E-Gitarre quo vadis???

Hamsworld

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Also die Bands, die ich so live sehe, haben weder den Drummer, noch den Bassisten durch Synthies resp. entsprechende Computer ersetzt.
Und im Studio kommen der Drummer und der Bassist immer noch vor dem Computer.

Natürlich haben die genannten Geräte auch ihren Raum im Musikbereich erobert.
Auch im Studio.
Aber dass die entsprechenden Musiker überflüssig geworden wären, könnte man jetzt nicht gerade feststellen.
Ist aber auch nicht zuletzt von der Art der Musik und dem Produktionskontext abhängig.

Was mein Verhältnis zum Instrument Gitarre betrifft verhält es sich so, dass ich schon differenzieren kann zwischen
meiner persönlichen Liebe zu Saiteninstrumenten und der wertfreien, sachlichen und neutralen Perspektive auf den Stellenwert
eines Instruments in der Gesellschaft (der Musiker und Zuhörer).
Das resultiert aus der schlichten Tatsache, dass ich mich als Person ja nicht durch meine Tätigkeit als Gitarrist definiere.
Mit anderen Worten;
Welchen Stellenwert und Verbreitungsgrad die Gitarre hat ist mir ziemlich egal ;-)
Hauptsache die Bands, deren Musik ich mag, haben reichlich davon an Bord ;-)

So hat jeder seine Perspektive, gelle.
:)
Ich wollte nur anmerken: Für uns hat die Gitarre einen emotionalen Stellenwert und symbolischen Gehalt, den Jüngere gar nicht mehr haben können, weil sie eben nicht mehr erlebt haben, wie mit Hilfe der Rockmusik gegen alte gesellschaftliche Strukturen protestiert wurde. Ich wollte Dir und niemandem absprechen, sachlich sein zu können.
Aber dieses Thema hat doch bei uns mit Erinnerungen, Träumen und sogar politischen Einstellungen zu tun. Da geht es bei vielen schon ein bisschen ans Eingemachte, wenn man so einen Artikel liest mit dem Tenor: Deine Leidenschaft wird von immer weniger Menschen geteilt, anerkannt und vielleicht sogar bewundert. Sie wird sogar schon belächelt, so wie Volksmusik und Schlager, wenn man sich nicht Gedanken über seine Musik und die Welt macht, die sich weiterdreht. Ich weiß aber auch nicht, ob ich das will.
Und hier ist das Ganze ja schon ein Thema.
Spannend sind in diesem Zusammenhang ja Phänomene wie geagete Gitarren, Zahnärzte mit 59 Les Pauls, die nicht spielen können und ausufernde Gitarrensammlungen (in Lagerhallen etc.!) Da geht es immer um viel mehr als nur Musik bei den E-Gitarren. Und das ändert sich langsam.
 

Heinzi

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Ich denke der Artikel zieht auch in erster Linie auf den Symbolgehalt der Gitarre ab - denn bei Live Shows siehst du natürlich bei Rihanna oder Beyonce auch immernoch Gitarristen rumrennen.
Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm, dass dieses Protestding vom Rock mal wegkommt - denn eigentlich war es das ja nur in den Köpfen der Rezipienten. Wieviele "Rocker" gibt es denn, die aus gutbürgerlichem Haus kamen und dann nach der ersten Platte Millionäre waren um danach gegen eine Gesellschaft zu protestieren, der sie den Ruhm und Recihtum letztendlich ja zu verdanken hat.
Protestmusik wird in dem Moment lächerlich, wo sie pekuniären Erfolg hat - das haben die Sex Pistols erkannt. Das Bild in den Köpfen wird halt allmählich geradegerückt und das ist ok so.
 

nwngnm

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Echt jetzt ? Für euch hat E-Gitarre spielen mit Rebellion oder gar Revolution zu tun ?
Das hat sich doch spätestens in den 70ern schon erledigt.
Ich bin ja schon ziemlich alt und für mich war das nie ein Thema.
Bei mir war das damals so - ich sah, daß bei den Schulfesten die Mädels immer bei den Bands standen.
Und da hab ich mir gedacht, wär nicht schlecht, wenn ich auch E-Gitarre spielen könnte.
Das mit dem Mädels rumkriegen, mittels in ner Band spielen, hat dann allerdings nur bedingt funktioniert.
Aber das ist ein anderes Thema.
Dann merkte man aber, daß das Musizieren an sich (in der Gruppe und allein) und im Speziellen, das Gitarre spielen, echt Spaß machte.
Und das ist auch heute noch so.
Wenn man sich einen neuen Song draufschafft und den das erste mal mit der Band hinkriegt.
Oder wenn man neue Spieltechniken oder musikalische Konzepte studiert und die dann das erste Mal einsetzen kann und das dann auch noch funktioniert, das sind die Momente, die mich immer wieder die Gitarre in die Hand nehmen lassen.
Und klar führt das dann über die Zeit auch zu einem emotionalen Stellenwert der Gitarre.
Mit anderen Worten, für mich waren es dann später vor allem die musikalischen Inhalte, die man mittels Gitarre transportieren oder erleben konnte. Und eben nicht Revolution oder Rebellion oder gesellschaftliche Zusammenhänge. Deswegen auch mein Interesse für Jazz inspirierte Musik. Vielleicht war deswegen z.Bsp. Punk oder Grunge nie was für mich. Denn da ist der musikalische Inhalt, für mich zumindest, ziemlich überschaubar (Ich geb' allerdings zu, daß man das damals auch von den Beatles gesagt hat).
Und deswegen bleibt die E-Gitarre auch, denn die Emotion bleibt, während gesellschaftliche Dinge sich oft sehr schnell ändern.
 

Heinzi

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Für mich persönlich hats damit natürlich nichts zu tun - ich hatte eine glückliche Kindheit und keinen Grund zu rebellieren:) Ich wollte einfach Gitarre spielen und die Welt da draussen hat mich eigentlich nicht die Bohne intressiert.
Für sehr viele und für das Bild in der Geselschaft hatte es das aber bestimmt - und das ging bis in die 90er - Grunge und auch Bands wie RATM sind ja Aushängeschilder für nicht nur gesellschaftlichen oder politischen Protest sondern auch Rebellion gegen die glattpolierten 80er und die Haarspray Rockbands. Aber der Gitarrennachwuchs wurde halt oft über diese rebellischen Vorbilder generiert - viele Kids, die E-Gitarre spielen wollen, haben ja auch eher eine optische als eine akustische Assoziation dazu -die sahen Slash mit freiem Oberköprer, Kippe und Gitarre auf Knietiefe und fanden das cool. Ich denke der Autor zielt darauf ab, dass dieses Bild allmählich schwindet.
Ich will jetzt hier auch nicht der advocatus diaboli werden, aber ich sehe was der Artikel sagen will so.
 

nwngnm

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Für sehr viele und für das Bild in der Geselschaft hatte es das aber bestimmt - und das ging bis in die 90er - Grunge und auch Bands wie RATM sind ja Aushängeschilder für nicht nur gesellschaftlichen oder politischen Protest sondern auch Rebellion gegen die glattpolierten 80er und die Haarspray Rockbands.
Ok, wenn man dieser Argumentation folgt, spricht das aber eher dafür, daß die E-Gitarre als Protest-Tool noch lange nicht ausgedient hat. Grund genug gibt's dazu momemtan doch allemal.
Und wütend mit'm Laptop sieht für mich eher witzig aus. :biggrin:
 
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Hamsworld

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Die Gitarre muss ja nicht etwas mit politischen Protest zu tun haben - das Ganze hatte ja auch mit Sex, langen Haaren, zu laut und "verboten" zu tun . Jedenfalls bis in die 90er oder so.
Und wenn man sich noch in den 80ern eine E-Gitarre umgehängt hat, dann hat man daran partizipiert. Einfach so.
Und das kannste heute auch ziemlich vergesssen bei Teenagern und Twens. Die E-Gitarre ist eben selbstverständlich geworden, sogar im Musikantenstadl. Und bei Papa im Schrank.
 

Hamsworld

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Ich hör jetzt auf, versprochen, und gehe melancholisch meine Paula putzen. Vielleicht hat sich noch ein bisschen Sex unter dem Schlagbrett verfangen ...
 

Andy

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Ihr müsst das so sehen, wenn die Gitarristen weniger werden, wird Gitarre spielen wieder etwas "Seltenes" und damit eher einzigartiges :)
 
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mrgodin

Guest
Ihr müsst das so sehen, wenn die Gitarristen weniger werden, wird Gitarre spielen wieder etwas "Seltenes" und damit eher einzigartiges :)
Genau;
Je seltener desto vintage desto wertvoller ?
Daher spiele ich auch nur noch ab und zu;
Da ist der Effekt für mein Gemüt umso intensiver :kaffeesabber:
 
M

mrgodin

Guest
Ich befürchte eher, dass Menschen aus Protest nicht mehr Gitarre spielen, sondern AfD oder Trump wählen:)
Aber Politisches hat ja laut den Forenregeln hier nix verloren :)
Diese Irrungen gab es damals bei der studentischen Bewegung in Deutschland aber auch schon.
Fast alle hatten zBsp. lange Zeit das "Rote Buch" Mao Tse Tungs im Gepäck oder/und
beteten Ho Chi Minh an.
In den 70ern waren es dann Maharishi Mahesh Yogi und Sri Chinmoy.
Die Hinwendung zu vermeintlichen Heilsbringern ist/war damals wie heute unausrottbarer Bestandteil
solcher gesellschaftlicher u. politischer Phasen.
Insofern ist Musik, wie ich bereits beschrieb, auch nur ein weiteres Vehikel (Werkzeug).
 
M

mrgodin

Guest
Ok, wenn man dieser Argumentation folgt, spricht das aber eher dafür, daß die E-Gitarre als Protest-Tool noch lange nicht ausgedient hat. Grund genug gibt's dazu momemtan doch allemal.
Und wütend mit'm Laptop sieht für mich eher witzig aus. :biggrin:
Interessante These.
Aber im Ernst; In der Tat haben sich die Werkzeuge verändert.
Man läuft zwar nicht mit dem Laptop zur Demo, aber Smartphones und Livestreams,
die damit in's Netz gestellt werden, haben die Gitarre in dieser Hinsicht abgelöst.
Die Jugendlichen und generell Protestierenden von heute können niemanden mehr mit
lauten Gitarren in den Wahnsinn treiben.
Die 100 dB beim Konzert heutzutage sind ggf. Normalzustand.
Für alle Altersgruppen u. Gesellschaftsschichten.
Nur die Demos als solche haben sich kaum verändert.
Friedlich, gewalttätig, laut, leise ...
Gibt's und gab es damals wie heute.
 
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Solyth

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Ich hör jetzt auf, versprochen, und gehe melancholisch meine Paula putzen. Vielleicht hat sich noch ein bisschen Sex unter dem Schlagbrett verfangen ...
WAS zum Teufel machst DU mit deiner Paula?????????:kaffeesabber::kaffeesabber::kaffeesabber:

Das mit dem Mädels rumkriegen, mittels in ner Band spielen, hat dann allerdings nur bedingt funktioniert.
Doooooch, das funktioniert!!!!! Man muß nur je nach Musikstil gewisse Abstriche machen und darf vielleicht nicht auf was Dauerhaftes hoffen!

Ich befürchte eher, dass Menschen aus Protest nicht mehr Gitarre spielen, sondern AfD oder Trump wählen:)
Also für mich hatte Gitarrespielen nie was mit Protest oder Politik zu tun. Wir hatten hier in Hamburg einige "politische" Bands in den 70ern und die waren für mein Gefühl sowas von Spaßbefreit.:frusty: Nicht mal die Rocker (nicht im musikalischen Sinn) haben einen für mich akzeptablen Entwurf abgeliefert:doh: (und wir haben öfters auf Motorradtreffen gespielt), weil Gesinnungsgenossenschaft in Politik, Religion+Lifestyle mit der damit einhergehenden Macht einer Bewegung und/oder Kompromissen die Grundidee zu leicht korrumpieren.
Also hab ich Gitarre gespielt, weil ich Musik mag und mir das ein guutes Gefühl gibt, so ist das bis heute und so bleibt es hoffentlich.
Und auch wenn es reichlich Musik mit E-Gitarren gibt, die ich nicht cool finde, macht das die E-Gitarre als solche nicht uncool.
 

Hamsworld

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WAS zum Teufel machst DU mit deiner Paula?????????:kaffeesabber::kaffeesabber::kaffeesabber:
Jimmy Hendrix hat doch schon angefangen mit dem Gitarrensex und die Hälse abgeschleckt. Aber nur seine 64´er Olympic white schmeckte einigermassen befriedigend (oft ist das Nitro im Lack einfach zu dominant im Abgang).
 

Hamsworld

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Lecker wird es auch, wenn mna sie vorher kurz flambiert.
 

Hamsworld

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Leider wenig Vitamine, aber dafür viel Ballaststoffe. Aber Vorsicht mit den Saitenenden!
 

nwngnm

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Interessante These.
Aber im Ernst; In der Tat haben sich die Werkzeuge verändert.
Man läuft zwar nicht mit dem Laptop zur Demo, aber Smartphones und Livestreams,
die damit in's Netz gestellt werden, haben die Gitarre in dieser Hinsicht abgelöst.
Die Jugendlichen und generell Protestierenden von heute können niemanden mehr mit
lauten Gitarren in den Wahnsinn treiben.
Die 200 dB beim Konzert heutzutage sind ggf. Normalzustand...
.
So war das auch nicht gemeint.
Ich hab noch nie jemand mit ner E-Gitarre zur Demo gehen sehen.
Gemeint ist natürlich die künstlerische Verarbeitung von gesellschaftlichen Missständen (siehe z.Bsp Hendrix, Sex Pistols oder auch RATM).
Mit'm Laptop auf der Bühne als Instrument (wohlgemerkt nicht als Sampler für'n Keyboard) sieht für mich einfach lustig aus.

Und 200 dB bei nem Club Konzert gib es in 'nem amtlichen Laden, der seine Konzession behalten will, nicht.
Da hängen normalerweise für jeden Besucher sichtbare dB Meter.
Und es gibt einen Grenzwert der nicht überschritten werden darf.
Gesehen in meinem lokalen Club hier und im Z9, Z11 ? in Pratteln (CH) oder in Ludwigsburg.
 
M

mrgodin

Guest
So war das auch nicht gemeint.
Ich hab noch nie jemand mit ner E-Gitarre zur Demo gehen sehen.
Gemeint ist natürlich die künstlerische Verarbeitung von gesellschaftlichen Missständen (siehe z.Bsp Hendrix, Sex Pistols oder auch RATM).
Mit'm Laptop auf der Bühne als Instrument (wohlgemerkt nicht als Sampler für'n Keyboard) sieht für mich einfach lustig aus.

Und 200 dB bei nem Club Konzert gib es in 'nem amtlichen Laden, der seine Konzession behalten will, nicht.
Da hängen normalerweise für jeden Besucher sichtbare dB Meter.
Und es gibt einen Grenzwert der nicht überschritten werden darf.
Gesehen in meinem lokalen Club hier und im Z9, Z11 ? in Pratteln (CH) oder in Ludwigsburg.
Teil1:
OK; dann hatte ich Dich da etwas falsch verstanden.
Das der Laptop nicht als Demo-Utensil gedacht ist/war, hab ich allerdings wohl verstanden ;-)
Und wenn Gitarren, dann aufblasbare ... :devil:

Teil2:
Hab's korrigiert; Sollte natürlich 100 dB/A lauten.
Mein Fehler.
Bei Konzerten mit Steve Vai bspw. lag der Pegel gemäß sichtbar angebrachtem Messgerät u.a. in Düsseldorf deutlich drüber.
Irgendwo um die 120-130.
Da war ohne Hörstöpsel für mich Ende.
In der Schweiz sind es glaub' ich 95 oder knapp drunter.
Muss mal meinen Bruder fragen.
Der ist auch gelegentlich im Z9.
 
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