfundener) Obsoleszens des Vorgängers MK I.
Das ggf. eine aktuellere Prozessorgeneration verbaut wird, würde ich da allerdings mal herausnehmen wollen.
Das ist vergleichbar mit den Displays der IIer-Serie, die irgendwann mal nicht mehr verfügbar waren und ersetzt werden mussten.
Was bedeutet das nun für uns als Kunden?
Hier greifen dann einfache Hilfsmittel der kognitiven Verhaltenstherapie:
1. Wir kaufen immer zu früh! Es ist also sinnlos, sich darüber zu ärgern.
2. Man sollte immer, nachdem der erste Frust oder Ärger verflogen ist, gedanklich und logisch rational überprüfen,
welchen Nachteil man objektiv gerade "erlitten" hat.
Ohne hier jetzt explizit auf den Modeller einzugehen, da die Bewertungen immer auch von persönlichen Bedarfen und Vorlieben
geprägt sind, nehme ich ein Beispiel aus dem Bereich Smartphone:
- Jede neue Gerätegeneration wird grundsätzlich
niemals alle möglichen und umsetzbaren neuen Features bekommen!
Grund: Der Hersteller würde sich damit der Option berauben, weitere Modelle, welche die Kunden erneut antriggern,
in einem überschaubaren Zeitraum mit weiteren Ergänzungen/Verbesserungen anzubieten.
Wir erhalten also, auch wenn wir nach 12 Monaten bereits wieder bereit sind, 800€ und mehr für ein neues Gerät auszugeben,
nicht endlich die "eierlegende Wollmilchsau"!
- Ein Beispiel als Stellvertreter für weitere Aspekte (über die jeder dann mal situativ nachdenken kann):
Die Kamera.
Sie hat nun 16 Megapixel statt aktueller 12 Megapixel.
Und sie hat nun ein Makroobjektiv.
Geil! Haben wollen!
Kann man immer gut gebrauchen!
Ich stelle mir dann eine einfache Frage:
Wieviele Fotos habe ich den letzten 24 Monaten mit meinem Smartphone gemacht?
Welche Art von Fotos waren das?
Bei mir sind es bspw. keine Landschaftsaufnahmen gewesen.
Ausnahmslos Aufnahmen mit einer Foto-Scanner-App; Kassenbelege für die Kontokontrolle am Mac,
Kopien von Behörden-/Amtsschreiben zum Zwecke der Prozessbearbeitung am Mac, Fotos von meinen
elektronischen Heizungverdunstern zur Kontrolle der Nebenkostenabrechnung am Mac,…
Benötige ich für xxx€ 16 Megapixel?
Benötige ich ein Makroobjektiv?
Antwort: nein!
Das ist jetzt sehr rudimentär dargestellt und kann natürlich noch viele weitere Aspekte im Hinblick auf Geräteausstattung
und persönliche Bedarfe umfassen.
Mir geht es eigentlich nur darum, aufzuzeigen, dass man die ganzen Emotionen, die hier aktuell zum Thema Neuerungen
geführt werden, sehr schnell herunterfahren oder abräumen kann.
Mir ist bewusst, dass dies kein Maßstab sein kann, aber ich habe gerade in den letzten Tagen wieder viel gespielt und
auch Presets gecheckt.
Auf meinem, nun hinlänglich beschriebenen Setup mit den Kernkomponenten AxeFx II MKII & H&K Tube Factor davor.
Und nach den ersten gespielten Tönen mit unterschiedlichen Gitarren und den zugehörigen Presets war sofort wieder
für mich klar:
Richtig geiler Sound, perfektes Ansprechverhalten des Gerätes, perfektes Ergebnis.
Das, was ich exakt so haben möchte.
Diskussionen über die Möglichkeit, die genannten Faktoren noch zu optimieren, erübrigen sich.
Dass sie möglich und ziemlich sicher in den aktuellen Geräten realisiert worden sind, ist mir klar.
Dazu reichen meine technischen Kenntnisse mehr als hinlänglich.
Hat es eine Relevanz? Nö!
Und um nicht falsch verstanden zu werden: Diskutiert, was das Zeug hält ;-)
Aber macht euch nicht bekloppt wegen IRs, die nun 3 Minuten lang sein können (oder so ähnlich)…
Hugh, ich habe gesprochen