Zum Thema InEar möchte ich noch anmerken, dass In-Ear für mich folgendes bedeutet: wenn es mir mal wieder zu laut ist, stecke ich mir die Finger in die Ohren, und wenn ich dann nichts höre, erinnert mich das mal wieder daran, dass der Sound nicht aus den Fingern kommt. Jedenfalls nicht aus meinen.
Zum Thema FRFR noch einige belegte und nachprüfbare Fakten. Da diese aber von jedem anders für sich bewertet werden, kann man dennoch zu unterschiedlichen Einschätzungen des Themas kommen. Meine persönliche nur für mich geltende Einschätzung schreibe ich unten auch noch dazu.
Was damit durchaus geht, ist Interaktion. Zu sehen zB hier:
Ich erinnere mich noch, wie ich diesen legendären Rockpalast-Auftritt von SRV damals gesehen habe und wie verblüfft ich war, dass er sein Feedback aus dem Monitor holte und nicht aus seinem Amp. Aber der stand ja auch 8 Meter hinter ihm und da wäre es doof gewesen, immer nach hinten rennen zu müssen.
Jeglicher Vergleich zwischen einer Gitarrenbox und FRFR macht natürlich überhaupt nur dann Sinn, wenn beide Systeme bei gleicher Lautstärke betrieben werden. Bewegte Luft ist durch nichts zu ersetzen. Wie Paco auch schon sinngemäß sagte, Du kannst nicht eine FRFR-Lösung bei Flüsterlautstärke testen und anschließend einen Amp voll aufreißen und meinen, damit einen fairen Vergleich zu haben.
Und die FRFR-Box sollte auch was taugen. Die meisten sind ja weder FR noch FR.
Cliff Chase sagt zu recht, wenn man auf FRFR setzt, sollte man sich den besten Monitor kaufen, den man sich leisten kann.
Was mit FRFR nicht geht und nicht gehen kann, ist die akkurate Abbildung der Dreidimensionalität einer Gitarrenbox. Letztere hat an jeder Hörposition einen anderen Frequenzgang. Als Erstes denkt man da an den berühmt-berüchtigten Beam, also relativ überspitzte Höhen auf der Achse direkt vom Konus aus in gerader Richtung. Die Entschärfung dieses Beams ist Gegenstand zahlreicher technischer Lösungsansätze, zB die üblichen "Beam-Blocker", wobei mir persönlich (und nicht nur mir) die Deeflexx-Variante von HooVi weitaus am Besten gefällt, da sie sehr organisch klingt und auch noch ein paar andere Probleme löst.
Die Tatsache des je Abstrahlrichtung unterschiedlichen Frequenzgangs einer Gitarrenbox bewirkt aber auch etwas sehr Schönes, nämlich dass man sich einfach nur irgendwo anders hinstellen braucht, um den Sound zu ändern. Das ist vielen gar nicht bewusst, man macht das mehr intuitiv, aber genau das ist ja die Dreidimensionalität einer Gitarrenbox.
FRFR hat hingegen den Anspruch, innerhalb eines bestimmten Bereichs überall annähernd gleich zu klingen (dass viele FRFR-Boxen diesem Anspruch nicht gerecht werden, ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden). Dieser Ansatz ist für PA- und Monitorboxen ja auch unverzichtbar. Allerdings natürlich absolut unvereinbar mit der Abbildung von unterschiedlichen Frequenzgängen je Abstrahlrichtung. An dieser Stelle ist FRFR einfach chancenlos.
Ein für viele Leute funktionierender Lösungsansatz besteht darin, von den vielen unterschiedlichen Sounds einer Gitarrenbox jeweils eine IR zu machen und sich dann diejenige auszusuchen, die einem am Besten gefällt. Das dürfte einer der Gründe dafür sein, dass es so viele IRs gibt, und das ist ja auch ein Segen. Aber dann hat man natürlich auch nur einen einzigen Sound der Gitarrenbox, und nicht die ganzen anderen.
Ich persönlich (imho, ymmv etc. pp.) kann mit FRFR ganz gut leben, schon zu seligen Pod-Zeiten hatte ich mich an den Sound der Kiste aus der PA gewöhnt, was zu Beginn zugegebenermaßen nicht so einfach war. Ich bin aber auch einer, der in Studio-Situationen lieber im Kontrollraum spielt als im Aufnahmeraum. Natürlich ist es total geil, über eine fette Box zu spielen. Geht mir ja nicht anders (alle, die sich an mein glückliches Grinsen bei dieser Situation vor drei Jahren erinnern, werden mir recht geben):
Deshalb habe ich natürlich auch vollkommenes Verständnis für alle, die lieber über "echte" Boxen spielen.