Weil ich noch mal an den Enthusiasmus erinnern will, der mit dem Axe Fx verbunden ist, habe ich folgendes runtergeschmiert:
Da gab es einen Typen Namens Cliff Chase, der sich vorgenommen hatte, ein Gerät zu bauen, dass Amps und Studioequipment möglichst orginalgetreu nachbilden kann. Nicht nur irgendwie den Klang nachzuempfinden, sondern Amps und Equipment, so wie ich es verstanden habe, möglichst Bauteil für Bauteil nachzubauen, so dass sogar z. B. Teile im Amp interagieren (z. B. Speaker und Endstufe).
White Box –
Ansatz, danke
@Klausi. Der Anspruch war, das jeweils so gut wie möglich hinzukriegen, ohne Rücksicht darauf, ob Leute verstehen, was er tut und ob das Gerät für 99,99% Prozent ein technischer Overkill ist, weil sie ja nur Musik machen und einen guten Sound spielen wollen. Es sollte (und soll) das zum jeweiligen Zeitpunkt Optimale für ein bezahlbares Seriengerät sein.
Das beginnt beim Gerät (Rechenleistung, Teile etc.) und geht weiter bei der Software, die für manche ja schon zu oft abgedatet wird und der ja auch unglaublichen Effektsektion (absolut unerreicht von allen Konkurrenten in Qualität und Quantität, oft vergessen bei der Kritik).
Am Anfang waren wir ja oft Kritiken am Sound zu hören, die dann berechtigterweise abgetan wurden mit der Begründung: Es geht ja nie um den Amp-Sound, sondern immer um den abgenommenen Sound. Inwischen ist der IIIer bei mir in der puren Amp-Sound-Zone angelangt, was Klang und Spielgefühl über Abhöre (Kopfhörer, Studiomonitore) angeht (für mich nicht zuletzt durch die genialen Room/Air-Parameter).
Der Kemper kann da in meinen Augen überhaupt nicht mithalten: Der ist optimal für tourende Musiker, die einen über die P.A. laufenden Sound schnell und super hinkriegen wollen. Der Kemper verhält sich aber nur zu (keine Ahnung) höchstens 90 Prozent wie der echte Amp. Deswegen braucht man ja so viele Profile von einem Amp. Man muss dann aber mit seinem Profil leben, Zwischenschritte gehen nicht so richtig. Über die Effekt-Sektion muss man wohl schweigen, was ja nicht heißt, dass sie schlecht oder nicht ausreichend ist.
(Quad Cortex, in Klammern, weil ich es noch nicht gespielt habe: Gutes Gerät mit Potential als Kemper-Killer. Effekte noch etwas unter Kemper-Niveau, was man so hört. Aber natürlich für viele immer noch voll ausreichend. Aber weit weg vom „Optimal-und-alle-Möglichkeiten“-Ansatz. Bedienung am Gerät genial. Aber immer noch schlechter als am Computer, Edit-Software wird vermisst. Für mich mit einem AxeFx III mit FC 12 keine Konkurrenz.
Ich kann mir auch einfach nicht vorstellen, dass das QC soundmäßig am FM3 oder gar Axe Fx III kratzen kann, weil Cliff Chase schon ein paar Jahre Vorsprung hat. In meinen (hier etwas trüben) Augen der bessere Software-Ansatz. Jetzt bin ich aber natürlich auf ganz dünnem Eis. Aber man kann damit bestimmt völlig zufrieden sein, natürlich auch zufriedener als mit einem Axe Fx, wenn man genervt ist von zu vielen Möglichkeiten. Man hört von manchen: Es ist das bessere Gerät zum Live-Spielen. Aber für Zuhause und im Studio hat das Axe-Fx bzw. FM3 noch die Nase vorn. Auch in der Bedienung.
Ich kann mich auch noch nicht mit dem Gedanken anfreunden: "Da kommen irgendwann bestimmt noch Updates." Ja, vielleicht – aber die sind noch nicht da. Am Ende natürlich ein vollwertiges Tool, mit der Möglichkeit, Amps und Pedale zu capturen, oder wie das heißt.
Das ist aber ein bisschen die Richtung: Ich liebe eigentlich meine Amps und Pedale und mache für die Praxis mal eine „Nachbildung“. Fractal Audio erlaubt mir, besser zu sein als meine Amps und Pedale. Meine Meinung.)
Das Helix ist vielleicht auch völlig ok für alle von uns, die live spielen – aber da brauchen wir bestimmt nicht diskutieren.
Das Axe Fx ist ein Tesla, den auf unseren Autobahnen kaum jemand ausfahren kann. Wer braucht den 3,3 Sekunden von Null auf hundert? Man kann zurecht sagen: Ein neuer Golf reicht mir völlig aus. Man kann aber auch sagen: Ich freue mich, dass ich so ein Teil habe, und es macht Spaß. Und hier ist es sogar noch bezahlbar.
Ich finde den „Optimal unter gegebenen Umständen“-Ansatz toll, mit einem genialen, enthusiastischen Entwickler im Hintergrund, der das schon längst nicht mehr machen müsste. (Klar ist der manchmal komisch).
Mein Punkt ist: Ich finde die Kritik unfair, dass Advanced Parameters überflüssig sind, weil wir damit nicht so richtig umgehen können. Und dass das Gerät zu viele Möglichkeiten bietet. Das ist aber das Prinzip des Gerätes: Möglichst alle Möglichkeiten. ("Bitte Computer ohne so viele Programme? Bitte Internet ohne so viele Seiten? Bitte eine Bibliothek mit nicht so vielen Büchern?") Und das ist doch unglaublich genial: Und es funktioniert doch auch noch auf einer viel einfacheren Ebene super (sonst wäre ich auch verloren).
Ich feiere das Gerät noch immer ab, um das mal zeitgeistig auszudrücken, weil ich nichts Neues kaufen muss, aber, wie
@funkstation777 es so ähnlich ausdrückte: Wenn ich Bock habe, gehe ich ins Axe Fx und kaufe mir einen neuen Amp (tune ihn, wenn ich Lust dazu habe) und stelle ihn mir zuhause hin – umsonst. Und kann ihn mit allem was mir einfällt veredeln. Und habe eine fast optimal Schnittstelle zum Computer. Und Anschlussmöglichkeiten etc.
Ganz nahe dran am für mich Optimalen.
Das musste mal raus, bei aller berechtigten Kritik an FAS und den Geräten. Das wird jetzt zu oft vergessen oder als selbstverständlich hingenommen.